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#Hackerangriff auf die Colonial Pipeline Company in den USA

Hackerangriff auf die Colonial Pipeline Company in den USA

Dramatische Ereignisse in Amerika beschäftigen nicht nur den globalen Ölmarkt: Ein Hackerangriff vom Freitag auf ein Pipeline-Unternehmen in den Vereinigten Staaten ließ in aller Welt den Ölpreis steigen und sorgt zudem für Befürchtungen, auch in Deutschland könnten ähnliche Angriffe schweren Schaden anrichten. Vor allem wenn die Unterbrechung der Ölversorgung länger als fünf Tage dauere, müsse man mit steigenden Preisen rechnen, sagte Giovanni Staunovo, Ölanalyst der Bank UBS.

Die betroffene Colonial Pipeline Company hat am Montag noch keinen Zeitpunkt genannt, von wann an sie ihr Pipelinesystem wieder in Betrieb nehmen kann. Das Unternehmen arbeitet nach eigenen Angaben an einem Plan, der zunächst kleinere Abschnitte öffnet, die Hauptrohre aber geschlossen lässt. Colonial ist das Ziel eines Hackerangriffs geworden und hatte als Vorsichtsmaßnahme den Betrieb eingestellt. Das Unternehmen versorgt die Ostküste der Vereinigten Staaten mit Benzin, Flugbenzin und Diesel aus Raffinerien in Texas und Lagertanks entlang der Pipeline. Sie stellt rund 45 Prozent der Treibstoffversorgung der Ostküste sicher, die Hauptrohrsysteme führen von Texas und Louisiana nach New Jersey. Colonial ist ein Gemeinschaftsunternehmen, an dem Royal Dutch Shell, Koch Industries und Finanzinvestoren beteiligt sind.

Die Energieversorgung ist immer wieder Ziel von Hackern. Sie machen sich die oft veralteten Steuerungssysteme zu nutze. Bisher hatten die Angriffe aber nie diese Dimension angenommen. Den Ernst der Versorgungslage zeigt die Entscheidung des amerikanischen Transportministeriums, in 17 Bundesstaaten den Notfall auszurufen. Sie erlaubt damit, dass Tanklaster von Arbeitsstundenregeln befreit länger fahren dürfen, um die Bundesstaaten und die Hauptstadt Washington mit Treibstoff zu beliefern.

Dominante Marktmacht sorgt für Unmut

Von der Möglichkeit, mehr Schiffen den Transport zu erlauben, hat Präsident Joe Biden allerdings bisher keinen Gebrauch gemacht. Der mehr als 100 Jahre alte Jones Act verlangt, dass Schiffe im inneramerikanischen Frachtverkehr in Amerika gebaut, von amerikanischen Mannschaften und unter amerikanischer Flagge gefahren werden müssen. Diese Beschränkungen verhindern bisher den Einsatz zusätzlicher Tanker. Entlastung könnte aber aus Europa kommen. Laut Reuters haben Händler mindestens sechs Tanker gebucht, um Benzin von Europa in die Vereinigten Staaten zu bringen. Der Transport über den Atlantik dauerte rund zehn Tage.

Colonial Pipeline ist nicht unumstritten wegen seiner Marktmacht in verschiedenen lokalen Märkten. Ölgesellschaften und Raffinerien haben sich immer wieder bei einer für Energie zuständigen Kartellbehörde beschwert, die verlange zu hohe Durchleitungsgebühren dank ihrer Marktmacht. In der Pandemie-Krise wollte Colonial hohe Strafgebühren gegen Unternehmen durchsetzen, die ihre Pipeline verstopften, ohne einen Abnehmer zu haben. Die Kartellaufsicht hatte den Antrag zurückgewiesen.

An den Tankstellen in Amerika sind bisher noch keine größeren Preisbewegungen zu erkennen. Viele Lagerstätten hatten ihre Vorräte vorher aufgestockt in Vorbereitung des Memorial Day-Wochenendes, das vielen Amerikaner freie Tage schenkt. Tourismusexperten erwarten einen Reiseboom an dem Wochenende, nachdem fast überall Pandemiebeschränkungen gelockert wurden. Wenn das Pipelinesystem länger außer Betrieb belieben sollte, sind allerdings Preissprünge zu erwarten. Das zeigen frühere Erfahrungen. Als die Pipeline wegen schwerer Hurrikane zeitweise unterbrochen wurde, stiegen die Preise an den Tankstellen kräftig.

Lösegeld für verschlüsselte Daten

Ein kriminelle Cyberbande namens Dark-Side wird nach übereinstimmenden Meldungen für die Attacke verantwortlich gemacht. Ihr ist offenbar gelungen, in das Colonial-IT-System einzudringen, Daten im Umfang von 100 Gigabyte zu verschlüsseln und einige Server zu blockieren. Für die Entschlüsselung verlangt die Gruppe offenbar Lösegeld. Die Bundespolizei FBI und eine private Cybersicherheitsfirma sind eingeschaltet. Die Hacker haben offenbar einen Cloudservice in Anspruch genommen, um die verschlüsselten Daten zu parken. Dieses Cloudsystem ist Reuters zufolge vom Netz genommen worden.

Der Ölpreis legte am Montag zu, wenn auch nicht in dramatischem Ausmaß. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich zeitweise um 1,3 Prozent auf 69,20 Dollar je Barrel (Fass zu 159 Liter). Die amerikanische Sorte West Texas Intermediate gewann ähnlich stark auf 65,75 Dollar. Der amerikanische Terminkontrakt auf Benzin hingegen stieg um mehr als vier Prozent auf ein Drei-Jahres-Hoch von 2,217 Dollar je Gallone (3,8 Liter).

Die Analysten der Commerzbank schrieben, der Preisabstand zwischen Benzin und Rohöl in Amerika sei auf das höchste Niveau seit September 2017 gestiegen, wenn man vom Ausreißer im April 2020 absehe. „Eine längere Unterbrechung der Pipelines hätte weitreichende Auswirkungen auf den Ölmarkt auch in Europa“, meinte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Schließlich dürfte die amerikanische Ostküste die fehlenden Mengen Benzin auch in Europa nachfragen. „In der Folge könnten auch hier die Benzinpreise steigen“, meinte Fritsch. Schon übers Wochenende waren Benzin und Diesel in Deutschland nochmal leicht teurer geworden, auf 1,468 Euro je Liter für Super E10 und 1,33 Euro für Diesel.

Nach dem Hackerangriff warnte der Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik in Deutschland, Arne Schönbohm, vor Gefahren auch hierzulande. „Cyber-Angriffe auf kritische Infrastrukturen sind ein ernstzunehmendes realistisches Szenario auch in Deutschland“, sagte er. Insbesondere die Wirtschaft sei immer wieder mit schwerwiegenden Cyber-Angriffen konfrontiert. „Auf diese Bedrohung müssen wir uns auch in Deutschland künftig noch besser einstellen.“

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