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#Frieze-Messen in London: Das Klima wandelt sich, die Stimmung bleibt gut

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Politisch und ökologisch engagiert: Mit ihrer 20. Ausgabe ist die Kunstmesse Frieze auf der Höhe der Zeit. Und bei ihrer Schwester Frieze Masters steht sogar ein Saurierskelett zum Verkauf.

Auf dem Bürgersteig vor dem Regent’s Park, wo die Kunstmesse Frieze und ihre jüngere Schwester Frieze Masters zum zwanzigsten Mal ihre riesigen Zelte auf­geschlagen habe, buhlt eine „Little White Box Gallery“ im Format einer Telefonzelle um Aufmerksamkeit. Ein Bildschirm zeigt ein Video mit der Ankündigung Premierminister Sunaks, die Klimaziele der Regierung abzuschwächen. Darüber hängt ein Bild des überschwemmten Parlaments, vor dem Sunak lächelnd in einem Schlauchboot des Ölkonzern BP sitzt. An den Wänden stehen die Worte „Gier“ und „Verleugnung“ auf Leinwänden. Der Mann, der die mobile Minigalerie betreut, muss die Passanten für Dummköpfe halten, wenn er sie fragt, was diese Bilder aussagen. Ein paar Meter weiter wird einem ein Werbezettel mit dem Aufruf in die Hand gedrückt, Drucke von Kunstschaffenden zu kaufen, die man liebe, und so der Menschheit zu helfen. In Kooperation mit namhaften Künstlern wie Richard Long, Antony Gormley, Andreas Gursky, Anish Kapoor und Sean Scully produziert die Organisation Migrate Art Grafiken, deren Erlös humanitären Projekten zufließt.

Gina Thomas

Freie Autorin im Feuilleton.

Die Anliegen der Aktivisten am Rande des Messegeländes geben einen Vorgeschmack auf die Themen, die sich leitmo­tivisch auch durch die neueren Werke auf der Frieze ziehen: Klimawandel, Migration, Kolonialismus und das Wechselverhältnis von Identität, Vergangenheit und Geschichtsklitterung finden in einer Vielfalt von Formen Ausdruck. Am Stand von STPI aus Singapur bedarf es einer ultravioletten Taschenlampe, um Rirkrit Tiravanijas Adaptionen der Gemälde Jan Brueghels des Älteren zu entschlüsseln. Der thailändische Künstler entfernt Lebe­wesen aus den Kompositionen. Wenn die Siebdrucke bestrahlt werden, treten Tierarten in Erscheinung, deren Aussterben Tiravanijas der Zivilisation anlastet. Ob in der aquariumartigen „Rhizokammer“ des Kaliforniers Max Hooper Schneider, in der glasgeblasene Pilze zwischen Mauern mit Graffiti aus Müll sprießen (24.000 Dollar bei Maureen Paley), den Antike und Ge­genwart verknüpfenden Skulpturen von Theo Mercier bei Mor Charpentier aus Paris (ab 19.000 Euro) oder Rebecca Mansons Collage eines Mottenflügels aus Porzellanfragmenten (75.000 Pfund bei Josh Lilley): Die Angst vor den Auswirkungen des Klimawandels ist überall spürbar.

Von Kunst und Kommerz

Gleich zu Beginn stechen am Stand von Carl Friedmann Lindsey Mendicks witzigen Keramiken verwesender Handtaschen ins Auge, in denen sich Mäuse, wuchernde Pflanzen, Tintenfische und allerlei Unrat eingenistet haben. Die Kreationen wollen als Kritik an der Kommodifizierung der Kunst verstanden werden, was freilich zum Auftakt einer hochkommerziellen Veranstaltung nicht ohne Ironie ist. Am ersten Tag waren bereits vier der fünf bis zu 13.500 Pfund teuren Keramiken verkauft. Mendick gehört zu den Protegés der Stiftung für Nachwuchskünstler, die Tracey Emin in ihrer Geburtstadt Margate an der englischen Südostküste gegründet hat, dort, wo es einst J. M. W. Turner des Lichtes wegen hinzog und T. S. Eliot dichtete. Von dieser Initiative zeugen auch die ero­tischen Gemälde der ebenfalls von Emin geförderten Vanessa Raw auf einer neuen Sektion der Messe, in der acht renommierte Künstler, darunter Olafur Eliasson und Wolfgang Tillmans, je eine neue Stimme für eine kleine Soloschau empfehlen. Emin, die als Künstlerin selbst auf der Messe vielfach vertreten ist, tritt auch in einem Zyklus von Phantasie und Wirklichkeit verschmelzenden Leinwänden der eta­blierten in München geborenen, zeitweise in Margate lebenden Sophie von Hellermann in Erscheinung, den Pilar Corrias zeigt (16.000 bis 55.000 Pfund). Mit expressiven Pinselstrichen verleiht die Malerin der Heiterkeit des Vergnügungsparkes von Margate gespenstische Züge.

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