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#Fest der Farben im Herbst

Fest der Farben im Herbst

Empfehlungen eines berühmten Bildhauers: „Il faut travailler, rien que travailler. Et il faut avoir patience.“ Man soll arbeiten und Geduld haben, „soll nicht daran denken, etwas machen zu wollen“, sondern „nur suchen, den eigenen Ausdruck zu verbessern und alles zu sagen“. Auguste Rodin gab diesen Rat im Sommer 1902 dem jungen Rainer Maria Rilke, der gerade seine Frau und seine kleine Tochter verlassen hatte, um nach Paris zu ziehen. Der berühmte französische Bildhauer setzte hinzu: „On doit trouver le bonheur dans son art“ – man müsse das Glück in seiner Kunst finden. Die Botschaft des „verehrten Meisters“ verstand Rilke wohl: Spontane Kreativität genügt nicht, um ein Kunstwerk zu schaffen. Kontinuierliche Arbeit ist gefragt, die der inspirierenden Idee im Prozess des künstlerischen Tuns erst Gestalt verleiht.

Auch der Garten kann ein Kunstwerk sein, Planung und Beharrlichkeit sind die Voraussetzungen für Anmut und Ausdruck. Geduldige Arbeit und konzentrierte Gestaltung führen zum Erfolg, der auch dann sichtbar wird, wenn erste Morgennebel den Garten in einen zarten Schleier hüllen und sich eine neue Jahreszeit ankündigt. Um sich an dem großen Finale erfreuen zu können, bedarf es im Garten auch der vorausschauenden und geschickten Kombination von sich im Herbst färbenden Gehölzen mit Stauden und Gräsern. Ein wahres Farbenfeuerwerk entzünden das rosa Pfaffenhütchen, der orange Perückenstrauch, die rote Bergenie und die goldgelbe Funkie. Das strahlende Rot der Blätter des japanischen Feuerahorns (Acer japonicum ‚Aconitifolium‘) bildet einen herrlichen Kontrast zu dem weiß gefiederten Silber-Pampasgras (Cortaderia selloana). Die vielgestaltigen, leuchtenden Dahlien sind in dem schon fahler werdenden Licht die Königinnen des Herbstes; sie entfalten ihre ganze Pracht inmitten niedriger oder halbhoher Gräser. Violette Astern und rosa Herbstanemonen passen zu rötlichem Lampenputzergras (Pennisetum alopecuroides), der bronzefarbigen Neuseeland-Segge (Carex comans) und der kleinwüchsigen, säulenartigen Herbsteberesche (Sorbus aucuparia ‚Autumn Spire‘).

Das Ende des Sommers spiegelt ein bekanntes Gedicht Rilkes, das den Titel „Herbsttag“ trägt und im September 1902 in Paris entstand. Nach längerer Pause fand der Lyriker in der anonymen Großstadt, in der er nicht recht heimisch wurde, wieder zum Dichten zurück. Von Rodin hatte er nicht nur das disziplinierte Arbeitsethos übernommen, sondern auch den Glauben an die absolute Autonomie der Kunst. In seinem Gedicht bediente er sich der vertrauten Form des Gebets. Also rief er Gott an: „Herr, es ist Zeit“. Allerdings ging der Herr mit dem achten Vers in der dritten Strophe verloren: „Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. /Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, / wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben / und wird in den Alleen hin und her / unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.“ Der menschlichen Einsamkeit und Entfremdung wird die Unmittelbarkeit der Naturerfahrung im Herbst entgegengesetzt. Hier findet sich die Vollendung, die dem Menschen fehlt.

Die seelenerschütternde Erfahrung des Herbstes ist nicht das Privileg des Dichters. Der Ausklang des Sommers fasziniert und ängstigt uns bis heute jedes Jahr aufs Neue. Die Betrachtung der Natur erinnert an den Lebenszyklus des Menschen. Der Sommer, der sehr groß war, klingt aus in einem Fest der Farben. Der Herbst bedeutet Blühen und Verwelken, zugleich Reife und Ernte. Zwei warme Tage verwandeln den Garten in ein Paradies, in dem die „letzten Früchte voll“ sind und es Obst und Gemüse im Überfluss gibt. Er ist eine bacchantische Jahreszeit. An südlichen Pergolen jagt die Sonne „die letzte Süße in den schweren Wein“. Wenn sich allmählich der „Schatten auf die Sonnenuhren“ legt, erstrahlt der Garten nochmals in Gelb, Orange und Rot, in Rosa und Violett. Bevor „die Winde los“ gelassen werden, schmücken sich die Bäume mit buntem Laub. Das Staudenbeet wird zu einer opulenten Kulisse, in der sich köstliche Schätze für alle Sinne finden. Es ist Zeit.

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