Nachrichten

#„Für uns ist die Krise nicht vorbei“

„Für uns ist die Krise nicht vorbei“

„Das Jahr 2020 hätte eines unserer erfolgreichsten werden können.“ Selten, sagt Annette Reschke aus der Leitung des Verlags der Autoren, seien so viele Stücke aus ihrem Haus auf den Spielplänen der Theater gewesen, nicht nur in Deutschland. Anfang des vergangenen Jahres schien die Zukunft des 1969 gegründeten Verlags also rosig. Nun hätte nur noch möglichst oft vor vollen Häusern gespielt werden müssen.

Das Geschäftsmodell des Theaterverlags unterscheidet sich nämlich wesentlich von dem der Buchverlage. Es wird in der Regel kein bedrucktes Papier verkauft, sondern digitaler Text und das Recht, diesen zu nutzen. Die Bezahlung basiert darauf, dass die Spielstätten dem Verlag für jede verkaufte Karte rund 14 Prozent des Erlöses zahlt. Wird ein Stück also in einem ausverkauften Haus mit 1000 Plätzen bei einem durchschnittlichen Kartenpreis von 20 Euro gespielt, ergibt das etwa 2800 Euro. Da es gewöhnlich mehrere Aufführungen gibt, vervielfacht sich der Betrag. Bei kleineren bis mittleren Bühnen würden pauschal 100 bis 360 Euro je Vorstellung fällig, erklärt Geschäftsführer Thomas Maagh.

Das sind Beträge, die sich summieren. Bei 1,4 Millionen Euro lag der Umsatz 2019, im Corona-Jahr 2020 bei knapp der Hälfte, und das auch nur Dank der guten ersten zehn Wochen. Der Löwenanteil des Geldes wird an die jeweiligen Autoren überwiesen, zu denen auch die Übersetzer zählen. Rund 400 Theater-, Drehbuch- und Hörspielautoren, Choreographen sowie Übersetzer hat der Verlag unter Vertrag, der nach dem Gründungsstatut den Autoren und Lektoren gehört. Mit etwa 75 Prozent arbeitet das Gros der Autoren für die Bühne, andere schreiben Drehbücher für Film, Fernsehen und Hörspiele.

Ohne Aufführungen kein Geld

Mit dem ersten Lockdown am 14. März 2020 fiel für die meisten von ihnen der Vorhang. Erste Überschläge hätten ergeben, dass mindestens 300 fest geplante Vorstellungen für die zunächst avisierte Zeit bis 19. April ausfallen mussten. „Und wenn nicht gespielt wird, gibt es kein Geld“, so Maagh. Inzwischen ist die Zahl der Ausfälle längst um ein Vielfaches gestiegen. Und nach Auffassung von Reschke und Maagh, beide Gesellschafter des Verlags, wird es mindestens bis zum Ende der laufenden Spielzeit sehr schwierig bleiben. „Für uns ist die Krise nicht vorbei“, so Reschke.

Viele Produktionen seien verschoben worden, daher fehle jetzt die Nachfrage nach neuen Stücken. Zudem spielten noch längst nicht alle Häuser wieder im ursprünglichen Umfang; oft sei nur ein Teil der Plätze besetzt. Hinzu komme, dass viele Theater Abonnements ausgesetzt hätten und anderswo Abonnenten die Pandemie zum Anlass genommen hätten, ihre Buchungen zu kündigen. Daher stelle sich für viele Theatermacher die Frage, ob das Stammpublikum zurückkomme oder wie man neues finde.

Am stärksten leiden die Autoren

Auch darüber macht man sich beim Verlag der Autoren Gedanken. Sorgen bereitet dort aber vor allem die finanzielle Situation der Autoren. Zwar sei es im Laufe des vergangenen Jahres gelungen, die Bundesbeauftragte für Kultur, Monika Grütters, und ihre Behörde für diese Berufsgruppe zu sensibilisieren und damit Möglichkeiten von Stipendien und Zuschüssen zu eröffnen, doch das federe nur zum Teil die Ausfälle ab.

Viele Theaterschriftsteller lebten derzeit von dem, was sie fürs Alter zurückgelegt hätten, berichtet Reschke. Besonders schwierig sei es für die jungen Kollegen, die noch keine Reserven hätten. Der Verlag selbst kann ihnen kaum helfen, da auch er keine größeren Rücklagen hat. Und selbst die Autorenstiftung, der Reschke vorsitzt, habe nur minimal unterstützen können, da ihr Umfang begrenzt ist: Jährlich kann sie Stipendien und Zuschüsse in Höhe von 30.000 Euro ausschütten.

Während die Lage die Existenz mancher Autoren bedrohe, sei der Verlag selbst nicht gefährdet gewesen, heben die beiden Gesellschafter hervor. Zum einen hätten die staatlichen Zuschüsse für die Kultur geholfen, zum anderen Einsparungen, die durch den Verzicht auf Buchprojekte und Reisen sowie durch die Kurzarbeit zustande kamen.

Ein paar Bücher gibt es trotzdem

In den übrigen Teilen des Verlags habe die Pandemie nicht ganz so stark durchgeschlagen, dort aber sei das Geschäft auch geringer gewesen, weil Fernseh-, Film- und Hörspielproduktionen auch in Stocken geraten waren. Einen eigenen Stand auf der Buchmesse hat der Verlag schon lange nicht mehr, dennoch ist die Messe gewöhnlich auch für Autoren und Lektoren eine wichtige Plattform für Kontakte und neue Projekte. So sei man beispielsweise auf dem Gemeinschaftsstand des Landes Hessen präsent, berichtet Reschke.

Denn ein paar Bücher macht der Verlag dann doch: dazu gehören besondere Theaterstücke, die beispielsweise mit einem Preis ausgezeichnet worden sind, werden in Papierform gebunden veröffentlicht. Dazu gehört beispielsweise der soeben erschienene 34. Band „Spielplatz“ mit fünf Kindertheater-Stücken über Freundschaft. Ebenso das kürzlich mit dem Hermann-Sudermann-Preis für Dramatik ausgezeichnete Stück „Ich, Wunderwerk und how much I love Disturbing Content“ der 27 Jahre alten, in Frankfurt lebenden Autorin Amanda Lasker-Berlin. Sie ist bei der Buchmesse-Begleitveranstaltung „Open Books“ am Samstag, 23. Oktober, um 16 Uhr in der Volksbühne am Hirschgraben zu erleben.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!