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#Europas Banken steht ein Sturm bevor

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Europas Banken steht ein Sturm bevor

Inzwischen warnt die Europäische Zentralbank (EZB) die Banken regelmäßig, sich auf eine Welle an Insolvenzen und Kreditausfällen vorzubereiten. Am Montag nutzte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos seinen Auftritt auf der virtuellen Konferenz Euro Finance Week in Frankfurt, um an die weitreichenden Folgen der Corona-Pandemie zu erinnern. Die Banken der Eurozone würden nicht vor dem Jahr 2022 die Profitabilität vor der Corona-Krise erreichen. Schon damals war deren Ertragskraft deutlich geringer als die amerikanischer Institute.

Markus Frühauf

Europas Banken sollten ihre Kapitalpuffer zur Abfederung von Verlusten infolge der Virus-Pandemie einsetzen, empfahl de Guindos. Zugleich sei es wichtig, dass die Institute ihre Kreditvergabe an die Wirtschaft nicht zurückfahren, sagte der Spanier. Zu diesem Zweck haben die Aufseher die Kapitalanforderungen der Banken deutlich gelockert und diesen gleichzeitig den Verzicht auf Dividenden und Aktienrückkäufen nahegelegt. Mit den abermaligen Lockdown-Maßnahmen und den weiterhin hohen Infektionszahlen droht Europas Banken ein Sturm, der die guten Zahlen im dritten Quartal schnell in Vergessenheit drängen kann.

Sturm bedeutet, dass das schwere Konjunkturszenario der EZB eintritt, also das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone in diesem Jahr um 10 Prozent schrumpft. Darauf bereitet sich das Frankfurter Institut für Risikomanagement und Regulierung (Firm) vor, zu dessen Gründungsmitgliedern Deutsche Bank, DZ Bank und die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) zählen. In einer aktuellen Studie, die der F.A.Z. vorliegt, warnt die auf Finanzrisiken ausgerichtete Denkfabrik vor den schweren Belastungen, die Banken aufgrund der Rezession drohen.

„Die Corona-Krise wird das Problem notleidender Kredite in den Bilanzen europäischer Banken verstärken“, sagt Gerold Grasshoff, ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender von Firm und hauptberuflich leitender Partner der Beratungsgesellschaft BCG, im Gespräch mit der F.A.Z. Das werde besonders in Spanien und Italien der Fall sein. Dort hat der von den Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionen stark betroffene Tourismus eine hohe wirtschaftliche Bedeutung. Und in diesen beiden Ländern, insbesondere in Italien, lasten noch aus den vergangenen Jahren viele faule Kredite auf den Banken.

Gefahr einer Kreditklemme

„Die Gefahr einer Kreditklemme in Europa ist trotz der schon eingeführten aufsichtsrechtlichen Maßnahmen nicht gebannt“, sagt Grasshoff, der angesichts der zweiten Corona-Welle inzwischen das schwere Szenario der EZB für wahrscheinlich hält. Die Risikovorsorge der Banken sei zwar im ersten Halbjahr deutlich gestiegen, aber sie profitiere weiterhin von den Ausnahmeregelungen zur Insolvenzanmeldung. Diese gibt es laut Grasshoff auch in anderen europäischen Ländern.

Sollten diese Ausnahmeregelungen enden, rechnet er mit einem deutlichen Anstieg der Insolvenzen und der Kreditausfälle. Das könne in den ersten beiden Quartalen 2021 der Fall sein. Eine Zunahme der notleidenden Kredite und der risikoreichen Bilanzpositionen erfordere einen höheren Puffer aus Eigenkapital, das dann nicht mehr für neue Kredite zur Verfügung stehe, fügt er hinzu. Der oberste Bankenaufseher der EZB, Andrea Enria, hält im schweren Szenario einen Anstieg der notleidenden Kredite auf 1,4 Billionen Euro für möglich.

Derzeit liegen in den Bankbilanzen 503 Milliarden Euro an faulen Krediten. Die Kreditverluste können das Eigenkapital der Banken aufzehren. Der Firm-Studie zufolge wird sich die Krise mit Blick auf das harte Eigenkapital (Aktien und Gewinnrücklagen; CET1) voraussichtlich insbesondere im südeuropäischen Raum manifestieren, wo Banken vereinzelt unter ihre Mindesteigenkapital-Anforderungen sinken könnten.

Sollte sich das schwere Szenario einstellen, sei auch in vielen anderen Ländern Europas wie Frankreich, Österreich, Großbritannien, Niederlande oder Deutschland damit zu rechnen, dass einzelne Banken die Anforderungen nicht mehr erfüllen könnten. Nach den Berechnungen von Firm wird die Corona-Krise die schwersten Auswirkungen auf die spanischen Banken haben, wo im schweren Szenario 91 Prozent des Bankenmarktes (aggregierte Bilanzsumme) unter das EZB-Mindestniveau fallen können. In Deutschland wäre es mehr als ein Drittel – ein Wert, ab dem von einer Bankenkrise gesprochen werden kann.

EZB-Chefaufseher Enria fordert deshalb Abwicklungsplattformen (Bad Banks), mit denen Banken faule Kredite abbauen können. De Guindos rief die Länder und die EU nun dazu auf, einen umfassenden Plan zu erarbeiten, um die Institute darin zu unterstützen, ihre faulen Kredite in den Bilanzen abzubauen.

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