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#Gallery Weekend 2021: Alles ist möglich an diesem Kunst-Wochenende

Gallery Weekend 2021: Alles ist möglich an diesem Kunst-Wochenende

Beim Gallery Weekend 2021 ist man vorbereitet – auch wenn das Flirren und der Buzz diesmal deutlich reduzierter ausfallen werden. Online und offline gibt es große Pläne für das Kunst-Event, das vom 30. April bis 2. Mai in Berlin stattfindet. Wir haben uns bei den Macher:innen umgehört und geben Tipps, was ihr beim Gallery Weekend 2021 nicht verpassen solltet.

Das waren sie, die rauschhaften Nächte: Luciano Castelli „Luciano und der Schwan“, 1976 (Galerie Deschler), zu sehen beim Gallery Weekend 2021. Foto: Luciano Castelli/ courtesy of Galerie Deschler, Berlin
Das waren sie, die rauschhaften Nächte: Luciano Castelli „Luciano und der Schwan“, 1976 (Galerie Deschler), zu sehen beim Gallery Weekend 2021. Foto: Luciano Castelli/ courtesy of Galerie Deschler, Berlin

Das Gallery Weekend 2021 hält den Schwebezustand aus

Das Glaskugelschauen bestimmt auch die Vorbereitungen zum Gallery Weekend 2021 – und Maike Cruse, Chefin des Kunst-Wochenendes, versucht dabei ihre „gute Laune“ nicht zu verlieren, wie sie sagt. Das dürfte ihr mitunter nicht leichtfallen, die Pandemie hat den Kunststandort Berlin fest im Griff. Die wochenlange Schwebe, stets die Corona-bedingte Frage: Können wir die Galerien bis zum besagten Wochenende (30.4. bis 2.5.) offenhalten oder nicht?

Schon im Frühling 2020 musste das Kunstevent – eine Berliner Erfolgsgeschichte – auf die Art Week im September verschoben werden. Doch Maike Cruse und die teilnehmenden Galerien sind gerüstet. Motto: Alles ist möglich, analog wie digital. Ein Hygienekonzept steht, auch ein Corona-Testcenter gehört zur Planung.

Ohnehin erfolgt die Eröffnung des Gallery Weekend 2021 pandemiebedingt virtuell, weil Menschenansammlungen vermieden werden müssen. Informationen zu den Ausstellungen und Künstler:innen findet man auf der Website. Das Webjournal bietet dazu viele Interviews und Porträts von Sammler:innen und Künstler:innen rund um das Event. Einen Newsletter gibt es auch, dazu viel Bewegung auf Social Media: „Zum Start des Kunstwochenendes wird es für alle Ausstellungen Filme auf Instagram geben“, verspricht Maike Cruse. Für Sammler:innen und Museumsexperten sind spezielle Zoom-Touren durch die Ausstellungen geplant. Zum Start des Wochenendes gibt es dann Videoschalten für alle.

Gallery Weekend 2021: Klassiker des Kunstmarkts dabei

Eine Handvoll junger Galerien ist vertreten, darunter Schiefe Zähne, Sweetwater oder Efremidis. Doch das Programm ist deutlich dominiert von etablierten Größen, Klassikern des Kunstmarktes. Klar ist, die Zeit von künstlerischen Experimenten und ausgefallenen Locations in Kellern und Bunkern ist vorbei. Im Corona-Jahr geht es um finanzielle Stabilisierung.

Zu sehen wird es daher einiges an Hochkarätern geben, die Galerien haben sich entsprechend aufgestellt: Buchmann zeigt die verschachtelten und seltsam in den Raum wachsenden, porösen Skulpturen des britischen Großkünstlers Tony Cragg. Thomas Schulte macht seine imposanten Räume frei für die wunderbare Bildhauerin und Aktionskünstlerin Rebecca Horn, die mit zwei kinetischen Installationen aus den 90er-Jahren, „Bee’s Planetary Map“ und „Der Turm der Namenlosen“, vertreten ist.

Kewenig verwandelt das gesamte Galeriegebäude in der Brüderstraße in eine atmosphärisch dichte Installation von Christian Boltanski. Gerade sein Werk scheint aktueller denn je, verhandelt es doch existentielle Themen wie Vergänglichkeit, Einsamkeit und Erinnerung. Sein „letztes Selbstporträt“ trägt den Herzschlag des Künstlers in die Räume, begleitet von einem synchronen Flackern zweier Glühbirnen.

