#Gibt es fürsorglichen Ehrgeiz?
„Gibt es fürsorglichen Ehrgeiz?“
Die Fußball-Mutter oder der Rennfahrer-Vater sind geläufige Figuren in der populären Kultur. Hinter einer sportlichen Begabung stehen oft ehrgeizige Eltern, und nicht selten schätzen die das Potential ihrer Kinder höher ein, als es tatsächlich ist.
Von Richard Williams erzählt man sich, er habe schon vor der Geburt seiner Töchter Venus und Serena gewusst, dass er einmal der Vater außergewöhnlicher Tennisstars sein würde. Wer dieser Legende ein wenig folgt, wird auf Youtube bald auf ein Video stoßen, mit dem Richard Williams 1989 seine Töchter – die eine gerade acht, die andere sieben Jahr alt – für eine Ausbildung bei dem Tenniscoach Vic Braden empfiehlt.
Die Familie Williams lebte damals in Compton, Kalifornien, dem „schlimmsten Ghetto“, wie es das Familienoberhaupt selbst bezeichnete. Sport sollte der Weg sein in eine bessere Zukunft.
Und so kam es bekanntlich: Venus und Serena Williams haben das Damentennis über Jahrzehnte dominiert, sie wurden reich, und sie wurden zu Vorbildern. Richard Williams bekam ein etwas anderes Image weg: „Alle sagen, ich sei verrückt.“ Was für die einen als Charakteristikum eines visionären Pädagogen erscheinen mochte, sahen andere als Bestätigung latent rassistischer Klischees.
In dem Film „King Richard“ wird Richard Williams nun so gründlich rehabilitiert, dass man beinahe von einer Deckerinnerung sprechen könnte. Denn ganz so klar wird sich das Projekt, zwei Töchter bis nach Wimbledon und dort zu den größten Siegen zu bringen, wohl eher nicht entwickelt haben, wie es der Regisseur Reinaldo Marcus Green, der Drehbuchautor Zach Baylin und der Schauspieler Will Smith in der Hauptrolle nun präsentieren. Da reicht schon ein Blick in die Autobiographie von Richard Williams, die den treffenden Titel „Black and White“ trägt und die von deutlich mehr Spannungen erzählt, als in „King Richard“ zugelassen werden. Der Film hat eindeutig erbaulichen Charakter und stellt sich in die alte Tradition des liberalen Hollywoods, das gesellschaftliche Konflikte in vorbildlichen Individualismus auflöst.
Will Smith ist schon rein äußerlich weit entfernt von der immer ein bisschen rauen Erscheinung von Richard Williams, und auch in jeder anderen Hinsicht handelt es sich hier um einen typischen Fall eines Superstars, der sich in der Rolle eines Verkannten gefällt. Smith spielt Williams in einer Mischung aus liebenswertem Ekel und heiligem Narren. Die Verführungen der Industrie, die schon mit Millionenschecks winkt, während die Töchter doch noch zur Schule gehen müssen, weist „King Richard“ selbstbewusst zurück.
Weil das gute Ende immer schon bekannt ist, sind viele der moralischen Siege des unbeirrbaren Lebenscoaches kaum der Rede wert. Sportfilme haben ohnehin oft eine eintönige Dramaturgie, hier aber sind eventuelle Hindernisse fast vollständig ausgespart, zugunsten einer afroamerikanischen Musterfamilie. Sechs Oscarnominierungen stehen nun zu Buche. Will Smith wird in der Kategorie Bester Schauspieler kaum zu schlagen sein.
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