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#„Fast alle nachhaltigen Fonds sind Mogelpackungen“

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„Fast alle nachhaltigen Fonds sind Mogelpackungen“

Gunter Greiner, Fondsmanager bei der Mainzer Investmentgesellschaft Wiwin, kümmert sich seit mehr als 10 Jahren um das Management nachhaltiger Fonds – um Geldanlagen also, die besonders umweltfreundlich und sozial sein sollen. Nachhaltigkeit beschäftigte ihn, schon lange bevor diese zum Großthema an den Finanzmärkten wurde. Seine Kritik an der Branche kann man daher ernst nehmen: „Fast alle angeblich so nachhaltigen Fonds großer Fondsgesellschaften sind Mogelpackungen“, sagt Greiner im Gespräch mit der F.A.Z. Die grünen Produkte großer Anbieter kämen häufig nicht über einen ESG-Anteil von 20 Prozent hinaus.

Mark Fehr

Das Kürzel ESG steht für Umweltschutz, Sozialverträglichkeit und gute Unternehmensführung. Mit einem neuen eigenen Produkt will Fondsmanager Greiner eine weit bessere Nachhaltigkeitsquote von 95 Prozent bieten. Wenn regulatorisch alles glattläuft, will Wiwin im April damit an den Markt gehen.

Das Musterportfolio enthält bekanntere und offensichtliche Unternehmen wie den Elektroautopionier Tesla, die Windradhersteller Vestas, Siemens Gamesa und Nordex oder die Solarunternehmen First Solar und SMA. Dazu gehören aber auch Unternehmen, die nicht zu den üblichen Verdächtigen zählen, wenn es um Nachhaltigkeit geht, etwa die Umweltbank, der Mikrofinanzierer Procredit, der Pfandautomatenhersteller Tomra oder Shimano, der japanische Spezialist für Gangschaltungen und Bremsen für Fahrräder und E-Bikes.

„Haarsträubende Begründungen“

Greiner will die zu seinem Fonds passenden Aktien gezielt auswählen und scheut sich nicht, die Konkurrenz zu kritisieren: „Oft hört man haarsträubende Begründungen, warum ein Unternehmen angeblich besonders nachhaltig sein soll“, sagt Greiner. So habe eine skandinavische Bank den Softwarehersteller Autodesk als grün klassifiziert, weil etwa Architekten mit dessen Programmen effizienter nachhaltige Häuser gestalten könnten. Das mache aus Autodesk aber noch lange kein umweltfreundliches Unternehmen.

Auch der Sport- und Modekonzern Adidas etwa gehe bei vielen als nachhaltig durch, nur weil manche seiner Schuhe aus recycelten Materialien bestehen. Das falle aber angesichts der großen Produktpalette des Markenherstellers kaum ins Gewicht. Sogar der Zahlungsdienstleister Wirecard sei stark im Nachhaltigkeitsprodukt einer großen deutschen Fondsgesellschaft aus Frankfurt vertreten gewesen, obwohl die offensichtlich schlechte Unternehmensführung des mittlerweile insolventen Skandalunternehmens spätestens ein Knockout-Kriterium hätte sein müssen.

Auch im eigenen Portfolio will Greiner genau hinschauen. So sei etwa die Produktion von erneuerbaren Energien selbst sehr energieintensiv. Und bei der Herstellung von Solarzellen werde teils mit gefährlichen Chemikalien gearbeitet. Auch die Produktionsbedingungen für Mitarbeiter etwa in der chinesischen Solarindustrie seien in der Vergangenheit oft schlecht gewesen. Die Politik habe dort aber durchgegriffen und vieles habe sich gebessert, meint Greiner.

Seine Leistung will der Fondsmanager etwa daran messen lassen, wie stark seine Portfoliounternehmen auf weitere politische Weichenstellungen reagieren. Ein wirklich dunkelgrüner Fonds muss laut Greiner spürbar reagieren, wenn etwa Amerikas Präsident neue Details für seinen Green Deal ankündige. Das führe nicht immer zu Gewinnen, sondern auch mal zu Verlusten im Fall von Rückschlägen in der Klimapolitik.

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