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#Getragen von einer besonderen Kraft

Getragen von einer besonderen Kraft

Sein erster Weg am Ende eines neuen bewegenden Kapitels dieser dänischen Euromeisterschaftsgeschichte führte Kasper Hjulmand zu einem Mann, der gerade eine schmerzende Niederlage erlitten hatte. Wenige Augenblicke zuvor bejubelte der dänische Nationaltrainer noch ein weiteren Glücksmoment, ein Tor, das überflüssig wirkte wie ein zweiter Nachtisch am Ende eines üppigen Festmahls. Dem Stürmer Martin Braithwaite war tief in der Nachspielzeit ein vierter Treffer für Dänemark gelungen.

Nun lief der der Trainer des Gewinners also auf den Rasen, um Gareth Bale zu trösten, der mit Wales aus dem Turnier ausgeschieden war. Mit dem Wechselspiel zwischen emotionalen Extremen kennen die Dänen sich aus und von Mitgefühl verstehen sie ebenfalls viel in diesen besonderen Sommerwochen. Sie selbst werden nach schweren Tagen derzeit getragen von einem Gefühl der kontinentalen Anteilnahme, von einer Kraft, die sie nun bis unter die acht besten Teams des Wettbewerbs führte. „Ich bewundere die Jungs für ihr gutes Spiel, ich bewundere, dass sie gut sind, ganz egal, wer spielt“, erklärte Hjulmand etwas später voller Stolz.

Die Geschichte von Christian Eriksen, der in der ersten Partie beinahe auf dem Rasen an Herzversagen gestorben wäre, bleibt das zentrale Motiv dieses EM-Teilnehmers, und schlau wie die Dänen sind, unternehmen sie gar nicht erst den Versuch, diesen Schock zu vergessen oder irgendwie zu überwinden. Ganz im Gegenteil, die besonderen Kräfte, die das traumatische Erlebnis freisetzt, sollen und dürfen sich entfalten. „Als Christian zusammenbrach, habe ich gespürt, dass sich alles ändert“, sagte Hjulmand am Samstagabend. „Wir brauchten die Liebe und die Unterstützung. Das hat uns Flügel verliehen, die Jungs sind Krieger.“ Krieger, die längst nicht mehr nur von ihren Landsleuten unterstützt werden.

Ein rot-weißer Partykessel

Die Amsterdamer Johan-Cruyff-Arena war beim 4:0-Sieg am Samstag ein rot-weißer Partykessel, obwohl ganz gut erkennbar war, dass sich auch viele Holländer eingefunden hatten. Anhängern aus Wales war die Einreise in die Niederlande aufgrund der in Großbritannien weit verbreiteten Delta-Variante des Coronavirus nicht gestattet.

Aber das war eher nicht der Grund für die schwache Leistung der Waliser, die einfach nicht gut genug waren für ein Viertelfinale auf diesem Niveau. „So weit zu kommen, ist eine große Leistung, wir haben eine junge Mannschaft, die viel aus diesem Turnier lernen wird“, sagte Trainer Rob Page. Die Dänen waren einfach stärker, fußballerisch, vor allen Dingen aber als Gemeinschaft, die sich auf einer unvergesslichen Abenteuerfahrt durch emotionale Extrembereiche befindet.

Es passt gut zu dieser Geschichte, dass Kasper Dolberg die ersten beiden Tore des Abends schoss (27., 48.). Der 23 Jahre alte Angreifer von OGC Nizza spielte von 2016 bis 2019 für Ajax Amsterdam, wie – ein paar Jahre zuvor – übrigens auch Eriksen. Nun erlebte Dolberg in seiner früheren Heimat eine Sternstunde. „Es fühlte sich an wie ein Heimspiel, fantastisch“, sagte er und schwärmte von seinen Kollegen. „Es ist einfach leicht, in dieses Team zu kommen, das sind coole Jungs. Es ist eine Ehre, Teil dieser Mannschaft zu sein“.

Dolberg, der in den ersten beiden Partien nicht zum Einsatz gekommen war, spielte für den am Oberschenkel verletzten Leipziger Yussuf Poulsen und fügte sich wunderbar ein in das dänische Kollektiv, das nicht so glänzend spielte, dass sich so ein 4:0 mehr oder weniger automatisch ergeben würde. Joakim Maehle (88.) und Braithwaite (90.+6) entschieden das Duell erst spät.

Sogar Titelchancen?

Es gab auch zähe Phasen mit Fehlpässen und Situationen, in denen Torhüter Kasper Schmeichel lange Bälle in die walisische Hälfte schlug, weil der Spielaufbau stockte. Aber Dänemark erlebt derzeit diesen „magischen“ Zustand, für den Fußballer gerne den Begriff „Momentum“ verwenden. Mit einem 4:1 gegen Russland zum Ende der Gruppenphase und diesem nächsten 4-Tore-Erlebnis später lassen sie bei vielen Gefühle aufkommen, die nicht ganz unbekannt sind in dieser Fußballnation.

1992 wurde Dänemark unter einzigartigen Umständen Europameister; damals befanden die Spieler sich bereits im Urlaub, weil ihr Land gar nicht für die Endrunde qualifiziert war. Allerdings wurde Jugoslawien aufgrund des beginnenden Krieges ausgeschlossen, die Dänen rückten nach und gewannen wie im Rausch den Titel. Nun werden sie ständig gefragt, ob so etwas abermals möglich sein könne, auch weil dieses laufende Turnier unter solch speziellen Umständen stattfindet. „Wir glauben aneinander, wir glauben an den Kader und unsere Qualität. Aber wir müssen eine Aufgabe nach der anderen angehen“, antwortete Hjulmand auf die Frage nach den Titelchancen.

Die Dänen wollen jetzt mehr und treffen im Viertelfinale am kommenden Samstag in Baku auf den Sieger des Duells Holland gegen Tschechien. Auch dort sind sie nach den jüngsten Entwicklungen keinesfalls chancenlos. Denn im Inneren ist ein sehr starker Zusammenhalt entstanden, und draußen auf dem Fußballkontinent hat diese Mannschaft nun endgültig die wunderbare Rolle des Außenseiters, den alle lieben.

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