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Farbe und Fundament

Daran, dass der Gott, der wenige Jahre zuvor das große Sterben auf den Schlachtfeldern hatte geschehen lassen, sich darum kümmern würde, dass der richtige Architekt einen Wettbewerb gewinnt, glaubte Rudolf Schwarz offenbar nicht. Der junge Baumeister nahm lieber selbst Einfluss auf die Zusammensetzung der Jury, die im Jahr 1927 über die Gestalt der geplanten Frauenfriedenskirche in Frankfurt-Bockenheim entscheiden sollte. Gerta Krabbel, Vorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbunds und somit oberste Bauherrinnenvertreterin, war seine Verbündete. Und tatsächlich gewann Schwarz, der sich mit seinem Mentor Dominikus Böhm zusammengetan hatte, unter 157 Teilnehmern den Wettbewerb. Ihr radikal moderner Entwurf sah einen fast fensterlosen, rechteckigen Innenraum vor.

Matthias Alexander

Allein, auch die Konkurrenz fügte sich nicht in ihr Schicksal. Hans Herkommer aus Stuttgart, der mit einem Ankauf bedacht worden war, zog seinerseits Strippen. Sein Entwurf wurde schließlich gebaut. Immerhin, Schwarz konnte seine für Frankfurt entwickelte Raumvorstellung kurz darauf mit St. Fronleichnam in Aachen verwirklichen.

Trauer um die Gefallenen

Die Anforderungen, denen die Architektur von Frauenfrieden genügen musste, waren vertrackt. Unter dem Eindruck des Massensterbens an den Weltkriegsfronten war die Frauenbundsvorsitzende Hedwig Dransfeld im Jahr 1916 mit der Idee hervorgetreten, dass die katholischen Frauen eine Kirche als Gedenkstätte von nationalem Rang errichten. Sie sollte der Trauer um die gefallenen Söhne, Ehemänner und Väter Ausdruck verleihen. Erste Überlegungen schwankten noch zwischen nationaler Heldenverehrung und völkerverbindendem Friedenswunsch, nach der Niederlage verlor das Gedenken alles Heldische, und die Friedensgesinnung trat in den Vordergrund.

Trotz schwerer Rückschläge durch die Inflation war 1927 schließlich genug Spendengeld zusammengekommen, um die Idee der inzwischen verstorbenen Hedwig Dransfeld zu verwirklichen. Mit einer Einschränkung allerdings: Für eine autonome Lösung reichte die Summe nicht, stattdessen musste die Frauenfriedenskirche auf Drängen des Bistums Fulda zugleich als Gotteshaus für eine Diasporagemeinde dienen. Die Wahl fiel auf den Frankfurter Stadtteil Bockenheim, in dem sich die Zahl der Katholiken in den vorangegangenen Jahrzehnten vervielfacht hatte.

Die Stärke von Herkommers Entwurf lag nicht zuletzt darin, dass er diese Doppelfunktion perfekt erfüllte, anders als jener des Duos Böhm-Schwarz. Pfarrhaus und Gemeinderäume ordnete Herkommer um einen Kreuzgang westlich der Kirche an, in dessen Pfeiler später die Namen von Gefallenen eingemeißelt wurden. Die Lage in einem Villenviertel an der Peripherie von Frankfurt stand der Hoffnung auf eine nationale Wirkung allerdings von Anfang an entgegen, was sich bis heute bemerkbar macht.

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