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#Für Werder Bremen ist die Fan-Anleihe die „letzte Option“

Für Werder Bremen ist die Fan-Anleihe die „letzte Option“

Sportlich läuft es halbwegs rund für Werder Bremen. Der Fußball-Bundesligist steht mit 23 Punkten auf Platz 12 der Tabelle und hat damit eine gute Ausgangslage im Abstiegskampf. Das ist eine gute Nachricht, nachdem man sich vergangene Saison nur über die Relegationsspiele in der höchsten deutschen Spielklasse halten konnte. Doch finanziell ist die Corona-Pandemie ein schwerer Schlag ins Bremer Kontor. Es fehlt nicht nur an Zuschauereinnahmen, auch Sponsoren können ihre Verpflichtungen nicht mehr im vollen Umfang erfüllen und die Fernseheinnahmen sind leicht gesunken – das bringt die Hansestädter in finanzielle Schieflage.

Franz Nestler

Konkret schätzen die Verantwortlichen die Mindereinnahmen seit Beginn der Pandemie bis zum Ende der Saison im Mai auf 40 Millionen Euro. Die „Bild“- Zeitung vermeldete unlängst, dass der Umsatz in der vergangenen Saison 2019/20 von 157,1 Millionen Euro auf 116,7 Millionen Euro eingebrochen sei. Der Verein erwirtschaftete damit ein Minus von 23,71 Millionen Euro. Das Eigenkapital von 7,6 Millionen Euro ist nicht nur aufgebraucht, vielmehr ist eine Lücke von rund 16 Millionen Euro entstanden.

Abermalige Kreditaufnahme dürfte teuer werden

Deswegen machen sich die Verantwortlichen Gedanken, was zu tun sei, soll es in der neuen Saison weitergehen. Die Möglichkeiten sind etwas beschränkt: Werder Bremen hat jetzt schon einen Kredit über 20 Millionen Euro aufgenommen, der nur durch eine Bürgschaft des Landes Bremen zustande kam. Eine abermalige Kreditaufnahme dürfte daher teuer werden. Deswegen stehen noch zwei Finanzierungsinstrumente zur Wahl: eine Mittelstandsanleihe oder eine Fan-Anleihe. Im Raum steht abermals ein Volumen von 15 bis 20 Millionen Euro. Dem Fan-Portal „Deichstube“ sagte dazu der Vorsitzende der Geschäftsführung, Klaus Filbry: „Aktuell sieht es finanziell gut aus, wir sind bis zum Saisonende durchfinanziert. Aber für den Fall, dass wir auch in der nächsten Saison ohne Zuschauereinnahmen auskommen müssen, ist es unsere Sorgfaltspflicht, unterschiedliche Finanzierungsmöglichkeiten zu prüfen.“ Dazu befinde man sich gerade in dem Prozess der Entscheidungsfindung: „Anbieter von Fan-Anleihen sind auch in der Vergangenheit immer wieder auf uns zugekommen. Wir haben es stets sorgfältig geprüft, aber nie weiterverfolgt. Und wir hoffen, dass wir auch in diesem Fall diese Option nicht ziehen müssen.“

Fan-Anleihen gegenüber sollte man eher skeptisch sein – selbst als Fan. Diese Papiere sollten schon grundsätzlich nur Anhänger der Vereine kaufen, die das Geld übrig haben und mit einem Totalverlust leben können. Denn dass sich die Vereine das Geld von ihren Fans leihen, hat einen einfachen Grund. Auch Fußballvereine sind im Prinzip nichts anderes als Unternehmen, können sich also auf die gleiche Weise Geld leihen. Wenn sie nun Fan-Anleihen ausgeben, heißt das oft, dass die Banken nicht mehr dazu bereit sind, Kredite zu ähnlichen Konditionen zu gewähren. Die für die Anleihen gezahlten Zinsen hören sich – besonders aktuell – zwar meist hoch an, spiegeln aber oft nicht einmal im Ansatz das Risiko wider. Zuletzt mussten das etwa Anleger schmerzhaft erfahren, als die KGaA des 1. FC Kaiserslautern in die Insolvenz ging. Der Zinssatz für die Fan-Anleihen betrug 5 Prozent, Fachleute schätzten aber damals, dass angesichts der wirtschaftlichen Kennzahlen ein angemessener Zinssatz eher hätte 20 Prozent betragen müssen.

Die Gläubiger der 2013 begebenen Anleihe wurden am Ende mit 4 Prozent ihrer Forderungen abgefunden. Häufig werden Fan-Anleihen nicht als Geldanlage erworben, sondern mehr aus Verbundenheit mit dem Verein oder sogar zu dessen Unterstützung, sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Wer seinen Verein finanziell unterstützen will und – im Falle des Falles – damit leben kann, dass das Geld nicht zurückgezahlt wird, kann natürlich ohne Bedenken eine Fan-Anleihe kaufen“, sagt Kurz.

Sportliche Erfolge kann man nicht planen

Fan-Anleihen kamen erstmals Anfang der 2000er Jahre auf den Markt. Schaut man darauf, wer diese seitdem begeben hat, erkennt man schnell: Es ist nicht die Crème de la Crème der Beletage des deutschen Fußballs. Arminia Bielefeld, Alemannia Aachen, Schalke 04, der 1. FC Köln, Hertha BSC, der Hamburger SV, Duisburg, Kaiserslautern, der Karlsruher SC oder Hansa Rostock sind nicht Bayern München oder Borussia Dortmund. Erfolge gab es wenige: Manche Anleihen konnten gar nicht zurückgezahlt werden, andere wurden gestundet, oftmals wurden sie zweckentfremdet. Der Grund ist einleuchtend: Sportliche Erfolge kann man nicht planen. Sammelt ein Verein etwa Geld für ein Nachwuchsleistungszentrum ein und gerät in Abstiegsgefahr, gibt er das Geld lieber für den Kader als den Nachwuchs aus – denn der finanzielle Verlust wäre deutlich größer und das Geld wäre so besser angelegt.

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