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#Es muss nicht immer eine Stadtlöwin sein

Die bei Kindern beliebte Geschichte „Stadtbär“ von Autorin Katja Gehrmann endet mit dem Rückzug des Bären und seiner Freunde – vom Biber über Habicht und Dachs bis zum Fuchs – in den Wald. In dem Kinderbuch ist die Rückkehr in den gewohnten Lebensraum das versöhnliche Ende eines Ausflugs in die Straßenschluchten der Stadt. Der Stress im Straßenverkehr setzt den Tieren derart zu, dass sie den urbanen Raum schnell wieder hinter sich lassen.

In der Wirklichkeit aber sind Städte für Wildtiere gar nicht so unattraktiv. Das berichtete der Biologe Simon Mösch, Doktorand an der Berliner Humboldt-Universität, in einem launigen Vortrag zu „Wildtieren in der Stadt“ im Frankfurter Zoo. „Wenn wir aus dem Flugzeug auf Deutschland schauen, dann sehen wir parzellierte Landschaft. Es gibt kaum Rückzugsorte für Tiere, die nicht durch Landwirtschaft, Verkehr oder Industrie gestört werden“, sagte er. Städte böten hingegen berechenbare Lebensräume, weswegen sich Wildtiere dort wohlfühlen könnten. Mösch baute so wohltuend unideologisch Ängste ab vor der Nachbarschaft zu wilden Tieren.

Keine Tollwutgefahr: Ein Fuchs schnuppert am Rücksack.


Keine Tollwutgefahr: Ein Fuchs schnuppert am Rücksack.
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Bild: Simon Mösch

Quizrunde belegt Vorurteile

Es muss, das sollte in diesen Tagen betont sein, ja nicht unbedingt ein Stadtbär oder gar eine Stadtlöwin sein, die sich im näheren Umkreis des Menschen bewegt. Ein solches Szenario hatten Behörden in Berlin tagelang zumindest nicht ausgeschlossen, weswegen die Polizei mit einem Großeinsatz auf die Suche gegangen war – um die Löwin am Ende dank Kotuntersuchungen als Wildschwein zu entlarven. Mösch hielt die ganze Aufregung von Beginn an für „verrückt“. „Jeder Experte sagte bei Ansicht der Aufnahmen, dass es sich um ein Wildschwein handeln müsse, das im Strahl einer Taschenlampe eben wie eine Löwin aussehen kann“, sagte er. Die Geschichte belege die Irrationalität im Verhältnis vom Mensch zu Tier.

Das zeigte auch die kleine Quizrunde, die Moderator Marco Dinter gemeinsam mit Mösch und dem Publikum durchspielte. Tatsächlich war der Wissensstand selbst unter den gut 70 Zuhörern bezüglich der Existenz von Bibern am Main oder der Gefahr durch Füchse oder Marder recht gering ausgeprägt. „Deutschland gilt seit Anfang der 2000er-Jahre als terrestrisch tollwutfrei, nur Fledermäuse könnten ganz selten noch eine Gefahr darstellen“, erklärte Mösch. „Dennoch hält sich hartnäckig das Vorurteil, dass Füchse Tollwut bringen, auch weil jahrzehntealte Warnschilder nicht abgebaut werden.“

Ein Plüschtier im Raubkatzenpelz

Ähnlich deutete er das Abstimmungsergebnis, bei dem die Mehrheit dem Marder zwei Millionen beschädigte Autos im Jahr zutraute. „Es sind aber weniger als 200.000, was bei 50 Millionen Autos sicher nicht rechtfertigt, ihn als Automarder zu verteufeln.“

Frankfurter Befindlichkeiten, wo schon lange keine Löwin mehr in der Stadt vermutet wurde, thematisierte Mösch mit Ausführungen zur Nilgans. „Die hat meines Wissens auch hier in Freibädern oder Parks nicht das gute Ansehen wie das Eichhörnchen“, sagte er scherzend. „Die Menschen haben Nilgänse selbst als schöne Vögel angesiedelt und damit dafür gesorgt, dass sie nun eine invasive Art sind. Da wäre Ausrottung schon sehr unfair.“ Mösch plädiert dafür, die Nilgänse zu akzeptieren. Man dürfe aber durch Vergrämung mit Greifvögeln Liegewiesen vor Verkotung schützen und die Population kontrollieren. Und selbst bei Ratten im Garten sieht Mösch übrigens noch keinen Anlass zur Verzweiflung. „Das ist nicht gesagt, dass die sich vermehren müssen. Das sollte man beobachten und sich erst einmal freuen, dass der Fuchs etwas zum Fressen hat.“

In Berlin gab es übrigens eine Fortsetzung der Löwen-Geschichte. Ein Mann alarmierte im Stadtteil Dahlem abermals die Polizei wegen einer Raubkatze. Tatsächlich handelte es sich dabei nicht um ein Wildschwein. Die Polizei identifizierte die vermeintliche Raubkatze als Plüschtier.

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