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#Hier bin ich geborn, hier werd ich begraben

Hier bin ich geborn, hier werd ich begraben

„Hier bin ich gebor’n und laufe durch die Straßen“: Es gibt nur wenige deutsche Pop-Songs, die mit einer derart eingängigen Zeile beginnen. Fast jeder kann sie mit einem klaren Bild der Gegend, in der man aufgewachsen ist, mitsingen; es gibt kaum eine Aussage, die so unbestreitbar ist wie die, dass man geboren wurde. Bei Peter Fox alias Pierre Baigorry, der sein erstes und bisher einziges Soloalbum 2008 „Stadtaffe“ genannt hat und dessen „Haus am See“ sich siebzig Wochen in den Charts hielt, denkt man bei dem ersten „Hier“ an Berlin, denn da hat er das Licht der Welt erblickt. Außerdem kennt man das Video zu dem Song, in dem ein Straßenkonzert vor dem Berliner Dom eingespielt wird.

Uwe Ebbinghaus

Die Situation, dass sich jemand in den Straßen seiner Heimat langweilt, kennt man aus vielen Pop- und Rocksongs.

Kenn‘ die Gesichter, jedes Haus und jeden Laden
Ich muss ma weg, kenn jede Taube hier beim Namen

Allerdings ist die Ausgangssituation meist eine andere als in „Haus am See“. Normalerweise langweilt man sich als Halbwüchsiger vor allem auf dem Land und will in die Stadt. Bei Peter Fox, der in der Entstehungszeit des Liedes schon Mitte dreißig war und der den Text zusammen mit David Conen („The Krauts“) schrieb, ist es anders. Er will offenbar von der Stadt in die Randlage. Seine Fluchtphantasie ist auch deswegen so bemerkenswert, weil sie einen Trend vorweggenommen hat: die Landflucht vieler Berliner Kreativer ins Umland, nach Brandenburg oder in die Uckermark, die in den vergangen fünf Jahren auch in zahlreichen Romanen beschrieben wurde („Unterleuten“ von Juli Zeh, „Der große Garten“ von Lola Randl).

Der „Daumen raus“ in der nächsten Zeile lässt an Udo Lindenbergs „Daumen im Wind“ denken. Die Tatsache, dass das Song-Ich „auf ’ne schicke Frau mit schnellem Wagen“ wartet, ist hingegen so etwas wie die Umkehr eines Song-Klischees des Hip-Hop.

Die erste Strophe macht nicht nur durch die schnoddrige Betonung der Endsilben, sondern auch dadurch einen geschlossenen Eindruck, dass die Wörter am Ende der Zeilen sämtlich zweisilbig sind und die Vokale „a“ und „e“ enthalten (Straßen/Laden/Namen/Wagen). Das gibt den Zeilen etwas Quasi-Gereimtes, einen irgendwie stimmigen Klang – aber auch eine begrenzte Anmutung.

Es folgt ein abrupter Orts- und Perspektivwechsel, Reimartiges rückt in weite Ferne, das Song-Ich ist mitten im Aufbruch, das Wort „Welt“ häuft sich:

Die Sonne blendet, alles fliegt vorbei.
Und die Welt hinter mir wird lang-sam klein.
Doch
die Welt vor mir ist für mich gemacht! (hmm)
Ich weiß, sie wartet und ich hol sie ab!

Der Optimismus ist kaum noch zu steigern, eine typische Popsong-Stimmung breitet sich aus: Den aufgerufenen „Rückenwind“ kennt man von Thomas D, die Straßen sind voller Musik.

Ich hab den Tag auf meiner Seite, ich hab Rückenwind!
Ein Frauenchor am Straßenrand, der für mich singt! (yeah)

Schließlich, nach all der Bewegung, ein romantisches Einhalten und das reine Urvertrauen:

Ich lehne mich zurück und guck ins tiefe Blau,
Schließ‘ die Augen und lauf einfach geradeaus.

Was jetzt im Refrain folgt, ist ein Traum, ein Blick in die Zukunft. Der Beginn der ersten Zeile klingt prophetisch, die Orangenbaumblätter verbreiten eine eigentümliche Exotik:

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