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#Fünfzig hier sind nicht wie fünfzig dort

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Fünfzig hier sind nicht wie fünfzig dort

Die Fünfzig ist eine mächtige Zahl. Sie kann Geschäftsreisen verhindern, Sperrstunden bewirken und Familienfeiern sprengen. Stecken sich in einer Kommune innerhalb einer Woche mehr als fünfzig Menschen pro 100.000 Einwohner mit Corona an, herrscht Alarm. Die Kommune muss an das Robert-Koch-Institut melden, dass sie ein Risikogebiet ist, ein sogenannter Hotspot. Das hat Konsequenzen. Privatfeiern mit mehr als zehn Gästen werden verboten. Alle Bars schließen um 23 Uhr. An manchen Orte darf man nur in Hotels übernachten, wenn man einen negativen Corona-Test vorzeigt. Und all diese Maßnahmen müssen so lange bestehen bleiben, bis die sogenannten Inzidenzrate wieder unter die Fünfzig gesunken ist. Wer in einem solchen Risikogebiet wohnt, lebt ganz anders als jemand, bei dem die Zahl 46 lautet oder 49. Dabei passt die Fünfzig den unterschiedlichen Landkreisen in Deutschland wie ein Schuh in Einheitsgröße. Die einen schlupfen beim Laufen ständig heraus, die anderen kommen gar nicht erst rein. Deshalb gab es am Anfang auch so viel Streit über die Zahl.

Justus Bender

Justus Bender

Redakteur in der Politik der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Wäre es nach Kanzleramtsminister Helge Braun gegangen, wäre die Fünfzig eine 35 gewesen. Als der Bund und die Länder im Mai den Grenzwert festlegten, sagte Braun, dass ab einem Wert von 35 die Gesundheitsämter überfordert seien. Schafft es das Gesundheitsamt nämlich nicht, alle zu warnen, die mit einem Infizierten engen Kontakt hatten, verbreitet sich das Virus ungebremst. Es ging bei der Fünfzig nicht um die Auslastung der Intensivbetten, so wie im Frühjahr. Es ging allein darum, wie viele Leute das Gesundheitsamt in einer Woche warnen kann. Ob sich also in jeder Stadt noch ein paar Dutzend Beamte, Studenten oder Soldaten finden, die den ganzen Tag lang Telefonnummern wählen und Leuten sagen können, dass sie vielleicht Corona haben.

Braun wollte die 35 statt der 50

Braun sagte im Mai: Ab 35 schaffen die Ämter das nicht mehr. Die Länder sagten: Wir wollen nach dem nationalen Lockdown nicht gleich in viele Mini-Lockdowns gehen. Deshalb handelten sie den Wert auf die Fünfzig hoch. Seitdem gilt die Zahl.

Soldat der Bundeswehr in Hannover bei der Nachverfolgung von Infektionsketten


Soldat der Bundeswehr in Hannover bei der Nachverfolgung von Infektionsketten
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Bild: dpa

Viele halten es für gefährlich, diese Schwelle anzuzweifeln, zum Beispiel der Landkreistag. „Wir haben keinen Anlass, an der damals festgelegten Zahl zu zweifeln, und sollten dies auch nicht“, sagt der Vorsitzende des Landkreistages, der Ostholsteiner Landrat Reinhard Sager. „Des weiteren dürfen wir die Bevölkerung nicht verunsichern und den Rahmen, in dem wir agieren, immer wieder aufs Neue in Zweifel ziehen.“ Schließlich sei die Zahl „eine wichtige Orientierung“. Wer sie in Frage stellt, weicht die Einheitlichkeit auf, mit der in Deutschland auf die Pandemie reagiert wird.

Allerdings wackelt die Begründung für den Grenzwert sowieso, ob der Landkreistag das will oder nicht. Viele Ämter können längst mehr Kontakte nachverfolgen als die von fünfzig Infizierten pro 100000 Einwohner in sieben Tagen. Andere konnten noch nie so viele schaffen. Die einen werden also zu früh, die anderen zu spät zu Risikogebieten erklärt.

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