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#Geigers ganz großer Satz von Oberstdorf

Geigers ganz großer Satz von Oberstdorf

Vorteil Heimspiel. Der Mann, der wie kein Zweiter die Schattenbergschanze kennt, hat sie zum Auftakt der Vierschanzentournee meisterlich bezwungen. Karl Geiger, der nur wenige hundert Meter von der Oberstdorfer Skisprungschanze entfernt wohnt, hat am Dienstag das erste Springen der traditionsreichen Tournee gewonnen. „Ich glaube, ich kann die Schanze“, hatte Geiger im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gesagt. Und wie. Keiner sprang am Dienstag präziser und sauberer als der 27 Jahre alte Allgäuer, der schon im ersten Durchgang, in dem er 127 Meter weit flog und wegen des Rückenwindes 13,2 Bonuspunkte erhielt, der Konkurrenz seine große Klasse zeigte.




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Ralf Weitbrecht

Vor wenigen Wochen erst war Geiger in Planica erstmals Weltmeister im Skifliegen geworden. Dann kam seine Tochter zur Welt – und offenbar beflügelt durch diese wunderbaren Ereignisse zeigte Geiger in seinen ersten Sprüngen nach ausgestandener Quarantäne wegen seines positiven Corona-Tests eine starke Vorstellung. Und sein Potential, die Gesamtwertung gewinnen zu können. Vor allem im zweiten Durchgang, als es eng wurde, als es darauf an kam, als letzter Springer gelassen zu bleiben, zeigte Geiger keine Nerven. Schon bereit, die Schanze runterzufahren, sprang die Ampel auf Rot.

Das Warten wurde zum Nervenspiel. Doch der 27 Jahre junge Familienvater ließ sich nicht beirren. Leichter Schneefall setzte ein, Geiger kletterte wieder in die Spur. Er musste 136,5 Meter springen, um an den zu diesem Zeitpunkt führenden Polen Kamil Stoch vorbeizuziehen – und er schaffte es auf den Punkt. Geiger setzte einen sauberen Telemark bei der Landung in den Schnee, bekam für seine Gesamtvorstellung insgesamt 291,1 Punkte und setzte sich mit diesem Coup an die Spitze der Tournee-Gesamtwertung.

Ein Oberstdorfer siegt in Oberstdorf – zuletzt war dies Max Bolkart 1959 gelungen. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Wenn jetzt noch Zuschauer da wären, wäre es perfekt“, sagte er. „Es war echt brutal“, beschrieb Geiger den packenden Wettkampf und Bundestrainer Stefan Horngacher sagte anerkennend: „Karl ist unglaublich skigesprungen heute.“ Auch Markus Eisenbichler freute sich:  „Ich habe mich genauso gefreut, wie wenn ich selbst da oben gestanden hätte.“

Geiger stach aus dem mit großen Hoffnungen in die Tournee gegangenen deutschen Team heraus. Für die meisten Teamkollegen verlief der Auftakt am Schattenberg nicht wunschgemäß. Lediglich Severin Freund als zwischenzeitlicher 24. und Eisenbichler (27.) schafften es, sich für den Finaldurchgang der besten dreißig Springer zu qualifizieren. Der Rest der Mannschaft, darunter Olympiasieger Andreas Wellinger und der seit Wochen beständige Pius Paschke, schied aus.

Ein besonderes Kunststück glückte Eisenbichler. Der Gefühlsspringer zeigte im zweiten Durchgang, wozu er fähig ist. Ihm gelang ein famoser Sprung auf 142 Meter – lediglich eineinhalb Meter unter der Schanzenrekordmarke, die der Norweger Sigurd Pettersen 2003 aufgestellt hatte. „Der Flug war der Hammer“, sagte Eisenbichler hochzufrieden, der es damit noch auf Platz fünf mit 274,3 Punkten schaffte. Hinter Geiger und Stoch wurden die beiden Norweger Marius Lindvik (285,2 Punkte) und Halvor Egner Granerud (280,1) Dritter und Vierter. Granerud, mit der Empfehlung von zuletzt fünf Weltcup-Siegen in Serie zur Tournee gekommen, galt vorab als erster Anwärter auf den Sieg in der Gesamtwertung.

Den ersten großen Aufreger gab es schon viel früher. In einer nächtlichen Aktion wurden die eigentlich für das Auftaktspringen gesperrten Polen doch noch zugelassen. Ihr Corona-Fall sorgte für reichlich Kuddelmuddel. Dass Titelverteidiger Dawid Kubacki, Grand-Slam-Sieger Stoch und auch Klemens Muranka springen durften, lag an einem neuerlichen PCR-Test. Murankas positives Corona-Testergebnis hatte am Montag zur Herausnahme des kompletten polnischen Skisprungteams aus dem Teilnehmerfeld geführt. Doch die Polen ließen nicht locker. Eine zweite PCR-Testreihe ergab ausnahmslos negative Ergebnisse. „Wir sind ausgesprochen glücklich über die guten Nachrichten der negativen Testergebnisse und der damit verbundenen Startfreigabe für das polnische Team“, sagte Renndirektor Sandro Pertile in einer Videokonferenz.

Pertile und Florian Stern, der Generalsekretär des Oberstdorfer Auftaktspringens, zeigten sich erleichtert. Der polnische Skispringer Muranka war offenbar falsch positiv getestet worden. „Es gab eine Diskrepanz zwischen Test eins und Test zwei“, sagte Stern. „Deshalb haben wir uns in Absprache mit den Gesundheitsbehörden auf einen dritten Test verständigt.“ Dieser fiel negativ aus. Pertile sprach nach einem „ziemlich herausfordernden Tag“ von einer Entscheidung „pro Sport. Es ist die fairste Entscheidung“.

Der Fall bleibt rätselhaft. Fakt sei laut Stern, dass die „erste Probe Murankas mehrmals nachgetestet wurde und definitiv positiv war“. Dies wirft Fragen nach der Tauglichkeit des Tournee-Testkonzepts auf. „Wir versuchen es anzupassen, um solche Fälle zu vermeiden“, sagte Pertile und stellte obligatorische Doppeltests in Aussicht.

Die Polen durften aufatmen, gänzlich aus der Schusslinie sind sie aber nicht. Während andere Nationen wie Deutschland ein penibles Hygienekonzept befolgen, müssen sich die Polen Nachlässigkeiten nachsagen lassen. Sie sollen am Sonntag gemeinsam in einem Kleinbus nach Oberstdorf gefahren sein, worauf auch Pertile anspielte: „Zehn Stunden in einem Minibus – da weiß man nicht, was passiert.“ Was am Dienstagabend passiert ist, hat begeistert. „Es war nicht einfach, heute zu springen“, sagte Sieger Geiger. „Aber ich habe zwei saugute Sprünge gezeigt. Wenn jetzt noch Zuschauer dabei gewesen wären, wäre es perfekt gewesen.“

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