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#Es gibt keinen Grund, zu vergessen

Es gibt keinen Grund, zu vergessen

„Einen Tag haben wir noch.“ Kommissar Fredo Schulz klopft Milan Filipovic auf die Schulter. Eine letzte Festnahme, Überstellung vom Flughafen ins Präsidium, dann hat der junge Kollege Dienstschluss. Dann hätte er Dienstschluss. Er erlebt ihn nicht. Weil ein eiskalter Killer seiner Frau, die Drogen aus Kolumbien geschmuggelt hat, den Weg frei schießt. Fredo schlägt er nieder. Kaum aufgewacht, greift der Kommissar zur Flasche. Der Leichnam seines Kollegenfreundes wird gerade abtransportiert. Wenn es einen Grund gibt, bei der Polizei zu bleiben, hat er seiner Mutter gesagt, dann sei es ein Typ wie Fredo, der „gute Bulle“. Doch der macht sich jetzt Vorwürfe und fühlt sich schuldig, mit einigem Recht.

Michael Hanfeld

Michael Hanfeld

verantwortlicher Redakteur für Feuilleton Online und „Medien“.

So beginnt „Der gute Bulle – Nur Tote reden nicht“, und man merkt gleich, dass man es mit einem Lars-Becker-Film zu tun hat. Da wird nicht gekünstelt, nicht lange gefackelt. Dafür ist das Leben zu hart und geht zu leicht verloren. Träume haben die Figuren alle, die Lars Becker zeichnet und versammelt. Aber jede und jeder Einzelne weiß, dass es nur Träume sind: Fredo (Armin Rohde), der Frau und Sohn verloren hat; Milan (Edin Hasanovic), der ja vielleicht doch weiter hätte Polizist sein können; seine Mutter Esra (Anica Dobra), die nach ihrem Mann nun den Sohn betrauert und nichts anderes mehr will, als Milans Mörder zur Rechenschaft zu ziehen; Paz Flores (Lo Rivera), die Drogen schmuggelt, weil ihr gewalttätiger Mann Marlon (Timo Jacobs) sie dazu zwingt, und auch die beiden Beamten Bruno (Carlo Ljubek) und Ronny (Andreas Anke), die am Flughafen mit Absicht nicht jede Drogenkurierin hochnehmen. Nur die Sache mit Paz ging gründlich schief.

In diesen Zirkel der schicksalshaft miteinander Verbundenen schickt Lars Becker einen Außenseiter, der die Verhältnisse scheinbar aus der Distanz betrachtet, aber ziemlich schnell mittendrin ist: Radu Lupescu (Sabin Tambrea) staunt zunächst über Fredos Methoden. „Ihr Verhalten ist absolut nicht akzeptabel“, sagt er, nachdem sich Schulz einen Drogenhändler vorgenommen hat. Doch immerhin wissen sie nun, dass Bundespolizisten in den Fall verwickelt sind. Kriminalrat Paul Schellack (Johann von Bülow), fordert Fingerspitzengefühl, wohl wissend, dass er sich den Rat auch sparen kann. Dass der Neue aber, entgegen seinem Auftrag, Fredo nicht aushorcht und partout nichts Negatives zu berichten weiß über den Kommissar auf der Abschussliste, der doch angeblich ständig betrunken ist, überrascht den Chef dann doch.

Von all diesen Charakteren erfahren wir binnen neunzig Minuten, darin liegt die Kunstfertigkeit Lars Beckers, in der er von Sanjeev Hathiramani (Schnitt) und Simon Guy Fässler (Kamera) unterstützt wird, mehr als in den gängigen Fernsehkrimis. Die Schauspieler haben Raum, weil der Plot auf alle Faxen verzichtet. Ihre Figuren umkreisen einander, niemandes Spur verliert sich, alle haben etwas zu erzählen, selbst wenn sie den Mund kaum aufbekommen. „Wir müssen lernen, zu vergessen“, sagt Fredo. „Nennen Sie mir einen Grund, warum man vergessen soll. Ich kenne keinen“, antwortet ihm Esra. „Erst wenn du tot bist, sagst du nichts mehr“, erklärt Paz und – stimmt ein kolumbianisches Klagelied an.

Der gute Bulle – Nur Tote reden nicht, 20.15 Uhr im ZDF

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