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#Fährt dieser Wagen noch einmal vor?

Fährt dieser Wagen noch einmal vor?

Was tun mit der Goldenen Kutsche? Mit ihrer Ausstellung im stadtgeschichtlichen Amsterdam Museum hat sie nach jahrelanger Restaurierung für gut acht Monate ihren Platz gefunden. Doch eine schwelende Frage beschäftigt das Volk nun umso intensiver: Wird das prachtvolle Gefährt jemals wieder seinen jährlichen öffentlichen Großauftritt bekommen – oder gehört es dauerhaft ins Museum, als ein Symbol überkommener kolonialer Glorie?

Traditionell bringt die Goldene Kutsche am dritten Dienstag im September das Königspaar zur Thronrede: Vom Palast Noordeinde rollt sie zum Parlamentskomplex, wo das Staatsoberhaupt die wichtigsten Pläne der Regierung verliest. Es ist der „Prinsjesdag“, der Auftakt zum parlamentarischen Sitzungsjahr und auch sein Höhepunkt. Daneben kommt der Wagen selten zum Einsatz, etwa zur Hochzeit des heutigen Königspaars Willem-Alexander und Máxima 2002.

Kulturerbe oder abschieben?

Unumstritten ist die Kutsche seit längerem nicht mehr. Hauptgrund ist eine Abbildung auf der linken Seite mit dem Titel „Huldigung der Kolonien“, eine Allegorie des Malers Nicolaas van der Waay. Schwarze Personen in Demutsgesten bieten einer weißen Frau auf einem Thron Geschenke an. Das sei rassistisch und verherrliche die Kolonialvergangenheit der Niederlande, sagen Kritiker, weswegen der Wagen ins Museum abgeschoben gehöre. Die Befürworter sehen die Kutsche als Kulturerbe, das zu erhalten sei.

Der Grundkonflikt ist also derselbe wie im Streit um den Schwarzen Peter bei den Nikolaus-Feiern, der das Land immer tiefer aufwühlt. Inzwischen vollziehen sich beide Debatten vor dem Hintergrund der Identitätspolitik. Diese wird allerdings weniger aggressiv vertreten als in Deutschland: Die Neigung, Konservative in die Nähe von Rassisten oder Rechtsradikalen zu rücken, ist hier weniger ausgeprägt – im Einklang mit der generell toleranteren Debattenkultur.

Gläserne Kutsche als Ersatz

Das Thema „Goldene Kutsche“ geriet in den vergangenen Jahren ohnehin weitgehend in den Ruhemodus, denn der Wagen wurde nach seinem vorerst letzten Prinsjesdag 2015 aufwendig restauriert. Seitdem fährt das Königspaar ersatzweise in einem zweiten Vorzeigegefährt vor: der kurz zuvor restaurierten, fast 200 Jahre alten Gläsernen Kutsche. Nach ihrer Auffrischung ist die Goldene Kutsche nun zur monatelangen Ausstellung ins Amsterdam Museum gerollt. Die Bevölkerung der Stadt hatte das Gefährt 1898 Königin Wilhelmina zur Amtseinführung geschenkt; die Monarchin nahm es 1901 zu ihrer Hochzeit erstmals in Gebrauch.

Bis Ende Februar 2022 ist die Kutsche nun im Museum zu besichtigen, zum Prinsjesdag in diesem September fällt sie also nochmals aus. Aber was tun im kommenden Jahr? Das Museum beleuchtet die historischen Hintergründe der Kutsche aus verschiedenen Perspektiven, Besucher sollen ihre Meinung äußern. Das Haus fiel 2019 damit auf, dass es den Begriff des „Goldenen Jahrhunderts“ abschaffte, das gängige Synonym für das 17. Jahrhundert, als die Niederlande auf der Höhe ihrer globalen Macht standen und Meere beherrschten. Zu viele negative Elemente sah das Museum, als dass man die Ära unbekümmert veredeln solle: Sklavenhandel etwa, Reichtum durch Ausbeutung.

Der König hielt sich bisher öffentlich zurück. Nun lässt eine Bemerkung aufhorchen, die er nach einem Bericht der Zeitung AD (vormals Algemeen Dagblad) gegenüber der Museumsdirektorin am Donnerstag auf seinem Rundgang vor der Eröffnung der Ausstellung machte: Die Kutsche stehe dort, wo sie hingehöre. Darüber wurde am Wochenende noch gerätselt. Meinte er: für immer? In den vergangenen Tagen meldeten sich im Übrigen vereinzelt Republikaner und andere Kritiker des Königshauses zu Wort. Die lehnen die Kutsche aus einem ganz anderen Grund ab: Sie sei zu prahlerisch. Der König möge zur Thronrede mit dem Fahrrad fahren oder mit der Straßenbahn.

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