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#Fünf Kühe und ein Haus für Badminton-Gold

Fünf Kühe und ein Haus für Badminton-Gold

Die auf der Weltbühne eher Unbekannten generieren mit ihren Siegen bei den Olympischen Spielen zwar weniger globales Aufsehen – in ihren Heimatländern aber gibt es oft kein Halten mehr. So schwillt die Brust vor lauter Stolz in Indien über die Bronzemedaille im Herrenhockey nach 41 Jahren des Wartens. Der Sieg über Deutschland sei „wichtiger als jeder der drei Weltcups im Cricket“, twitterte der Alt-Star Gautam Gambhir – was in etwa so ist, als wenn Franz Beckenbauer eine Bronzemedaille im Handball höher bewertete, als drei Fußballweltmeisterschaften. Ministerpräsident Narendra Modi sprach von einem „historischen Sieg“, den jeder Inder in Erinnerung behalten werde.

Christoph Hein

Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

Mehr als warme Worte sind den beiden indonesischen Badminton-Spielerinnen versprochen, die gegen das Duo aus China die Goldmedaille gewannen. Der Vorsteher der Heimatprovinz von Greysia Polii in Sulawesi versprach „seiner“ Spielerin fünf Kühe und ein Haus. Eine Burgerkette sagte Polij und ihrer dominierenden Mitspielerin Apriyani Rahayu jeweils die Betreiberlizenz für eines ihrer Restaurants zu. Gemessen an der Lage des größten muslimischen Landes der Erde sind das werthaltige Preise: viele der jungen Frauen sind froh, wenn sie einen Job als Haushaltshelferin im benachbarten Stadtstaat Singapur ergattern. Präsident Joko Widodo erklärte denn auch, der „hart umkämpfte und aufregende Sieg“ des Duos sei ein Geschenk an das ganze Land vor dessen Nationalfeiertag am 17. August.

Widodo braucht den sportlichen Erfolg, denn er steht unter enormem Druck. Die drittgrößte Demokratie der Erde wird von einer weiteren Corona-Welle überrollt, gegen die sie kein Mittel findet. Corona gilt auch als Grund, warum sich weniger Spieler als früher im Badminton-verrückten Inselstaat dem Nationalsport widmen wollen. Der Verband zeigte sich besorgt. Und so lobte die Regierung denn im allerletzten Moment auch noch 5 Milliarden Rupiah (294.456 Euro) aus, die die Gewinnerinnen für ihren Olympiasieg erhalten werden.

Indonesien räumte schon die ersten beiden Einzel-Goldmedaillen in Barcelona 1992 ab, als Badminton erstmals olympisch geworden war. „Dank Badminton kann Indonesien auf der ganzen Welt bekannt werden“, sagte Broto Happy nun, Sprecher der Indonesian Badminton Association (PBSI). „Badminton ist der einzige Sport in unserem Land, der ein nationales Trainingszentrum hat. Dort gibt es auch Schlafräume. So können unsere Spieler das ganze Jahr über ohne Unterbrechung üben, sogar während einer Pandemie. Alles was sie zu tun hatten, war sich auf das Training zu konzentrieren“, sagte Happy.

Die erste Goldmedaille Indonesiens bei diesen Spielen besitzt allerdings auch noch eine verdeckte Bedeutung in Asien: Denn die beiden Südostasiatinnen siegten nicht nur in zwei Sätzen über Chen Qing Chen und Jia Yi Fan, sie besiegten eben auch China. Das aber ist aufgrund seiner Expansionspolitik gerade im demokratischen Indonesien umstritten. Immer wieder betont Widodo in Reden an seine 270 Millionen Mitbürger, sich nicht in die Abhängigkeit Pekings begeben zu wollen. Dass seine Spielerinnen nun China Gold nehmen, trägt die politische Symbolik eines Davids im Kampf gegen Goliath.

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