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#Fünf nach zwölf in der katholischen Kirche

„Fünf nach zwölf in der katholischen Kirche“

Am Montag der Karwoche kam es wieder einmal knüppeldick. In nüchternem Verwaltungston teilte die Pressestelle des Amtsgerichts Köln mit, dass im ersten Quartal des neuen Jahres mehr als 5800 Christen den Kirchen offiziell den Rücken gekehrt haben. Nun weist die Statistik die Austritte nicht nach Konfessionen getrennt aus. Doch niemand zweifelt daran, dass es mehr Katholiken als Protestanten sind, die mit ihrer Kirche brechen. Und noch nie waren es um diese Jahreszeit so viele. „Das tut richtig weh“, sagt Johannes Quirl.

Daniel Deckers

in der politischen Redaktion verantwortlich für „Die Gegenwart“.

Seit fast dreißig Jahren ist der gebürtige Düsseldorfer „dä Pastor“ von St. Severin in Köln, jener ehrwürdigen romanischen Kirche, die dem „Vringsveedel“ bis heute seinen Namen gibt. Doch nach rheinischer Sentimentalität ist Quirl nicht zumute. Für ihn haben die Zahlen Gesichter. „2019 sind 167 Menschen in unserer aus fünf Pfarreien bestehenden Gemeinde ausgetreten. Voriges Jahr waren es 521, das sind fünf Prozent der fast 10.000 Gemeindemitglieder. Und am 31. März waren es schon 167.“ Die Ratlosigkeit ist ihm ins Gesicht geschrieben. „Wir sind eine Innenstadtpfarrei, das bedeutete immer auch eine hohe Fluktuation“, sagt Quirl. Doch das allein kann die hohe Zahl der Austritte längst nicht mehr erklären.

Zunehmende Gentrifzierung

Tatsächlich ist die Kölner Südstadt heute für Studenten und Migranten so attraktiv wie in den Tagen, als die ersten Gastarbeiter die engen Gassen zwischen Rheinufer und Severinstraße bevölkerten und Wolfgang Niedecken in den Kneipen rings um den Chlodwigplatz den Stoff für die ersten Kölschrocksongs von BAP fand. Doch die Gentrifizierung, die an den Kranhäusern am Rheinufer ihren Ausgang nimmt, zwingt die Menschen mit geringen Einkommen zunehmend zum Umzug. „Spätestens, wenn sie eine Familie gründen, finden sie keinen bezahlbaren Wohnraum mehr und ziehen weg“, klagt Quirl.

Mittlerweile kehren aber auch immer mehr Ältere seiner Gemeinde den Rücken – wenn auch nur im übertragenen Sinn. „Einige sagen mir unter Tränen, sie hätten nie im Leben geglaubt, dass sie mal die Kirche verlassen könnten.“ Die meisten aber wollten nicht reden. „Und wenn doch, dann sagen sie: Das hat mit eurer Arbeit hier vor Ort nichts zu tun.“ Womit dann? „Mit den strukturellen Fragen. Und mit dem Missbrauch.“

Pfarrer einer schrumpfenden Gemeinde: Johannes Quirl


Pfarrer einer schrumpfenden Gemeinde: Johannes Quirl
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Bild: Michael Braunschädel

Den meisten, die austreten, gehe es nicht darum, Kirchensteuer zu sparen, sagt Quirl. „Sie wollen nur, dass das Geld nicht mehr da oben ankommt. Stattdessen spenden sie ihr Geld der Gemeinde-Caritas oder dem Vringstreff, unserem ökumenischen Obdachlosenprojekt.“ Andere fragten, ob sie sich als gläubige Christen weiter in der Gemeinde engagieren können oder weiter in den Gottesdienst kommen dürfen. Quirl muss dann nie lange nachdenken. „Wie sollte ich jemanden abweisen? Gottesdienst ist immer öffentlich. Und wenn ich in unsere Gründungsurkunde schaue, dann haben Gott und Jesus keine Leute abgelehnt, niemanden.“

Von solcher Offenheit ist der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki weit entfernt. Gemeinsamer Religionsunterricht mit den Protestanten? Nicht mit ihm. Frauen als Diakoninnen oder Priesterinnen? Nur über seine Kardinalswürde. Das Reformprojekt Synodaler Weg? Ein Theologenpopanz. Auch zu „OutInChurch“, einer Initiative von Menschen mit anderen sexuellen Orientierungen als denen, die der Katechismus kennt, schweigt Woelki beharrlich.

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