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#Geht auch der Staat ins Corona-Homeoffice?

Geht auch der Staat ins Corona-Homeoffice?

Am Mittwoch wird es ernst für die deutsche Wirtschaft: Zur Pandemiebekämpfung tritt die neue Homeoffice-Verordnung in Kraft, die dafür sorgen soll, dass mehr deutsche Arbeitnehmer von daheim aus arbeiten, statt einander morgens und abends beim Berufspendeln in Bussen und Bahnen gefährlich nahe zu kommen.

Ralph Bollmann

Ralph Bollmann

Korrespondent für Wirtschaftspolitik und stellvertretender Leiter Wirtschaft und „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

Marcus Theurer

Marcus Theurer

Redakteur in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Die Leute nach Hause zu schicken – da kann der Staat nicht nur Regeln beschließen, da hat er selbst auch einiges in der Hand. Immerhin sind fast fünf Millionen Menschen beim Staat beschäftigt, viele dieser Stellen sind Bürojobs. Fachleute üben harte Kritik, noch immer arbeiteten viel zu viele Staatsbedienstete im Büro. „Die Regierung hat ein Glaubwürdigkeitsproblem“, sagt Gerhard Hammerschmid, Professor an der Hertie School in Berlin. „Wenn es ein Homeoffice-Gebot gibt, dann sollte der Staat eigentlich mit gutem Beispiel vorangehen. Das Gegenteil ist der Fall“, sagt Hammerschmid, dessen Forschungsgebiet seit 25 Jahren die Verwaltungsmodernisierung ist.

„Der öffentliche Dienst ist kein Vorbild“

„Der öffentliche Dienst kann beim Corona-Homeoffice leider kein Vorbild sein“, glaubt auch Beamtenbund-Chef Ulrich Silberbach. Das scheitere schon an der häufig unzureichenden Informationstechnik. In dieselbe Kerbe haut Verdi-Chef Frank Werneke: „In vielen Bereichen der öffentlichen Verwaltung wäre Homeoffice grundsätzlich möglich, findet aber nur in begrenztem Umfang statt.“ Kritik kommt auch von Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger. „Wir Arbeitgeber haben geliefert“, behauptet er. „Vor allem der öffentliche Bereich ist nun aufgefordert, eine Kultur des mobilen Arbeitens zu entwickeln.“ Dort lägen „erkennbar große Defizite“.

Ist das wirklich so? Verlangt die Politik von der Privatwirtschaft etwas, das sie in ihrem eigenen Bereich sträflich vernachlässigt? Die F.A.S. hat in den vergangenen Tagen bei allen Bundesministerien und sämtlichen Landesregierungen nachgefragt, wie es bei ihnen um das sogenannte mobile Arbeiten steht, das in den meisten Fällen dann ja doch immer am selben Platz stattfindet, nur eben zu Hause. Das Ergebnis: In den Ministerien von Bund und Ländern wurde das Homeoffice seit dem vergangenen Jahr stark ausgebaut. Einige Landesregierungen gaben an, bei ihnen arbeiteten 80 bis 90 Prozent der Mitarbeiter im Homeoffice. Die Bandbreite ist freilich groß: Während beispielsweise im baden-württembergischen Wirtschaftsministerium 95 Prozent, in den Landesregierungen von Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein immerhin rund 85 Prozent der Ministeriumsmitarbeiter ganz oder teilweise daheim arbeiten, ist das etwa in Rheinland-Pfalz nur bei gut der Hälfte der Fall.

Die Ministerial-Beamten bleiben daheim

Die Erfahrungen mit dem mobilen Arbeiten werden ganz überwiegend als positiv geschildert. Viele Bundesländer geben an, auch nach der Krise mehr Bediensteten flexibleres Arbeiten ermöglichen zu wollen. Für den öffentlichen Dienst, wo die „Präsenzkultur“, also die Anwesenheitspflicht im Büro, tief verwurzelt ist, wäre das ein großer Wandel.

Auch in den Bundesministerien liegt der Anteil der Beschäftigten, die täglich von zu Hause aus arbeiten, den Angaben zufolge derzeit im Schnitt bei rund 80 Prozent. Technisch, so wird allenthalben betont, seien fast alle Mitarbeiter in Bürojobs fürs Homeoffice ausgestattet. Bei der tatsächlichen Nutzung liegen die CSU-Ressorts für Inneres und Verkehr mit 75 Prozent am unteren Ende, das Finanzministerium meldet 85 Prozent, das Kanzleramt formuliert etwas vage: „Fast 90 Prozent der Beschäftigten, deren Tätigkeit es grundsätzlich zulässt, nutzen die Möglichkeit, im Home-Office zu arbeiten.“ Wie viele das täglich tun und wie hoch der Anteil der ungeeigneten Jobs ist, verrät die Regierungszentrale allerdings

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