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#EZB sieht trotz Inflation keinen Grund zum Handeln

EZB sieht trotz Inflation keinen Grund zum Handeln

Der aktuelle Inflationsschub im Euro-Raum zwingt die Europäische Zentralbank (EZB) aus Sicht ihres Chefvolkswirts Philip Lane nicht zum Handeln. Bei den Dienstleistungen sei der Preisanstieg schwach, gleiches gelte für das Wachstum der Löhne, sagte Lane am Montag bei einer Veranstaltung des Institutes of International Finance (IIF). „Der Auslöser für geldpolitisches Handeln ist nicht vorhanden.“ Damit der Anstieg der Preise sich als dauerhaft erweise, müsse er sich erst von den Güterpreisen auf die Dienstleistungen und die Löhne hin ausbreiten.

Es geht um die Frage, wie die EZB auf den deutlichen Anstieg der monatlichen Inflationsraten reagieren soll: Die Inflation im Euro-Raum war im September mit 3,4 Prozent so hoch ausgefallen wie seit 13 Jahren nicht mehr. Ein Großteil des derzeitigen Preisauftriebs ist nach Ansicht der EZB aber nur vorübergehend und durch die Folgen der Corona-Krise bedingt.

Temporäre und dauerhafte Effekte unterscheiden

Der EZB-Chefvolkswirt dämpfte bei einer zweitägigen Konferenz zur Geldpolitik die Erwartung, dass die Notenbank auf die höhere Tarifabschlüsse, die sich in einigen Euro-Ländern abzeichnen, mit einer Straffung ihrer Geldpolitik reagieren könnte. Zuletzt hatte es Spekulationen an den Finanzmärkten gegeben, die Notenbank können schneller als erwartet die Anleihekäufe auslaufen lassen und dann die Zinsen anheben. Lane hob hervor, die Notenbank verfolge genau, wie die Lohnabschlüsse in der Eurozone ausfielen. Sie werde dabei aber unterscheiden, was von dem Lohnanstieg nur mit der Pandemie zusammenhänge. „Die Unterscheidung zwischen vorübergehenden und anhaltenden Veränderungen des Lohnwachstums wird eine wichtige Rolle bei der Beurteilung der zugrunde liegenden Inflation spielen.“

Insbesondere bedeute eine einmalige Verschiebung des Lohnniveaus, wenn damit nur auf einen vorübergehenden unerwarteten Anstieg des Preisniveaus reagiert werde, keine „Trendverschiebung des Verlaufs der zugrunde liegenden Inflation“, argumentierte Lane.

Paradox bei Energiepreisen

Ein starker Anstieg der Energiepreise allein sei kein Grund für die Notenbank, die Geldpolitik zu straffen, sagte der EZB-Ökonom. Im Gegenteil: Wenn die Energiepreise schockartig stiegen, könnte das sogar die Wirtschaftsentwicklung bremsen und damit den Preisdruck mittelfristig verringern. „Bei der Prüfung der Auswirkungen des derzeitigen Energiepreisanstiegs müssen die gesamten makroökonomischen Folgen negativer externer Schocks und von Angebotsschocks im Energiesektor berücksichtigt werden, einschließlich des damit verbundenen Gegenwinds für die Wirtschaftsaussichten und des negativen Wohlstandseffekts, der mit einer Verschlechterung der Terms of Trade einhergeht“, sagte Lane. „Durch diese Mechanismen kann ein Energiepreisschock gleichzeitig die Gesamtinflation erhöhen, aber auch Abwärtsdruck auf die Entwicklung der zugrunde liegenden Inflation ausüben.“

Unterdessen hat das niederländische EZB-Ratsmitglied, Klaas Knot, Anleger an den Finanzmärkten vor Risiken einer weiter steigenden Inflation gewarnt. Seit Beginn der Corona-Krise hätten sich Akteure an den Finanzmärkten deutlich risikofreudiger gezeigt, sagte Knot. Das riskantere Anlegerverhalten mache die Märkte aber anfälliger für Stimmungsumschwünge. Die aktuell vergleichsweise hohe Inflation sei zwar weitgehend als vorübergehend anzusehen. Es gebe bei der Entwicklung aber mehr Dinge, die man nicht verstehe, als Dinge, die man verstehe. Knot fügte hinzu, dass der Preisdruck möglicherweise stärker sein könnte als bisher prognostiziert.

Politische Aufgaben für Notenbanken?

Der Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff wies derweil auf Gefahren hin, die für die Notenbanken durch das engere Heranrücken an die Staaten in der Pandemie entstanden sein könnten. Weil die Notenbanken durch die extremen Niedrigstände der Zinsen gezwungen seien, sich stärker der Anleihekäufe zu bedienen, gebe es eine stärkere Überlappung mit Instrumenten der fiskalpolitischen Autoritäten. Dabei müssten die Notenbanken aufpassen, nicht nur Juniorpartner der Staaten zu sein.

Gerade weil die Notenbanken über viel Einfluss und Expertise verfügten, würden ihnen zunehmend auch allgemeine politische Aufgaben angetragen, etwa im Umwelt- und Klimaschutz. Rogoff meinte, es sei nicht so problematisch, wenn die Notenbanken beispielsweise ihre Rolle als Regulator für Banken nutzten, um Zielen zu mehr Nachdruck zu verhelfen, die von den demokratisch gewählten Institutionen vorgegeben würden.

Wagten sie sich hingegen an eigene Zielsetzungen, so bestünden Glaubwürdigkeitsrisiken, wenn sich die Notenbanken in Bereichen engagierten, die „nur dünn mit ihrem Mandat und ihrer Expertise verbunden“ seien.

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