Nachrichten

#Katastrophe von Mariupol im Ukraine-Krieg: Lebenszeichen aus der Hölle

„Katastrophe von Mariupol im Ukraine-Krieg: Lebenszeichen aus der Hölle“

Seit 26 Tagen herrscht Krieg in Mariupol. Die ukrainische Stadt ist eingekesselt. In weiten Teilen soll es Straßengefechte zwischen ukrainischen und russischen Soldaten geben. Zahlreiche Menschen harren in Kellern aus – ohne Gas, ohne Strom, ohne Heizung und Benzin. Über den Messengerdienst Telegram arbeiten viele Gruppen daran, bei der Rettung der Menschen aus Mariupol mitzuhelfen. Alisa Bauchina, die in der Republik Moldau geboren wurde und schon viele Jahre in Deutschland lebt, beteiligt sich an der Koordination der Hilfe über Telegram. Sie berichtet am Telefon von Angehörigen, die Informationen über ihre Familienmitglieder herauszufinden versuchen. Manche seien bereit, mehrere Tausend Dollar für eine Rettung zu bezahlen. „Die Hauptsache ist, dass die Menschen aus dieser Hölle gerettet werden“, sagt Bauchina.

Es handele sich nicht um staatliche Rettungsaktionen. Sie würden von „ganz normalen Menschen“ ausgeführt, sagt Bauchina. Sie versucht etwa, Männer aus dem nördlich von Mariupol gelegenen Saporischschja ausfindig zu machen, die helfen können. Sie müssen einen Führerschein besitzen und in der Stadt gemeldet sein. Täglich brechen dann angemeldete Kolonnen mit etwa 50 Autos und Bussen Richtung Mariupol auf. An den militärischen Kontrollpunkten – den ukrainischen wie auch den russischen – werde Auto für Auto kontrolliert, so Bauchina. Die Männer müssten sich ausziehen, würden nach Waffen abgesucht. Die Helfer schliefen manchmal eine Nacht im Keller und versuchten tags darauf zurückzufahren, mit Menschen aus der umkämpften Stadt. „Die Fahrer von Saporischschja sind Helden“, sagt Alisa Bauchina.

In den Telegram-Gruppen gebe es jedoch auch schwarze Schafe: Personen, die behaupteten, sie würden Menschen aus Mariupol retten, dafür Geld im Voraus nähmen und danach verschwänden. Oder Saboteure, die versuchten, Informationen über die zusammengestellten Kolonnen, die Strecken und die Mitfahrer zu bekommen. „Allein am Dienstag gab es mehrere solcher Fälle, heute ist deren Telegram-Profil gelöscht“, sagt Bauchina über dubiose Accounts, hinter denen sie russische Militärs vermutet.

„Tausende warten noch auf Hilfe. Mit jedem Tag wird es schlimmer“

Die Rettungsaktionen der Freiwilligen seien ohnehin schon schwierig genug. Wenn die Kolonne vor Ort ist, schaue sie, wo es noch sicher ist und wo sie noch hinfahren könne. „Solche Informationen werden im Voraus aus Sicherheitsgründen nicht bekanntgegeben.“ Man wisse auch bei der Ankunft nicht, wie die Lage ist: „Wo es gestern sicher war, ist es das heute nicht mehr.“ Teilweise seien Straßen so zerstört, dass man nicht mehr herankäme. „Die Freiwilligen nehmen Wasser mit, Pampers, Lebensmittel, Powerbanks. Sehr gefragt sind natürlich Stromgeneratoren“, erzählt Bauchina. Namenslisten, auf denen die zu rettenden Personen aus Mariupol stehen, würde man indes in Saporischschja lassen. Alle Informationen, die in russische Hände fallen könnten, würden vorher auf den Smartphones der Fahrer gelöscht.

Eine andere Entwicklung höre sie aus den Gebieten, die von den russischen Streitkräften erobert wurden. Dort, sagt die junge Frau, fände eine „zwangsläufige Evakuierung“ statt. „,Zwangsläufig‘ heißt, man hat etwa 15 Minuten Zeit, um das Nötigste zu packen. Und dann wird man nach Russland deportiert.“ Zivilisten hätten zudem nicht die Möglichkeit, in die Ukraine zu fahren. „In den russischen Medien wird es so dargestellt, dass sie von den russischen Truppen gerettet wurden und als Flüchtlinge nach Russland kommen.“ Bauchina sagt, dass es in erster Linie wichtig sei, Menschen aus ihren Kellern herauszuholen – ganz gleich, ob von Ukrainern oder Russen. Sie schildert den Fall einer hochschwangeren Frau, deren Mann sie suche. Laut Bauchina leisten auch die russischen Streitkräfte „humanitäre Hilfe“, indem die Soldaten Konserven und Trinkwasser verteilen würden.

F.A.Z. Newsletter Ukraine

Täglich um 12.00 Uhr

ANMELDEN


Wie es in Mariupol weitergehen wird, kann auch sie nicht sagen. Die Kolonne, die am Dienstag in Saporischschja aufgebrochen war, kam nicht in die Stadt hinein. „Alles ist durcheinander.“ Man wisse nicht, wie viele Menschen gerettet worden seien, nur eines sei klar: „Das ist eine humanitäre Katastrophe.“ Viele Menschen, die sich noch in der Stadt aufhielten, wüssten nicht, ob sie noch hinauskämen. Viele seien beim Warten ums Leben gekommen. Der einzige Ort, der in Mariupol noch sicher sei: der Keller. „Tausende warten noch auf Hilfe. Mit jedem Tag wird es schlimmer.“

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!