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#Geopolitik mit Impfstoffen

Geopolitik mit Impfstoffen

Der amerikanische Kontinent feiert aktuell seine eigene Fußballmeisterschaft in Brasilien, die Copa América. Einer der wichtigsten Marketingpartner ist der chinesische Konzern Sinovac. Er beliefert nicht nur die Organisatoren, sondern ganz Brasilien und andere lateinamerikanische Länder mit CoronaVac. Das ist neben einem anderen chinesischen Mittel der am weitesten verbreitete Impfstoff in der vom Coronavirus geplagten Region. Superstar Lionel Messi hat sich schon mit drei signierten Trikots bedankt. Die Werbekampagne zeigt den Expansionswillen des Konzerns aus Peking – und der politischen Führung des Landes, die der Unternehmenspolitik ihren Segen gibt.

Spätestens seit Chinas Staatschef Xi Jinping vor einem Jahr angekündigt hat, dass sein Land chinesische Impfstoffe zu öffentlichen Gütern machen und mit Entwicklungs- und Schwellenländern teilen werde, hat Impfpolitik eine geopolitische Dimension. Monica de Bolle, Impfexpertin der Denkfabrik Peterson Institute in Washington, hegt nicht den geringsten Zweifel daran, dass China versucht, über den Export von Impfstoff politischen Einfluss in Lateinamerika zu gewinnen – in einer Region, die früher automatisch zur Interessensphäre der USA gerechnet worden wäre.

Amerika behält den Impfstoff, China nicht

China beansprucht nicht nur höchst erfolgreich die Rolle des wohltätigen Gönners. Es startete früh eine Informationskampagne, in der die amerikanische Armee als Verursacher der Pandemie angeprangert wurde. In Ländern wie Pakistan und Indonesien bekamen die unbewiesenen Verdächtigungen Flügel, wie amerikanische Sicherheitsexperten mit Besorgnis registrieren.

Für viele Länder sind chinesische Impfstoffe bisher die einzig erhältlichen. In Brasilien, der Türkei und Chile stammen 80 bis 90 Prozent der abgegebenen Vakzine aus China. Knapp 270 Millionen Dosen Impfstoff hat das Land an andere Länder geliefert, meldet die Analysefirma Bridge Consulting. China hat dafür geschickt die Zeitspanne genutzt, in der die Vereinigten Staaten getreu dem „America first“-Ansatz mit den Vakzinen von Pfizer/BioNTech, Johnson & Johnson und Moderna nur die eigene Bevölkerung durchimpften und auch der Rest des Westens kaum Impfstoff exportierte.

Eine technische Besonderheit hilft den Chinesen. Ihre Impfstoffe sind auf herkömmliche Weise hergestellt. Inaktivierte Coronaviren sollen die Immunantwort im Körper auslösen. Solche Impfstoffe sind vergleichsweise einfach produzierbar und müssen nur bei Kühlschranktemperatur gelagert werden. Die Welt hat damit Erfahrung dank der regelmäßigen globalen Grippe-Impfkampagnen. Brasilien, Ägypten und weitere Länder stellen die Mittel inzwischen mit chinesischen Zulieferungen und Blaupausen her.

Allein aus Nächstenliebe handelt China dabei nicht. Es häufen sich die Meldungen, dass Gegenleistungen erwartet werden. Brasilien gerät unter Druck, seinen 5G-Markt für den umstrittenen IT-Konzern Huawei zu öffnen, heißt es in einem Beitrag der Zeitschrift Foreign Policy. Paraguay wird demzufolge bedrängt, künftig weniger freundlich zu Taiwan zu sein. Taiwan selbst trat jüngst mit dem Hinweis an die Öffentlichkeit, dass Peking den Kauf von BioNTech-Impfstoff blockiere. In Peru ermitteln unterdessen Staatsanwälte, ob Chinesen Beamte bestochen haben, um ihren Vakzinen den Weg zu bahnen zulasten westlicher Lieferungen.

Jetzt will auch Biden liefern

Für den Westen und speziell für die Vereinigten Staaten waren die vergangenen Monate geopolitisch ein Desaster. Bis Mitte Mai hatten die USA, abgesehen von Lieferungen an Spitzenpolitiker wichtiger Partnerländer, überhaupt keinen Impfstoff exportiert. Das aktuelle Versprechen von Präsident Joe Biden, eine halbe Milliarde Dosen für Entwicklungs- und Schwellenländer zu reservieren, ist der Versuch, Boden gegenüber China gutzumachen.

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