Nachrichten

#Gibt es eine nachhaltigere Lösung?

Gibt es eine nachhaltigere Lösung?

Die Welt wäre eine andere ohne Zement. Mit ihrem „Opus Caementitium“, einem Gemisch aus Bruchstein, Ton, Vulkanasche, Sand und Kalk, haben die Römer schon vor zweitausend Jahren Bauwerke von bleibender Größe geschaffen: Die „Zement“-Kuppel des Pantheons galt bis Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts als größte freitragende Dachkonstruktion überhaupt.

Aus Zement und seinem wässrigen Bruder Beton werden bis heute die Fundamente der modernen Welt gegossen. Das hat bis zum Klimawandel nur kaum jemanden interessiert. Jetzt aber ist Zement zum Feindbild geworden, zum Klimakiller. Tatsächlich verursacht die Ze­mentindustrie zwischen sieben und acht Prozent aller Treibhausgase. Allein HeidelbergCement stößt so viel aus wie Österreich. Zement soll deshalb im Kampf gegen den Klimawandel eine wichtige Rolle spielen. Welche das ist, ist allerdings ganz und gar nicht klar. Denn ohne Zement geht es nicht.

Eine klimaschonende Produktion ist nicht möglich

Was das in der Realität bedeutet, kann man derzeit in Schweden beobachten. Dort gibt es gerade mal zwei Zementwerke, beide gehören HeidelbergCement. Das größere, auf Gotland, deckt zwei Drittel des Zementbedarfs. Umweltverbände fordern, dem Werk die Zulassung zu entziehen. Nicht wegen seiner Treibhausgase, sondern weil der Kalksteinabbau das Grundwasser gefährdet. 

Das Unternehmen hat wegen des unsicheren Weiterbetriebs zwar Produktionskürzungen angekündigt. Ein Produktionsstopp hätte allerdings gravierende Folgen bis hin zu einer Wirtschaftskrise. Trotz gegenteiliger Gerichtsurteile dürfte die Regierung den Betrieb deshalb weiter genehmigen.

Für Zement gibt es nicht nur keine Alternative. Man kann ihn auch nicht produzieren, ohne Kohlendioxid freizusetzen. Einer klimaschonenden Produktion wie beim Stahl steht beim Zement die Chemie entgegen. Beim Verbrennen von Kalk wird das darin gebundene Kohlendioxid freigesetzt. Diese „nicht vermeidbaren prozessbedingten Emissionen“ machen bei Zement zwei Drittel aller Emissionen aus – weit mehr als bei jedem anderen Industrieprodukt.

An den einfachen Stellschrauben hat die Industrie gedreht. Die Be­feuerung der Öfen wurde umgestellt, der Klinkeranteil im Zement reduziert, stattdessen Ton oder Hüttensand zugesetzt. Von 100 Prozent im Urprodukt Portlandzement ist der Klinkeranteil teilweise auf 50 Prozent gefallen. Viel weniger geht nicht. Die Prozesse sind ausgereizt.

Letzter Rettungsanker CCS?

Um klimaneutral zu werden, bleibt der Zementindustrie nur CCS – das Abscheiden, Einlagern oder Weiterverarbeiten von Kohlendioxid. Die Technik gilt ungeachtet der enormen Investitionen für viele energieintensive Industrien als letzter Rettungsanker. Doch obwohl selbst der Weltklimarat auf CCS dringt, gibt es noch immer Vorbehalte. Selbst im Energiewende-Eldorado Deutschland ist die Speicherung de facto verboten. Die scheidende Bundesregierung hat kaum mehr als ein Forschungsprojekt zu­stande gebracht. Wie und wohin zehn Millionen Tonnen Kohlendioxid aus deutschen Zementwerken von 2050 an transportiert werden sollen, weiß heute niemand.

Der Status quo lässt nichts Gutes erwarten. Die Unternehmen überbieten sich in Ankündigungsoffensiven, tatsächlich spielen sie auf Zeit. Man kann es ihnen nicht mal verdenken. Eine Industrie allein kann dieses Problem nicht lösen. Heidelcement hat für seine CCS-Projekte in den nächsten zehn Jahren gerade mal 500 Millionen Euro eingeplant. Das ist weniger als das Wartungsbudget eines Jahres. Das erste CO2-freie Zementwerk der Welt will der Konzern ausgerechnet in Gotland bauen. Mit Unterstützung der schwedischen Regierung, versteht sich. Dieser Re­gierung also, die jetzt Mühe hat, die Bedenken der Bevölkerung zu zerstreuen. Zehn Jahre für Genehmigung und Bau haben die Beteiligten eingeplant. Zehn Jahre!

Der Handel mit Emissionsrechten hat bislang seine Ziele verfehlt, auch das ist Teil dieser tristen Realität. Statt Druck aufzubauen, haben die geschenkten Zertifikate für Zusatzgewinne der Unternehmen gesorgt. Seit 2005 ist der CO2-Ausstoß der deutschen Zementindustrie nicht mehr gesunken.

Ein Ausweg aus dem Dilemma ist nicht in Sicht. Die Wundertechnik CCS ist heute kaum mehr als ein Planspiel auf Papier. Und der Emissionshandel, so er denn endlich funktioniert, wird bei Zement bald an Grenzen stoßen. Er wird schon deshalb nicht zu einer weiteren Reduktion der Treibhausgase führen, weil die Naturgesetze das nicht zulassen. Er wird aber Zement und damit das Bauen verteuern. Das muss die Gesellschaft wissen, und sie muss es wollen. Wie gesagt, die Welt wäre eine andere ohne Zement.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!