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#Fotografieren wie Uropa

Fotografieren wie Uropa

Deutschland mistet aus. Die Pandemie bringt den einen oder anderen dazu, auf dem Speicher oder im Keller die vielen Kisten und Kästen zu durchforsten, die dort schon lange unangetastet lagern. Es finden sich offenbar viele alte, nicht mehr benutzte Kameras, die, für die Tonne zu schade, nun auf den Flohmarkt-Plattformen im Internet zum Angebot kommen. Unter den alten Schätzchen sind erstaunlich viele Kameras aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert und dem frühen 20. Jahrhundert. Viele der alten Plattenkameras, die jetzt einen neuen Besitzer suchen, werden als Dekorationsobjekt angeboten.

Als Dekoobjekt? Eigentlich sind sie für die Vitrine zu schade. Ob man denn damit noch fotografieren kann? Die Antwort ist: Ja, mit ein bisschen Glück kann man. Viele Kameras, die schon ein rundes Jahrhundert alt sind, haben die Jahrzehnte trocken und geschützt in einer passenden Lederbox überdauert. Derzeit tauchen viele Holzkamera des Formats 13 ×18 cm und Klappkameras, meistens im Format 9×12 cm auf. Die Holzkameras, Reisekameras genannt, stammen häufig aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende und waren damals die übliche Kamera von Amateurfotografen. Die Profis verwendeten schwere und größere Kameras und Formate. Nach 1900 wurde dann die Klappkamera beliebter. Sie bot mit dem Format 9×12 cm ebenfalls für damalige Verhältnisse eine gute Bildqualität. Sie konnte aus der Hand verwendet werden und brauchte nicht unbedingt ein großes Stativ. Das Fotomaterial war günstiger, und die Kamera war komfortabler zu bedienen und zu transportieren. Sie wurde einfach eingeklappt, so dass Objektiv und Balgen wie in einer Schutzhülle vor allen Außeneinflüssen perfekt geschützt waren, oft bis heute.

Für die Nutzung jetzt nach so vielen Jahren ist ein Kurzcheck der Kamera ratsam. Ist der Balgen noch dicht, funktioniert der Verschluss, ist das Objektiv sauber? Die Klappkamera lässt sich auf der Oberseite mit einen unter dem Lederbezug verborgenen Druckknopf öffnen, dann klappt der Laufboden aus. Er wird eingerastet und dann vorsichtig der Objektivschlitten auf der Schiene herausgezogen, bis er ebenfalls einrastet. Die Kamera ist jetzt im Prinzip aufnahmebereit. Eine Sichtprüfung von außen lässt Risse und beschädigte Ecken am Balgen erkennen. Eine Prüfung mit der Taschenlampe im Dunkeln bringt versteckte Beschädigungen ans Licht. Der Objektivverschluss sollte vorsichtig gespannt und ausgelöst werden. Manchmal ist der Verschluss verharzt und erst durch mehrmalige Benutzung wieder in Gang zu bekommen.

Dieses Foto sowie ...



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Plattenkamera
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Fotografieren wie Uropa

Mit der Mattscheibe lässt sich das Bild schon vor der Aufnahme begutachten, seitenverkehrt und auf dem Kopf stehend. In der Regel haben die Klappkameras einen Blendschutz für die Mattscheibe zur Beurteilung des Bildes bei Sonnenlicht, so dass ein Dunkeltuch nicht benötigt wird. Die meisten Kameras habe aber außerdem entweder einen Rahmensucher oder Brillantsucher, der auch den richtigen Bildausschnitt anzeigt. Die Entfernung ist dann zu schätzten. Zur Aufnahme braucht man nun noch Aufnahmekassetten, die sogenannten Plattenkassetten. Üblicherweise gehörten zu einer Plattenkamera drei oder sechs Plattenkassetten, die mit Glasnegativplatten bestückt wurden. Diese Negativplatten wurden jeweils zum Dutzend im Karton verkauft, es gab aber auch halbe Kartons mit sechs Stück. Verschiedene Ausführungen waren er- hältlich, für Platten und für Planfilme, für Packfilme und auch für Rollfilme. Nur mit einem Planfilmeinsatz können Kassetten mit Planfilmen benutzt werden. Das ist wichtig, denn die Lage der Emulsion muss identisch mit der Mattscheibe sein, sonst werden die Fotos unscharf.

Wie geht es nun weiter? Von diesem Punkt an sind mehr als nur Grundkenntnisse im Umgang mit Film und Kamera vonnöten sowie die Fähigkeit, kreativ mit den Möglichkeiten umzugehen. Fotoplatten für 9 ×12 Klappkameras und die größeren 13 ×18 Reisekameras aus Holz waren lange Zeit nicht mehr erhältlich. Mittlerweile gibt es in den Vereinigten Staaten einen Fotografen, der Fotoplatten im Handverfahren beschichtet und auch die unterschiedlichsten Formate herstellt (J. Lane Dry Plates von Pictoriographica, LLC.)) In Deutschland werden die Produkte vom Schwarzweiß-Fotolabor – Atelier für analoges Handwerk in Düsseldorf vertrieben. Es gibt zwei Versionen, die, wie zu Beginn der Fotografie, nicht für rotes Licht empfindlich sind, also orthochromatisch, mit unterschiedlichen Empfindlichkeiten: 2 ASA und 15 ASA und unterschiedlichen Kontrastverhalten. Der Vorteil: Die alten Kameras können ohne Modifikation wie vor einem Jahrhundert benutzt werden. Man braucht nur eine Art Dunkelkammer oder einen Dunkelsack zum Einlegen der Platten, die mit der Schichtseite nach oben in der Kassette platziert werden. Schieber zu und fertig zur Aufnahme. Für Zeit und Blende ist ein Belichtungsmesser hilfreich. Kassette einschieben, Kassettenschieber ziehen und belichten.

Dann geht es entweder in die eigene Dunkelkammer, oder man kann die Kassetten mit den belichteten Platten an das Schwarzweiß-Fotolabor nach Düsseldorf schicken. Dessen Inhaber Thomas Ochs entwickelt dann die Negative fachgerecht und kann sie auch einscannen, so dass der Fotograf nicht nur die entwickelten Negativplatten, sondern auch eine digitale Datei seiner Bilder zurückerhält. Die Datei ermöglicht eine Weiterverarbeitung ohne spezielle Dunkelkammer. Für Fotofans mit Dunkelkammer: Man braucht nicht unbedingt einen Vergrößerungsapparat, um die großen Negativformate in Positive zu wandeln. Im Kontaktverfahren erhält man gute und ausreichend große Bilder. Für Kontakte eignet sich weniger das Format 6 × 9, Format 13× 18 ist als Kontakt besser, aber auch teurer. Vergrößerungsapparate für das Format 9 × 12 und größer sind aufwendig, weil eine gute Durchleuchtung der Negative technisch nicht einfach zu realisieren ist. Es gibt auch Apparate für Sonnenlicht, mit festen Vergrößerungsmaßstab, die aber nur gebraucht und selten vollständig angeboten werden.

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