Die Entscheidung der Hamburger Hochschule für bildende Künste, zwei Mitglieder des indonesischen Künstlerkollektivs Ruangrupa mit Gastprofessuren auszustatten, kommt nicht einmal überraschend. Sie steht für die Indifferenz eines politisierten Kunst- und Wissenschaftsbetriebs. Als Kuratoren der Documenta 15 waren Ruangrupa durch ihre Nähe zur Israel-Boykottbewegung BDS aufgefallen. Von den antisemitischen Kunstwerken, die in Kassel gezeigt wurden, distanzierten sie sich oft nur halbherzig. Kuratorische Verantwortung lehnten sie ab.

Nun werden Reza Afisina und Iswanto Hartono von der Hamburger Hochschule als DAAD-Gastprofessoren präsentiert. Die Entscheidung ist laut Hochschule schon vor Beginn der Documenta gefallen. Die Bezahlung von insgesamt mehr als 60.000 Euro übernimmt zum Teil der Deutsche Akademische Auslandsdienst, der dem Auswärtigen Amt untersteht.

Ausgerechnet das Auswärtige Amt, das sich nach außen mit Israel solidarisiert, förderte Sympathisanten einer Bewegung, die diesen Staat vernichten will, ein Zerstörungsakt, der im Kunst- und postkolonialen Wissenschaftsbetrieb große Sympathien genießt. Die frischgewählte Nobelpreisträgerin Annie Ernaux ist dafür nur ein Beispiel unter vielen. Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, kommentierte auf Twitter: „Israelhass ist karrierefördernd.“ Hamburgs Wissenschafts­senatorin Katharina Fegebank will mit der Hochschule über die Gastprofessuren reden. Die Antisemitismusvorwürfe wiegen schwer. Es dürften keine offenen Fragen im Raum stehenbleiben. Entweder müssen nun die Hochschule oder die Künstler Stellung beziehen.