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#GDL-Chef Claus Weselsky: „Habe nie gelogen“

Mehrmals behauptete der GDL-Chef, die Bahn habe ein deutlich ungünstigeres Angebot abgegeben, als es der Fall war. Nun meint Weselsky: Er habe sich nur versprochen. Indes stehen 80 Prozent der Fernzüge abermals still.

Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL hat Kritik an seiner falschen Darstellung der Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn zurückgewiesen. Er habe nie gelogen, sagte Weselsky am Donnerstagmorgen im Deutschlandfunk. Bei der Ankündigung des laufenden Streiks hatte der Gewerkschaftschef einen vorliegenden Kompromissvorschlag als ungünstiger für die GDL dargestellt, als er tatsächlich war. Weselsky sprach später von einem „Denkfehler“, am Donnerstag von einem „Versprecher“.

Hintergrund für die Kritik sind Schilderungen Weselskys über einen Kompromissvorschlag in den Tarifverhandlungen. Dieser sah eine Senkung der Wochenarbeitszeit in zwei Schritten auf 36 Stunden bis 2028 bei vollem Lohnausgleich vor. Die Bahn hatte den Vorschlag angenommen. Die GDL lehnte jedoch ab. Die Gespräche scheiterten deshalb vergangene Woche, und die Gewerkschaft rief zum nun laufenden Streik auf.

Nicht nur die Arbeitszeit als Knackpunkt

Weselsky stellte den Vorschlag der Vermittler bei einer Pressekonferenz am Montag anders dar: Diese hätten eine Absenkung auf lediglich 37 Stunden bei vollem Lohnausgleich ins Spiel gebracht. Eine weitere halbe Stunde Reduzierung wäre lediglich optional und mit finanziellen Einbußen für die Beschäftigten verbunden gewesen.

Am Donnerstag sagte Weselsky: „Als wir das Papier insgesamt abgelehnt haben, hatten wir keinen Denkfehler.“ Man müsse den Kompromissvorschlag gesamthaft lesen. Er enthalte eine ganze Reihe von Punkten, die für die GDL nicht annehmbar seien. Der Gewerkschaftschef nannte etwa eine Laufzeit des Tarifvertrags von 30 Monaten, den Wegfall tariflicher Wahlmodelle und Flexibilisierungen bei Lokführern im Güterverkehr. Zudem habe Bahn-Personalvorstand Martin Seiler in den weiteren Verhandlungen die zweistündige Arbeitszeitsenkung nicht wieder angeboten.

Regionalzüge stehen vor Beginn des Streiks am Hauptbahnhof in Frankfurt.


Regionalzüge stehen vor Beginn des Streiks am Hauptbahnhof in Frankfurt.
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Bild: dpa

Unterdessen stehen weite Teile des Fern- und Regionalverkehrs auf der Schiene in Deutschland seit dem frühen Donnerstagmorgen wegen des Streiks der GDL wieder still. Seit 2.00 Uhr läuft der Notfahrplan, ein Grundangebot im Schienenverkehr, wie die Deutsche Bahn am Donnerstag mitteilte. „Die DB rechnet am Donnerstag und Freitag mit massiven Auswirkungen auf den Bahnbetrieb“, teilte eine Bahnsprecherin auf dpa-Nachfrage mit. Im Güterverkehr hatte der Streik bereits am Mittwochabend begonnen. 

Wie schon bei vorigen Arbeitskämpfen der GDL ist am Donnerstag und Freitag damit nur rund ein Fünftel der Fernzüge im Einsatz. Im Regionalverkehr kann sich das Angebot je nach Region deutlich unterscheiden. Die Fahrgäste der Bahn waren indes wie schon bei vorigen Streiks vorbereitet. „Wie hier am Berliner Hauptbahnhof ist heute nicht viel los an den Bahnhöfen“, sagte der Sprecher. Das werde auch am Freitag so sein. Bis 13.00 Uhr an diesem Tag soll der Ausstand offiziell dauern. Der eingeschränkte Fahrplan werde aber den ganzen Freitag über gelten, hieß es.

Erst am Samstag beabsichtigt die Bahn wieder mit dem vollständigen Zugangebot unterwegs zu sein. Es sei für das Wochenende deshalb von einem starken Nachholbedarf auszugehen. „Die Intercity- und ICE-Züge der DB werden dann recht voll sein.“ Bahn-Sprecher Stauß empfahl Platzreservierungen insbesondere für Samstag.

Unsicherheit beginnt erst nach dem Streik

Künftige Streiks will GDL-Chef Claus Weselsky im laufenden Tarifkonflikt nur noch kurzfristig ankündigen. Eine 48-stündige Vorwarnung werde es nicht mehr geben, sagte er Anfang der Woche. Für Fahrgäste werden Reisen damit noch weniger planbar als derzeit ohnehin schon. Zudem setzt Weselsky darauf, dass die Bahn bei kurzfristigen Streiks nicht mehr rechtzeitig reagieren und einen Notfahrplan auf die Beine stellen kann. „Damit ist die Eisenbahn kein zuverlässiges Verkehrsmittel mehr“, betonte der GDL-Chef. Hinzu kommt: Selbst über Ostern hat die GDL Arbeitskämpfe nicht ausgeschlossen. „Ich äußere mich weder zu Ferien noch zu Feiertagen, ob da Streiks stattfinden oder nicht“, sagte Weselsky dazu lediglich.

Für den nun begonnenen Streik gelten indes noch die alten Regeln. Die Bahn hat die Zugbindung für Donnerstag und Freitag aufgehoben. Fahrgäste können ihre Reise also an einem späteren Tag antreten. Welcher Zug fährt und welcher nicht, können sie auf den üblichen Auskunftsplattformen des Konzerns erfahren. 

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