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#Nur in der Oper sind wir noch wir selbst

„Nur in der Oper sind wir noch wir selbst“



Offenes Matriarchat: Stepan Grecov, Ania Paszkiewicz, Elisabeth Rudi, Deniza Popova und Veronika Massold vom Ensemble Polynushka in ihrem Probenraum in Berlin-Wedding

Bild: Andreas Pein

Trotz Scham und eines Ausstiegs: Das Vokalensemble Polynushka will gegen alle Widerstände nicht aufhören, russische und ukrainische Volkslieder zu singen. Ein Probenbesuch.

Unwahrscheinlich war das Vokalensemble Polynushka schon seit seiner Gründung im Jahr 2004. Ausgerechnet in der westlichen Großstadt Berlin hatte sich die aus Sankt Petersburg stammende Softwareentwicklerin Polina Proutskova mit der bulgarischen Musikwissenschaftlerin Deniza Popova und einigen anderen an der osteuropäischen Musiktradition Interessierten zusammengetan, um russische und ukrainische Dorflieder vor dem Verschwinden zu retten. Anfangs traf man sich zum Singen in den Wohnungen und diskutierte über die Grenzen der Authentizität bei nachgesungener Volksmusik. Die Gruppe wurde größer, gleich für die erste Albumveröffentlichung gab es 2008 den Preis der deutschen Schallplattenkritik, unterschiedliche Charaktere und Nationalitäten kamen hinzu, auch eine Polin und eine Litauerin, alle brachten Russischkenntnisse, unterschiedlichste Migrationsgeschichten und ihr eigenes Verständnis von Folklore mit.

Lisa Rudi etwa, die wir mit Deniza Popova schon vor der wöchentlichen Polynushka-Probe in einem Café treffen und die auf der russischen Insel Sachalin, nördlich von Japan, aufwuchs, hat die folkloristische Abteilung der dortigen Musikschule besucht. Hier lernte sie die traditionelle russische Musik im Jahreszyklus kennen und Spätfolklore à la „Kalinka“, mit der sie bis heute keine Berührungsängste hat. Deniza Popova, deren Großvater als Offizier der bulgarischen Armee von sowjetischen Soldaten hingerichtet worden war, ist in dieser Frage strenger. Sowjetische Überarbeitungen von Volksmusik oder Spätfolklore kommen für sie nicht infrage: „Der Sozialismus hat die eigentliche Folk­lore zerstört“, sagt sie energisch. Worauf Rudi, die Kulturwissenschaften in Hildesheim studiert hat und sich derzeit, wie sie sagt, schämt, Russin zu sein, „ganz ruhig“ sagt und etwas betreten schaut.

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