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#Senden als Prinzip

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Hast du noch im Kopf, wie viele es insgesamt waren, mit denen du geschlafen hast?“ Diese Frage ist eine der ersten, die Reporter Oleg seiner Interviewpartnerin Lara zu Beginn eines siebzehnminütigen Videos mit dem Titel „Daddy Issues: Mein Bodycount ist über 100!“ richtet. Veröffentlicht Mitte April auf dem Youtube-Kanal des Reporterformats „Die Frage“, produziert von „Funk“, dem Jugendangebot von ARD und ZDF.

Das Gesicht der Befragten erscheint im Laufe des Videos nicht, es ist verpixelt, zu ihrem eigenen Schutz. Laras Eltern, so rahmt der Reporter die ausschnitthaft gezeigten, mit Musik unterlegten Gesprächsfetzen, hätten sich in ihrer späten Kindheit getrennt, sie habe daraufhin einen Vaterkomplex entwickelt, der bis heute in ihrem Beziehungsverhalten Ausdruck finde. Im Fortgang des Gesprächs berichtet die Protagonistin von Selbstverletzungen, psychischem Leidensdruck, einem als schmerzvoll und fremdbestimmt erlebten Beziehungsleben. Eine Paartherapeutin soll erst in der nächsten Folge hinzugezogen werden.

Das Logo des Jugendsenders „Funk“


Das Logo des Jugendsenders „Funk“
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Bild: Funk

Das zu dokumentieren, lässt Oleg die Zuschauer wissen, ist nicht das einzige Ziel des Videos: „Das Krasse daran ist, ihr Papa, der weiß noch gar nichts davon und das wird sich heute höchst wahrscheinlich ändern. Denn dieses Video, das machen wir nicht nur für euch, das macht die Lara auch für ihren Papa und heute Abend schickt sie ihm das und konfrontiert ihn somit zum aller, allerersten Mal.“

Oleg Grygorov ist seit Februar dieses Jahres Teil des Reporterteams von „Die Frage“. „Die Frage“ fällt in das Informationsangebot des digitalen Jugendsenders. In diesem Format sucht man, so will es die Selbstbeschreibung, nach Antworten auf „diese ganz großen, kniffligen Fragen“. Dazu zählen die Sendungsmacher: „Warum mobben wir?“ „Saufen wir zu viel?“ Oder: „Was machen Pornos mit uns?“ In einem eigens veröffentlichten Vorstellungsvideo teilt Oleg seine Freude mit, nun auch dabei zu sein. Die „Frage-Community ist eigentlich so krass inklusiv“, das bereite ihm ein gutes Gefühl. Vor zwei Wochen erst, das lehrt ein Blick weg von Youtube auf den zweiten Ausspielweg der Reihe auf Instagram, bereiste er für die Sendungsreihe die tschechische Hauptstadt Prag, in der er, so entnimmt man es der Bildunterschrift, „extreme, aber auch peinliche Sachen ausprobiert“ habe, bei denen es für die Zuschauer bald auch „ein bisschen nackte Haut zu sehen“ gäbe.

Ambivalentes Fazit

Solche Eindrücke einzelner Videofolgen haben erst einmal wenig repräsentative Aussagekraft über das inhaltliche Angebot des Jugendsenders. „Anekdotische Evidenz kann man damit erzeugen“, sagt der Kommunikationswissenschaftler Janis Brinkmann von der Hochschule Mittweida in Sachsen. Brinkmann ist Autor einer im Auftrag der Otto-Brenner-Stiftung erstellten und kürzlich veröffentlichten Studie zum Reportagestil des Senders.

Durchgeführt hat er eine quantitative Inhaltsanalyse. Dafür hat er von Juni 2016 bis April 2022 mehr als tausend Videos gesichtet und gefragt: Welche Themen kommen vor, wie wird berichtet, wo spielen die Beiträge, welche Informationsquellen gibt es? Der im Titel der Studie genannte Forschungsansatz „Wie die Reportage-Formate von funk Wirklichkeit konstruieren“ endet in einem durchaus ambivalenten Fazit: Im Mittelpunkt der Reportagen stehe häufig allein die Interaktion zwischen interviewter Person und Reporter, Themen seien häufig Gesundheit, Kriminalität und Partnerschaft. Politik und Ostdeutschland spielten kaum eine Rolle, die Ansprache erfolge bewusst gefühlsbetont und subjektiv. Blickt man noch mal auf die eingangs geschilderte Szenerie, fällt auf: Ganz so atypisch scheint das für den Reportagestil bei Funk nicht zu sein.

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