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#Hat Corona den Klimawandel verlangsamt? – Astrodicticum Simplex

Hat Corona den Klimawandel verlangsamt? – Astrodicticum Simplex

Wenn man optimistisch orientiert ist, dann kann man langsam damit beginnen, an ein Ende der Corona-Pandemie zu denken. Das ist natürlich super; und alle freuen sich darauf, dass es vielleicht bald wieder so ist “wie früher”. Nur das “früher” halt auch nicht so toll war, wie wir uns jetzt, nach über einem Jahr voll pandemischer Einschränkungen, gerne daran erinnern. “Früher” hatten wir zum Beispiel die Klimakrise, die uns beschäftigt hat. Und die hat leider in der Zwischenzeit keine Pause gemacht; die wird uns nach der Pandemie noch sehr viel mehr beschäftigen müssen.

Aber: Hat die Pandemie nicht auch hier für ein wenig Entspannung gesorgt? Ich habe vor einem Jahr genau darüber geschrieben: Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie haben für eine geringere Mobilität gesorgt. Die Wirtschaft wurde ein wenig runtergefahren. Es gab weniger Luftverschmutzung auch die CO2-Emissionen sind gesunken. In den Medien gab es Bilder von Delfinen, die durch das auf einmal glasklare Wasser der Lagune von Venedig schwammen. Das war zwar ein Fake, aber prinzipiell kann man sich ja durchaus fragen: Wenn wir die Welt im letzten Jahr ein wenig runter gefahren haben, dann muss das ja auch Auswirkungen auf das Klima gehabt haben, oder? Ich hab dazu also ein paar Zahlen gesucht (Quellen dafür gibt es am Ende des Artikels).

Zwischen 1750 und 1999 haben wir circa 995 Milliarden Tonnen CO2 freigesetzt. Das klingt nach viel; das ist auch viel. Aber es kommt noch sehr viel mehr nach. In den 20 Jahren vom 1.1.1999 bis 1.1.2019 haben wir 625,8 Milliarden Tonnnen CO2 in die Atmosphäre gepustet. Das fast genau zwei Drittel der vorherigen Zahl. In den 20 Jahren vor der Pandemie haben wir also zwei Drittel der Menge an CO2 ausgestoßen, die wir in 250 Jahren davor verursacht haben!

Das letzte “pandemiefreie” Jahr war 2019: Da hat die Welt 36,44 Milliarden Tonnen CO2 emittiert. Damals war es das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Nur 2016 war noch heißer; was allerdings auch am Einfluss des El Niño Wetter-Phänomens lag, das im Jahr 2019 nicht auftrat. Rechnet man das raus, dann war 2019 der Spitzenreiter. Und 2020? Da haben wir tatsächlich weniger CO2 ausgestoßen. 34 Milliarden Tonnen statt 36,44 Milliarden Tonnen. Hurra!

Die Alternativen sind nicht zahlreich…

Wir können uns zwar darüber freuen, dass wir mit 2020 endlich mal wieder ein Jahr hatten, in dem wir weniger Treibhausgase emittiert haben als im Jahr davor. Nachhaltig war das ganze aber nicht. 2020 war wärmer als 2019; es ist (wieder mit der Ausnahme von 2016), das neue wärmste Jahr der Messgeschichte. Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist so hoch wie sie es seit 3 Millionen Jahren nicht mehr war. Das klingt nach einem Widerspruch: Wenn wir im Jahr 2020 weniger CO2 ausgestoßen haben, wieso ist dann die Konzentration in der Atmosphäre gestiegen? Weil CO2 in der Atmosphäre bleibt, wenn es einmal drin ist! Nicht für immer, es wird im Laufe der Zeit abgebaut. Das geht unterschiedlich schnell; je nachdem wo sich das CO2 befindet und wie die Bedingungen so sieht. Es wird zum Beispiel in den Ozeanen gelöst (was wieder ganz neue Probleme schafft).

Aber ein Teil kann einige Jahrtausende in der Atmosphäre verbleiben. Und genau das ist das Problem. Es nützt nichts, einfach nur ein bisschen weniger CO2 freizusetzen. Denn das kommt ja zu dem dazu, das schon da ist. Deswegen gibt es ja auch ein “CO2-Budget”: Wollen wir die Klimaziele von Paris noch einhalten, die globale Erwärmung also auf 1,5 Grad beschränken, dann dürfen wir noch 313 Milliarden Tonnen CO2 freisetzen. Insgesamt. Also 313 Milliarden Tonnen und dann muss Schluß sein. Das bedeutet: Wir können noch ein bisschen mehr als 9 Jahre so weiter machen wie bisher, dann ist das Ziel verfehlt und die Erde wird sich um mehr als 1,5 Grad erwärmen. Wollen wir das schwächere Ziel von 2 Grad Erwärmung einhalten, haben wir ein globales Budget von 1063 Milliarden Tonnen und noch knapp 30 Jahre Zeit. Es wäre aber, sehr, sehr, sehr wichtig, dass wir uns auf das 1,5-Grad-Ziel konzentrieren. Wenn wir das schon jetzt verwerfen, werden wir es danach nicht einfacher haben!

Die Pandemie hat die Klimakrise nicht gebremst. Wir haben ein paar Wochen innegehalten; mehr nicht. Wenn die Maßnahmen aufgehoben haben, werden wir uns alle wieder in die Flugzeuge stürzen um die Reisen nachzuholen, die wir glauben verpasst zu haben. Die Wirtschaft wird die Maschinen wieder laufen lassen und sich, gemeinsam mit der Politik, darauf ausreden, dass man jetzt ja erst mal wichtigeres zu tun habe, als sich um den Klimaschutz zu kümmern. 2021 wird sich in die Rekordliste der wärmsten Jahre einreihen. Und wenn wir uns 2022 darüber freuen, dass die Sache mit der Pandemie endlich halbwegs vorbei ist, werden nur noch 8 Jahre von unserem Budget übrig sein…

Quellen:

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