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#Für mehr Geld und gegen künstliche Intelligenz

Die amerikanischen Schauspieler haben sich am Donnerstagabend für den Streik entschieden, von diesem Wochenende an verweigern sie die Ar­beit. Und wer glaubt, die Wirkungen dieses Streiks würden erst in ein paar Monaten spürbar werden fürs große Publikum, dann nämlich, wenn all die Filme, die jetzt nicht gedreht oder fertiggestellt werden, logischerweise auch nicht in die Kinos (oder ins Angebot der Streamingdienste) kommen werden – der hat eine etwas zu einfache Vorstellung von dem, was Schauspieler so tun für ihr Geld.

Je teurer die Filme geworden sind, desto gewaltiger ist der Aufwand, mit dem sie beworben werden müssen. Und dass die Schauspieler auch hierfür nicht zur Verfügung stehen, ist ausdrücklich Teil des Streikbeschlusses. Es wird also keine feierlichen Premieren mit den Stars auf den roten Teppichen geben, keine Interviews, keine lustigen Auftritte in den Late Night Shows, die allerdings ohnehin schon pausieren, weil auch die Autoren ihren Streik fortsetzen.

Die Branche hat sich verspekuliert

Es sind ja eher die teureren, berühmten und sehr gut bezahlten Stars, die diesen Teil der Arbeit tun. Es haben aber fast alle, die sieben- bis achtstellige Gagen bekommen, versprochen, dass sie mitstreiken werden, aus Solidarität mit den vielen, die einfach nur um anständige Bezahlung kämpfen.

Es geht, natürlich, um Geld; es geht um das Geld, das die Studios nicht zu haben behaupten, was daher kommt, dass sie sich mit ihren gigantischen Investitionen in eigene Streamingplattformen so heftig verspekuliert haben, dass jetzt an Gagen, Gehältern und Tantiemen so hart gespart worden ist, dass die Streikbereitschaft kaum noch zu bändigen war.

Verheerende Schäden

Der Disney-Chef Bob Iger jedenfalls, ein Mann mit einem Gehalt von 15 Millionen Dollar im Jahr, kann kaum mit Mitleid rechnen, wenn er klagt, dass es den Filmfirmen, nach Pandemie und all den anderen Krisen, schon schlecht genug gehe. Und dass die Forderungen der Schauspielergewerkschaft deshalb ei­nen „verheerenden ökonomischen und kulturellen Schaden“ anrichten werden. So beschwört er den Ruin.

Der Grund, weshalb Fran Drescher, die Präsidentin der Gewerkschaft, davon spricht, dass jetzt der „Moment der Entscheidung“ sei, ist aber der, dass die Schauspieler sich existenziell bedroht fühlen von der Künstlichen Intelligenz, die ihnen die Arbeitsplätze wegzunehmen drohe. Was naturgemäß die Frage aufwirft, ob das mit einem Streik zu verhindern sei. Oder ob die Schauspieler, indem sie die Arbeit verweigern und deren Kosten in die Höhe treiben, nicht genau die Entwicklung beschleunigen, die sie doch eigentlich aufhalten wollen.

Die ersten Filme aus dem Automaten

Dass Fran Drescher trotzdem recht hat, zeigt aber ein Blick auf den Stand der Dinge und der Technik: Schon gibt es erste, kurze Filme, die, vom Drehbuch über Kamera und Regie bis zu den scheinbar menschlichen Figuren, komplett von der Künstlichen Intelligenz geschaffen worden sind. Wenn man diese Filme mit dem vergleicht, was alles die Computer vor zehn Jahren noch nicht konnten, sind sie wahre Wunder. Wenn man sich allerdings komplexe Figuren, mehrdeutige Dialoge, Szenen mit einer gewissen Tiefe wünscht, dann ist das billigste B-Movie dagegen ein Oscar-Kandidat.

Wenn man die jetzige Entwicklungslinie ein paar Jahre in die Zukunft verlängert, dann ahnt man, dass die Schauspieler allen Grund zur Sorge haben. Zumal es heute, sobald ein wirklicher Schauspieler, mit seinem wirklichen Körper, seiner Gestik und Mimik und all seinen Macken, erst einmal genau vermessen ist, längst möglich ist, gewisse Szenen statt mit dem realen Menschen mit dessen digitalem Doppelgänger zu drehen. Wofür es im Zweifelsfall keine Gage und erst recht keinen Oscar gibt.

Mischwesen aus Mensch und digitalem Avatar

Was die KI schon heute kann, lässt sich ganz gut in den Marvel-Verfilmungen beobachten, wo ja nicht nur von Mischwesen aus Mensch und Monster erzählt wird. Sondern wo es Mischwesen aus Schauspielern und Computeranimationen sind, als die man die Helden und Schurken dieser Filme wohl betrachten muss. Dass die Schauspieler jetzt auch fürs Recht auf den eigenen Körper und um die Kon­trolle über dessen künstliche Erweiterungen kämpfen, liegt in der Logik dieser Entwicklung.

Das letzte Mal, dass Schauspieler und Autoren gemeinsam streikten, war 1960, erinnert sich die „New York Times“; damals war Ronald Reagan der Präsident der Schauspielergewerkschaft. Heute macht die Branche einen Umsatz von 134 Milliarden Dollar. Die Verluste werden gewaltig sein. Die Studios haben sie sich selber zuzuschreiben.

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