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#In Russlands Führung kämpft jeder gegen jeden

Der Dammbruch am Dnipro war für Russland ein seltener Moment der Einmütigkeit: Die Ukrainer sollen es gewesen sein. Zwar liegt der Staudamm von Nowa Kachowka auf Gebiet, das Russland militärisch kontrolliert. Auch hatten Russlands Kriegsblogger wenige Stunden vor der Zerstörung noch Sorgen über eine ukrainische Eroberung des Damms geäußert und verkündet, man habe sich vorbereitet; jetzt dürften die Überflutungen eine ukrainische Gegenoffensive am Unterlauf des Dnipros sehr erschweren.

Das hindert Präsident Wladimir Putins Macht- und Medienapparat aber nicht daran, den Vorfall zugleich zu nutzen, um Kiew abermals zu beschuldigen.

Abseits der Einmütigkeit zum Dammbruch gibt Putins Apparat ein zusehends zerstrittenes, zerrüttetes Bild ab. Das Dauerringen zwischen dem Milizenführer Jewgenij Prigoschin und dem regulären Militär eskaliert. Prigoschin ließ einen Brigadekommandeur festsetzen, weil der seine Milizionäre beschossen habe.

Das ist ein Schritt weiter als Prigoschins ständige Häme für das Militär und die routinierten Vorwürfe, er bekomme zu wenig Munition. Der Milizenführer fordert schon offen, die Militärführung um Verteidigungsminister Sergej Schojgu abzusetzen, gar zu erschießen, spricht von Säuberungen, einem Kampf gegen Korruption.

Die Autorität des Staates erodiert weiter

Vielleicht ist sogar das nur eine Inszenierung, ein Ablenkungsmanöver für enttäuschte Kriegsenthusiasten und für Putin zugleich ein Mittel, den Druck auf Schojgu und den Generalstab hochzuhalten. Vielleicht ist es mehr, Anzeichen eines Ringens hinter den Kulissen und Vorbote künftiger Gewalt auch in Russland selbst. Die Autorität des Staates erodiert weiter.

Sträflinge, die freigelassen wurden, um für Prigoschin zu kämpfen, und überlebten, haben in Russland neue Straftaten begangen. Der Soldat, den Prigoschin festsetzen ließ, hat nun über Folter in den Händen der Freischärler berichtet. Auch andere Soldaten seien misshandelt und um ihre Ausrüstung erleichtert worden.

Prigoschin und der Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow untergraben offen die Darstellungen des Verteidigungsministeriums etwa zur Lage im westrussischen Gebiet Belgorod. Dorthin sind bewaffnete russische Putin-Gegner eingesickert und vermitteln das Bild, sich in einem Dorf an der Grenze festgesetzt zu haben.

Der Realität längst enthoben

Die Kontrolle über das Narrativ ist dem Kreml wichtig, aber es droht ihm zu entgleiten. Die Fülle an Fehlentwicklungen führt dazu, dass selbst erfahrene Stützen des Apparats in Politik und Medien mitunter planlos daherreden. Denn Putin schweigt zu alldem, wie er traditionell zu für ihn unangenehmen Vorgängen schweigt. Als wäre alles in Ordnung, liefe alles nach Plan.

Doch das tut es nicht. Putin hat Russland in einen großen Krieg geführt, ohne Erfolgsperspektiven und zusehends ohne Orientierung. Es ist nicht klar, inwieweit der schlechten Nachrichten und Kritik abholde Oberbefehlshaber ein reales Bild der Lage erhält.

Seine Kriegsziele wie „Entnazifizierung“ und „Demilitarisierung“ bleiben wolkig, zugleich rückt der Präsident nicht von seinen Eroberungsphantasien und Ideen einer neuen Weltordnung nach seinem Geschmack ab. Putin setzt einerseits offenbar auf die Duldsamkeit der Russen – und andererseits auf eine Ermüdung im Westen, der irgendwann die Ukraine fallen lassen werde.

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