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#Geld stinkt nicht, Nickel schon

„Geld stinkt nicht, Nickel schon“

Die Salzburger Festspiele betrachten sich selbst als „Weltmarke“. Tradition, künstlerische Leistung, Abendkleider, Wertschöpfung – alles Spitzenklasse. Dass man mit sich zufrieden sein darf, lässt man sich gern von anderen bestätigen. Etwa von der örtlichen Wirtschaftskammer, die in einer Studie unter anderem festgestellt hat, dass die Zahl der durch das Festival geschaffenen Vollzeitarbeitsplätze in Salzburg bei 2800 und in ganz Österreich bei 3400 liege. An direkten und indirekten Steuern und Abgaben erwirtschafte das Festival 77 Millionen Euro im Jahr. Vollmundig und auch ein wenig händereibend werden die Festspiele in ökonomischer Hinsicht als „Exzellenz-Infusion“ bezeichnet. Die Frage, was da so alles von wem und zu welchen Zwecken infundiert wird, stand nicht im Fokus der Wirtschaftskammer.

Seit 2017 zählt zu den Festspiel-Sponsoren auch ein privates Schweizer Bergbauunternehmen namens Solway Investment Group. Das Unternehmen, zu dessen Gründern der russisch-estnische Geschäftsmann Alexander Bronstein gehört, gilt als weltweit größter privater Nickelproduzent und soll Medienberichten zufolge enge Beziehungen zum Kreml unterhalten. Solway betreibt Minen in der Ukraine, in Nordmazedonien, Indonesien und Guatemala, wo das Unternehmen seit mehreren Jahren in heftige Auseinandersetzungen mit Aktivisten und kritischen Medien verstrickt ist. Die Vorwürfe sind massiv und reichen von Umweltverschmutzung und Verletzung der Rechte der indigenen Bevölkerung bis zu Korruption und Verfolgung von Journalisten.

Solways zweifelhafte Geschäfte in Guatemala

Vor wenigen Wochen wurden weitere Details über das zweifelhafte Geschäftsgebaren von Solway in Guatemala publik. Das hatte Folgen: Durch die jüngsten Enthüllungen und den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sei „dieses Sponsoring toxisch geworden“, schreiben der Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss und die amerikanisch-lettische Regisseurin Yana Ross in einer am Mittwoch verbreiteten Pressemeldung. Die Salzburger Festspiele haben nunmehr ein Problem, das rasch endemisch werden könnte. Denn mit dem Stichwort des „toxischen Sponsorings“ dürften sich künftig viele Kulturinstitutionen konfrontiert sehen. Die Konsequenzen könnten drastisch ausfallen.

Ross und Bärfuss sollen eigentlich im Auftrag der Festspiele eine Neufassung von Schnitzlers „Reigen“ erarbeiten, fordern aber zuvor eine Revolution des Salzburger Umgangs mit Sponsoren und stellen der Festspielleitung ein Ultimatum: „Sofort“, aber spätestens bis zum 27. Juli 2022 habe man die Geschäftsbeziehungen mit Solway zu beenden. Außerdem seien „verbindliche Richtlinien“ für die Finanzierung der Festspiele zu erarbeiten. Für die Zukunft fordern Ross und Bärfuss völlige Transparenz: „Das Sponsoring bei den Salzburger Festspielen ist von einer unabhängigen Stelle umfassend zu untersuchen und das Resultat der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zu untersuchen sind Sponsoring- und andere Partner-Verträge, sowie Finanzen und Termine.“

Dass Ross und Bärfuss bereits über den goldenen Salzburger Tellerrand hinausdenken, zeigt folgende Forderung: „Nur sauberes Geld in öffentlichen Institutionen!“ Das ist ein Ziel, aufs Innigste zu wünschen, wie es im „Hamlet“ heißt, der hier zuletzt im Jahr 2000 zu sehen war. Aber wie sauber kann Geld in einem globalisierten Wirtschaftssystem sein? Wie viel Schmutz genügt, um eine ganze Lieferkette zu versaubeuteln? Und was lässt sich leichter waschen: Geld oder Sponsoren? Man wird viele Wirtschaftsprüfungsgesellschaften mit noch mehr Ethikkommissionen verschmelzen müssen, um es herauszufinden.

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