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#Hauptsache laut gebrüllt

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„Hauptsache laut gebrüllt“



Neustart bitter nötig: Deniz Yücel, nun nicht mehr Präsident der Bratwurstbude, und Christoph Nix.

Bild: dpa

Nach dem Streit auf der Tagung des deutschen PEN ist völlig ungewiss, wie man sich im Schriftstellerverband künftig verständigen will. Daniel Kehlmann attestierte dem Verein einen „Brexit-Moment“.

Der deutsche Schriftstellerverband PEN hat sich am Wochenende auf seiner Jahrestagung in Gotha selbst zerlegt. Zwei Tage lang konnte man dabei zusehen, wie in einer atemraubend toxischen Atmosphäre die Mitglieder sich des Mobbings, der Verleumdung und der Unaufrichtigkeit beschuldigten – und gar nicht mehr damit aufhörten. Mehr als zehn Stunden dauerte am Freitag die Sitzung, auf der Worte wie „Arschloch“ gerufen wurden – und noch am Samstag zeigten sich Mitglieder den Mittelfinger. Am Freitagabend wurde der bisherige PEN-Präsident, der Journalist Deniz Yücel, zwar noch wiedergewählt. Als sein erbitterter Gegner, Generalsekretär Heinrich Peuckmann, im Anschluss aber mit deutlich größerer Mehrheit bestätigt wurde und ein lautes Gejohle einsetzte, nachdem die Abstimmung den Schriftsteller Joachim Helfer aus dem Amt des Schatzmeisters katapultierte, rannte Yücel zum Mikrofon, in das er den jetzt schon legendären Satz schrie: „Ich möchte nicht Präsident dieser Bratwurstbude sein, ich trete zurück!“

Julia Encke

Verantwortliche Redakteurin für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

Wie konnte es so weit kommen? Schließlich war der 1973 in Flörsheim geborene „Welt“-Journalist, der ein Jahr lang wegen angeblicher Terrorpropaganda in türkischer Untersuchungshaft saß, erst im Oktober 2021 in der Frankfurter Paulskirche zum Präsidenten gewählt worden. Zum einen entzündete sich der Streit an Äußerungen Yücels wie seiner Forderung einer Flugverbotszone über der Ukraine, die fünf seiner Amtsvorgänger als unvereinbar mit der PEN-Charta ansahen. Vor allem ging es in Gotha aber um interne, dann öffentlich gemachte Vorgänge, Vorwürfe des Mobbings von Mitarbeiterinnen, um Rechenschaftsberichte und um die Frage, ob der Verband sich eher auf das Politische oder auf das Literarische ausrichten solle. Yücel selbst bescheinigte sich eine Steigerung der Aufmerksamkeit für den PEN, was von älteren Mitgliedern höhnisch kommentiert wurde. Sein Einsatz für verfolgte und inhaftierte Schriftsteller wie für die sudanesische Autorin Stella Gaitano und für die Freilassung des ugandischen Schriftstellers Kakwenza Rukirabashaija war enorm und erfolgreich.

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