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#„Sie fielen um wie Dominosteine“

„„Sie fielen um wie Dominosteine““

Es sollten nach dem Ende der Corona-Beschränkungen heitere Halloween-Feiern in Seoul werden. Doch am Ende der Nacht waren mindestens 153 Menschen ums Leben gekommen, erdrückt in einem Massenansturm in einer engen Gasse in Itaewon, einem der beliebtesten Ausgehviertel in der südkoreanischen Hauptstadt, mit zahlreichen Bars, Restaurants und Clubs. Unter den Toten sind mindestens 20 Ausländer. Mehr als 80 Menschen wurden verletzt, mehr als ein Dutzend davon schwer. Die Behörden warnten, dass die Zahl der Todesopfer noch steigen kann.

Patrick Welter

Korrespondent für Wirtschaft und Politik in Japan mit Sitz in Tokio.

Am Sonntagmorgen, als den Südkoreanern das ganze Ausmaß der Katastrophe klar wurde, ordnete Präsident Yoon Suk-yeol für eine Woche eine Zeit der nationalen Trauer an. „Eine solche Tragödie, ein solches Desaster hätte im Herzen von Seoul nie passieren dürfen“, sagte Yoon. ­Er kondolierte den Familien der Toten und wünschte den Verletzten eine schnelle Genesung. Während Angehörige in Krankenhäusern und Leichenhallen nach Vermissten suchten, signalisierten Vertreter der Regierung und der Opposition um­gehend Bereitschaft, die Opferfamilien finanziell zu unterstützen.

Die Tragödie begann nach 22 Uhr

In dem auch von Ausländern geschätzten Ausgehviertel Itaewon hatten sich in der Nacht auf Sonntag geschätzt Zehntausende Menschen versammelt, um in Kostümen und mit Freunden Halloween zu feiern. Die Tragödie begann nach 22 Uhr, als immer mehr Partygänger in eine etwa vier Meter breite und rund 40 Meter lange abschüssige Gasse hineindrängten. Augenzeugen berichteten von einem so starken Ansturm, dass sich niemand mehr habe bewegen können. Menschen fielen zu Boden und bekamen in der Enge keine Luft mehr. „Die Menschen fielen um wie Dominosteine und stürzten übereinander“, sagte eine Überlebende. Die laute Musik habe die Schreie der Opfer übertönt. „Wie in einem Grab“ hätten die Opfer über­einander gelegen, berichtete ein anderer Augen­zeuge.

Die meisten der Toten waren ältere Teenager oder Zwanzig- bis Dreißigjährige. Am Sonntagabend waren noch nicht alle Opfer identifiziert. Unter den mindestens 20 Ausländern, die ums Leben kamen, waren Menschen aus China, Iran und Russland, aus Amerika, Frankreich und Us­bekistan. Ein Großaufgebot von Feuerwehr, Krankenwagen und Polizei hatte wegen der feiernden Menschenmengen Schwierigkeiten, zum Ort des Unglücks durchzukommen. Etwa 300 Menschen, heißt es in südkoreanischen Medien, seien noch am Unglücksort notbeatmet worden.

Während manche Augenzeugen von großer Hilfsbereitschaft berichteten, klagten andere darüber, dass manche Geschäfte oder Bars niemanden hereingelassen hätten, so dass der Ansturm nicht gemildert worden sei. Präsident Yoon ordnete eine ausführliche Untersuchung an, um solche Massenpaniken bei ähnlichen Großveranstaltungen künftig verhindern zu können. Der Bürgermeister von Seoul, Oh Se-hoon, wird seine Reise nach Europa nach dem Unglück abbrechen und in die Stadt zurückkehren. Halloween-Feiern und andere Großveranstaltungen in Südkorea wurden abgesagt.

Für das Land ist es die schlimmste Tragödie seit 2014, als die Fähre Sewol unterging. Damals kamen mindestens 304 Menschen ums Leben, die meisten davon Schulkinder. Das Sewol-Unglück und die als unzureichend kritisierte Reaktion der Regierung darauf ließen den Unmut über die damalige Präsidentin Park Geun-hye wachsen, die später nach Massenprotesten abgesetzt wurde. Für den jetzigen Präsidenten Yoon, der noch kein Jahr im Amt ist und gegen ein rapide gesunkenes Vertrauen der Bevölkerung anzukämpfen versucht, ist die jetzige Tragödie ein weiterer Rückschlag.

Das Fest Halloween entstammt alten keltischen Bräuchen, um zu Beginn der dunklen Jahreszeit böse Geister zu vertreiben. In seiner kommerzialisierten Variante mit ausgehöhlten Kürbissen und kind­lichem Mummenschanz hat Halloween sich später von den Vereinigten Staaten aus in die Welt verbreitet. In Südkorea wie im benachbarten Japan feiern junge Leute meist kostümiert Halloween auf der Straße in beliebten Ausgehvierteln. Üblicherweise sind viele Partygänger verkleidet als Skelette, Vampire oder Geister, was rudimentär an die religiösen Ursprünge des Fests erinnert. Halloween wird eigentlich am Vorabend von Allerheiligen am 1. November begangen. In Südkorea oder Japan fanden viele Festivitäten aber schon am Wochenende statt. Zunehmend entwickelt sich Halloween in den beiden Ländern auch zur Attraktion für ausländische Touristen.

Die Katastrophe rief auch im Ausland Bestürzung und Entsetzen hervor. „Die tragischen Ereignisse in Seoul erschüttern uns zutiefst“, schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. „Unsere Gedanken sind bei den vielen Opfern und Angehörigen.“ Japans Ministerpräsident Fumio Kishida kondolierte im Namen des japanischen Volkes. Er sei tief traurig und bete für die schnelle Erholung der Verletzten, äußerte Kishida. Der amerikanische Präsident Joe Biden erklärte, die Vereinigten Staaten stünden in dieser tragischen Zeit an der Seite Südkoreas.

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