Bespielt den österreichischen Pavillon bei der nächsten Biennale Venedig: Ashley Hans Scheirl. „Glamour“, 2019 (Galerie Crone). Foto: Matthias Bildstein, Wien / Ashley Hans Scheirl
Bespielt den österreichischen Pavillon bei der nächsten Biennale Venedig: Ashley Hans Scheirl. „Glamour“, 2019 (Galerie Crone). Foto: Matthias Bildstein, Wien / Ashley Hans Scheirl

Eigen + Art setzt einmal wieder auf seinen Hauskünstler, den 50-jährigen Tim Eitel, der zur Neuen Leipziger Schule gehörte. Malereifans dürfte es auch in die Galerie Crone ziehen, in einer Einzelschau wird dort der wahnwitzige, aktionsgeschwängerte Bilderkosmos der non-binären Künstler:in Ashley Hans Scheirl gezeigt. Gender und Queerness sind die Themen. Im nächsten Jahr wird Scheirl den österreichischen Pavillon auf der Biennale Venedig bespielen.

Luciano Castelli in der Galerie Deschler

Um Geschlechteridentität und die Verwischung von Grenzen geht es auch Luciano Castelli, einstiger „Junger Wilder“, der in der Galerie Deschler zu sehen ist, die, wie viele andere nicht zum offiziellen Galerien-Kern gehört. In der Auguststraße erhaschen wir ein Stück lebendiges Vor-vor-Corona-Berlin: Leben in wilden Facetten samt rauschhafter, langer Clubnächte.

Das Gallery Weekend 2021 mit dem Motto der Stunde: Rirkrit Tiravanija, „untitled 2021 go for the good spirit“ (Edition Klosterfelde). Foto: Klosterfelde Edition & Rirkrit Tiravanija
Das Gallery Weekend 2021 mit dem Motto der Stunde: Rirkrit Tiravanija, „untitled 2021 go for the good spirit“ (Edition Klosterfelde). Foto: Klosterfelde Edition & Rirkrit Tiravanija

Wir werden das reale Gallery Weekend sehr vermissen – das hitzige Berliner Kunstflirren wird einfach fehlen. Internationale Sammler sind nicht zu erwarten, auch nationale Kunstfans dürften kaum anreisen. Das wirkliche Kapital des Gallery Weekends war und ist das Zusammentreffen von Künstler:innen, Galerist:innen, Sammler:innen und Kunstfans auf ganz ungezwungene Weise: Flanieren von einer Galerie zur nächsten, von Mitte über Kreuzberg nach Charlottenburg – oder umgedreht. Mit einem Bier locker vor dem Eingang der Galerie stehen, VIP-Dinner, Talks, Künstler:innengespräche, das ganze Sehen und Gesehen werden – es fehlt damit schlicht ein Markenkern des Wochenendes.

Aber es soll ja auch wieder werden, Maike Cruse zumindest ist optimistisch: „Wenn die Galerien wieder richtig öffnen können, Mitte, Ende Mai, hoffe ich, dann planen wir ein zusätzliches Wochenende mit einem starken Programm.“

  • Gallery Weekend 2021 Fr 30.4.– So 2.5., öffentliche Touren per Zoom durch die Galerien: Sa 1.5. + So 2.5., Zugang ohne Anmeldung, mehr Informationen hier.

Mehr Tipps fürs Gallery Weekend 2021

  • Der gestrandete Wal Interessantes Projekt des israelischen Künstlers Gil Shachar, der am Strand in Südafrika einen dort verendeten Wal abgegossen hat. Die Skulptur liegt jetzt in ihren ganzen Größe und Verletzlichkeit in der Elisabethkirche. Elisabethkirche Invalidenstraße 4A, Mitte, Bis So 9.5. tgl. 11–20 Uhr
  • Modersohn-Becker Der monumentalen Worpswederin sind hier Werke von Birgitt Bolsmann, Almut Heise und Rissa gegenübergestellt– drei zeitgenössische Künstlerinnen mit Fokus auf Gegenständlichkeit. Kunsthandel Werner Fasanenstr. 72, Charlottenburg, Do 29.4.–Sa 19.6. Livetour: 1.5. um 12.30 Uhr
  • Matt Mullican Farbe und System: Die Arbeiten von Matt Mullican vereinen Konzeptkunst und visuelle Schönheit. Capitain Petzel Karl-Marx-Allee 45, Friedrichshain, Mi 28.4.–Sa 5.6. Livetour: 2.5. 12.30 Uhr
  • Frauenpower In der Ausstellung „L’Invitation au voyage“ treffen sich die Generationen. Dabei sind Hannah Höch, Leiko Ikemura und Isa Melsheimer. Esther Schipper Potsdamer Strasse 81E, Schöneberg, Mi 28.4.–So 27.6. Livetour: 1.5. 15.30 Uhr

Text: Gabriele Walde


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Tragt das ruhig in eure Terminkalender ein für die Zeit nach der Notbremse: Van Gogh multimedial aufbereitet und der ewig rätselhafte Banksy, beides in der Station Berlin. Dürfte auch ein Highlight werden: Die erste große Yayoi-Kusama-Retrospektive in der Berlinischen Galerie.

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