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#Großbritannien nach Mutation: Die Insel wird abgeriegelt

Großbritannien nach Mutation: Die Insel wird abgeriegelt

Alles ist dicht am Ärmelkanal. Aus Sorge vor einer mutierten Version des Coronavirus hat Frankreich die Grenze zu Großbritannien für (zunächst) 48 Stunden komplett abgeriegelt. Der britische Transportverband spricht von „verheerenden Konsequenzen“ für die Lieferketten. Am Hafen von Dover und am nahegelegenen Eingang zum Eurotunnel in Folkestone in der Grafschaft stauen sich jetzt die Lastwagen endlos. Normalerweise passieren allein den Hafen rund 10.000 LKW täglich, jetzt herrscht totaler Stillstand.

Philip Plickert

Vereinzelt hat es in Supermärkten schon Panikkäufe von Kunden gegeben, die sich vor leeren Regalen fürchten. Die Supermarkt-Kette Sainsbury’s warnt vor Lieferengpässen. Bestimmte Salat-, Gemüse- und Obstsorten könnten ausgehen, wenn Frankreich die Grenzen weiterhin geschlossen halte. „Wenn sich nichts ändert, werden in den kommenden Tagen Kopfsalat, einige Blattgemüse, Blumenkohl, Brokkoli und Zitrusfrüchte in den Regalen fehlen“, erklärte die Kette, die die zweitgrößte des Landes ist. Die britische und die französische Regierung sollten dafür sorgen, dass Lebensmittellieferungen an den Häfen sofort abgefertigt würden.

Premierminister Boris Johnson wird eine Sondersitzung des Krisenstabs Cobra leiten, um „den stetigen Fluss von Frachtgütern nach und aus dem Vereinigten Königreich“ sicherzustellen. Verkehrsminister Grant Shapps versucht, zu beruhigen: „Die Lieferketten sind ziemlich robust, da man Schwankungen immer wieder hat. Die Leute werden es überwiegend gar nicht merken“, bemüht er sich um Zuversicht.

Nichts geht mehr: Der Hafen von Dover liegt am Montag lahm.


Nichts geht mehr: Der Hafen von Dover liegt am Montag lahm.
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Bild: Reuters

„Das ist eine Hauptversorgungsroute für frische Produkte in dieser Jahreszeit“, sagte der Lebensmittelfachmann des Handelsverbandes BRC, Andrew Opie einer Mitteilung zufolge. Er warnte, Fuhrunternehmen würden nun nicht mehr die Gefahr eingehen, Fahrer auf die Insel zu schicken, ohne zu wissen, ob diese zurückkehren könnten. Die britische Regierung solle sobald wie möglich eine pragmatische Lösung finden, um Störungen an Weihnachten zu vermeiden. Noch seien die Lager allerdings gefüllt.

Eigentlich war der Härtetest für die Lieferketten erst zehn Tage später – nach dem Ende der Brexit-Übergangsfrist am 31. Dezember – erwartet worden. Es laufen schon allerlei Übungen, was dann passieren könnte. Nur 70 Sekunden je Person im LKW – länger dauerten die Kontrollen nicht, die französische Grenzpolizisten am Eurotunnel jüngst probeweise durchführten. Das Ergebnis: ein Rückstau von acht Kilometern auf der M20-Autobahn in Kent.

In einem Papier der britischen Regierung heißt es, im „realistischen Worst Case Szenario“ könnte sich wegen der Zollkontrollen vom 1. Januar an Staus mit 7000 Lastkraftwagen in der Region bilden. Bis zu 100 Kilometer lang wäre die Schlange dann. Die Zufahrtsstraßen zum Eurotunnel und zum Hafen von Dover wären hoffnungslos verstopft.

Das Ausscheiden des Vereinigten Königreichs aus dem EU-Binnenmarkt und der EU-Zollunion ist „der größte Wechsel in den Handelsbeziehungen, den irgendein Land seit 1945 an einem Tag erlebt hat“, sagt der Handelsfachmann David Henig, der Direktor des UK Trade Policy Project.

Bis vor der Corona-Eskalation flossen der Verkehr und der Warenhandel praktisch ohne jede Barriere zwischen dem Kontinent und der Insel, von Januar an werden Personenkontrollen, Zollerklärungen im Warenverkehr sowie Gesundheitschecks für landwirtschaftliche Produkte zwingend notwendig – auch mit einem Freihandelsvertrag, über den Brüssel und London seit Monaten verhandeln. Sollte der Vertrag bis Ende Dezember noch fertig werden, dann verhindert er, dass Zölle erhoben werden, nicht aber die Kontrollen.


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Gerade in den ersten Wochen, wenn die Transporteure mit den bürokratischen Zollerklärungen noch unerfahren sind, könnte es zu langen Verzögerungen an den Grenzübergängen wie Dover kommen. Helmut Schweighofer, Europa-Chef von DB Schenker, dem größten Logistikkonzern des Kontinents, vergleicht die Situation mit einem Autoparkhaus. „Wenn vorne in der Schlange zum Ausgang einer sein Ticket nicht parat hat, dann müssen alle warten und es gibt eine totale Blockade.“ Schon im November und frühen Dezember sind die Wartezeiten am Nadelöhr Dover um einige Stunden gestiegen, was je LKW-Fahrt ein paar hundert Euro Extrakosten verursachte.

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