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#Großes Aufräumen im Sahrbachtal nach der Flut

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Großes Aufräumen im Sahrbachtal nach der Flut

Dort, wo der Sahrbach eine sanfte Kurve macht, steht ein Haus, bei dem Wände und ein paar Böden fehlen. Möbel und Kabel ragen heraus. In einem Zimmer hängt noch der Fernseher an der Wand, alles andere ist fort. Die Flut hat es weggerissen so wie die Böden und Wände; vor das Haus grub sie eine tiefe Schneise in den Boden. Etwas weiter abwärts hängen Autos im Gebüsch.

Julian Staib

Politischer Korrespondent für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit Sitz in Wiesbaden.

Eigentlich ist der Sahrbach ein kleines Bächlein. Zu normalen Zeiten vielleicht 30 bis 40 Zentimeter tief und maximal anderthalb Meter breit, im Sommer oft gar nicht mehr vorhanden. Vergangene Woche aber schwoll der Bach in kurzer Zeit bis zu einem Pegelstand von fünf bis sechs Metern an. Am verheerendsten waren nach Beschreibung der Anwohner die Wellen, die sich bildeten, wenn das Wasser sich aufgestaut hatte – und dieser natürliche Damm dann riss. Im Ort ist immer wieder von einer Flutwelle, gar von einem „Tsunami“ die Rede.

Früher als unten an der Ahr riss diese Welle aus braunem Wasser alles, was ihr im Weg stand, mit sich, und schoss mit tödlicher Gewalt weiter ins Tal. Auf dem Weg kamen unzählige weitere, eigentlich winzige Zuflüsse hinzu, sie ließen die Fluten unten an der Ahr immer höher steigen. Wer die Verheerung oben in den kleinen Tälern sieht, versteht erst recht, warum viele Menschen unten im Ahrtal keine Chance hatten.

„Das Tal war ein See“

Dort, wo der Sahrbach unten im Tal in die Ahr mündet, liegt Altenburg, ein Ortsteil von Altenahr. Er wurde komplett überflutet. Viele Häuser sind eingestürzt. Auch ein Campingplatz, etwas weiter aufwärts im Sahrtal, wurde verwüstet. Ein Großteil der Wohnwagen und Bungalows sei weggetrieben worden und im Tal zerschellt, sagt die Betreiberin Ute Vaßmer. Ein Mann habe seine Frau im Wohnwagen wegtreiben sehen. Sie werde ebenso vermisst wie zwei weitere Personen, die vor Ort gewesen seien.

„Der kleine Bach ist zu einer Katastrophe geworden“, sagt Vaßmer. „Das Tal war ein See.“ Nun rieche es in der Gegend nach Verwesung, eventuell seien das Kühe, die abgetrieben wurden. Die Szene gleiche einer Mischung aus „Bombenkrieg und Tornado“.

Im Landkreis Ahrweiler beträgt die Zahl der Toten mittlerweile 125, mindestens 764 Menschen wurden bei der Katastrophe verletzt. Mehr als 155 Personen werden noch vermisst. Doch gibt es kaum noch Hoffnung, sie lebend zu finden.

Auch oben in Kirchsahr liegen Autos verstreut, die das Wasser mit sich schleppte, auch hier sind viele der Häuser schwer beschädigt, manche müssen wohl abgerissen werden. So wie vermutlich das Haus von Wilfried Pfaffenholz, bei dem Wände und Böden fehlen. Er wohnte seit 61 Jahren darin. Nie habe es im Keller auch nur einen Tropfen Wasser gegeben, sagt er. Am frühen Mittwochabend vergangener Woche sei das Wasser dann aber schon oben hinter dem Haus im Hof gestanden. Er habe versucht, das Tor mit Teppichen abzudichten. Als dann das Wasser aus dem Haus kam und er sah, dass eine Wand fehlte, gab er auf. „Wir wurden überrollt“, sagt Pfaffenholz.

Wilfried Pfaffenholz vor seinem teilweise zerstörten Haus


Wilfried Pfaffenholz vor seinem teilweise zerstörten Haus
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Bild: Michael Braunschädel

Im Ort ging nach Angaben mehrerer Bewohner eine Sirene an, aber da sei es schon zu spät gewesen. Innerhalb von einer halben Stunde sei die Flut massiv gewesen. Nein, sagt Pfaffenholz, die Behörden hätten bei der Warnung nicht versagt. Dass die Wassermassen alles so überrollten, habe man nicht vorhersehen können. „Keine Vorwürfe, da hat keiner mit gerechnet“, sagt auch ein anderer Mann, dessen Gasthof nun vielleicht abgerissen werden muss. „Die Leute wurden nicht im Stich gelassen“, sagt eine Frau, der es den halben Vorbau am Haus weggerissen hat. „Es gab Warnungen genug.“

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