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#Europa muss seine Strategie im Indo-Pazifik ändern

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Europa muss seine Strategie im Indo-Pazifik ändern

Politiker zeigen Nerven, Botschafter werden zurückgerufen, Handelsgespräche verschoben: Ihren Zuschauern bietet die tiefe diplomatische Krise zwischen Australien und Frankreich, später zwischen Amerika und Europa, im Ringen um einen Auftrag für Unterseeboote einigen Unterhaltungswert. Natürlich hängen auch an Rüstungsaufträgen im Wert von mindestens 60 Milliarden Euro für die Lebenszeit der Boote Tausende Arbeitsplätze. Doch geht es hier um mehr: Die ursprünglich zwölf französischen, nun wohl acht amerikanischen Boote für die Australier sind Teil der neuen Sicherheitsarchitektur des indo-pazifischen Raums, des am schnellsten wachsenden Wirtschaftsraums der Erde. Gut hundert Jahre, nachdem das deutsche Schutzgebiet Kaiser-Wilhelm-Land, heute Teil Papua-Neuguineas, australisches Mandatsgebiet wurde, wird nun auch wieder über eine Rolle Deutschlands in der Region gesprochen.

Der Grund dafür liegt in Peking. Chinas unglaublicher Wirtschaftsaufschwung, mehr noch seine expansive Politik mit der Einflussnahme über die Neue Seidenstraße und der Landnahme im Südchinesischen Meer, setzen Ängste frei. Die Versorgung der Welt hängt zu einem wachsenden Teil am Erfolg von Pekings Politik. In der Region entscheiden sich Überleben und Wohlstand von Milliarden Menschen. Es geht aber auch um seltene Erden, um Energie, um Erz und Kohle, um Fischereirechte, um die Ausbeutung von Bodenschätzen auf dem Meeresgrund und Stimmen auf der multilateralen Ebene. China die Stirn zu bieten ist schwierig. Australien hat zu spüren bekommen, wie Peking mit Ländern umgeht, die sich seiner Weltsicht widersetzen. Politiker in Canberra reden schon vom „kommenden Krieg gegen China“.

Das von den scheidenden Bundesregierungen bevorzugte Konzept des „Wandels durch Handel“ ist hier gescheitert. China hat sich gewandelt; allerdings nicht in die Richtung, auf die Berlin hoffte. Der Aufbau eigener Strukturen der Pazifik-Demokratien Amerika, Australien und Japan (Quad) war so langsam, dass er Peking Raum ließ. Nun folgt die Aufrüstung, wenn auch in ungleichem Maße: Deutschland entsendet eine Fregatte in die Region, Frankreich und Großbritannien schicken Flugzeugträgerverbände, Australien, Amerika und Großbritannien gründen den Militärbund AUKUS um Atom-U-Boote.

Von Peking lernen

Gerade für die ärmeren Länder der Region ist es ein Desaster, füllen sich Waffenhändler nun die Taschen. Australiens neue Schiffe sind nicht atomar bewaffnet. Die Nachrüstung aber kann folgen, wenn sich das Land mit seinen Uranvorkommen der Nuklearenergie öffnet – was viele schon für die abgesagte Achse mit Paris erwarteten. Krieg darf daraus nicht werden, Paroli aber muss Peking geboten werden. Zwar scheint militärische Stärke unabdingbar, um in Asien mit seinen neuen und alten Diktaturen ernst genommen zu werden. Wichtiger aber sind zwei Ansätze, die die Europäer bisher vermissen lassen: Erstens braucht es vernünftige Aufbaukonzepte, die langfristig tragen und Regierungswechsel überdauern. Zweitens sollten die Europäer hören auf den Bedarf Asiens, statt ihm Vorschriften zu machen.

Hier lässt sich von Peking lernen: Der Indo-Pazifik benötigt Unterstützung für den Abbau von Armut, viel mehr Arbeit, eine tragfähige Infrastruktur, Klimahilfen. Die EU ist größter Investor, stärkster Entwicklungshelfer und wichtiger Handelspartner Asiens. Doch ihre politische Kraft bezweifeln immer mehr Asiaten. Auch deshalb verschulden sich die Regierungen Asiens lieber in China, als auf vage Konzepte aus Brüssel oder gar Berlin zu warten. Denn die brauchen lange, sind finanziell nicht unterfüttert und enden meist im Appell an die Privatwirtschaft, die die Risiken nicht ohne Grund scheut.

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Mit Südostasien, Indien und Australien stehen drei mögliche Partner zur Verfügung. Alle drei sind schwierig. Wegducken gilt nicht, auch Querschläger aus Washington gehören nicht erst seit Afghanistan zum Geschäft. In Peking klopfen sie sich auf die Schenkel, wenn sich Canberra und Brüssel streiten.

Regierungen müssen in Absprache miteinander sehr schnell Rahmenbedingungen schaffen, die über um Jahre verspätete „Indo-Pazifik-Konzepte“ hinausgehen. Europa muss zeigen, dass Demokratien zwar dem ständigen Wandel unterliegen, eben dank ihrer Flexibilität aber anpassungsfähiger sind als Diktaturen – auch an ein sich änderndes Asien. Die nächste Bundesregierung, insbesondere Rot-Grün, muss auch hier Antworten finden, will sie denn das Merkel-Maas-Vakuum füllen. China wartet nicht auf Wahlen oder Wortwechsel.

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