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#Heimgesucht von totalitärer Gewalt

„Heimgesucht von totalitärer Gewalt“

Eine Region irgendwo im Osten, die zu Russland gehört – so könnte man das Wissen über die Ukraine zusammenfassen, welches das Bild der Ukraine im Westen lange Zeit bestimmt hat. Diese Ignoranz spielte dem russischen Präsidenten in die Hände, der die Existenz einer ukrainischen Nation und Kultur leugnet. Unkenntnis hat aber auch westliche Politiker zu fatalen Fehleinschätzungen verleitet, nicht zuletzt den deutschen Bundespräsidenten, der die Notwendigkeit der North-Stream-2-Pipe­line mit den Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands gegenüber der Sowjetunion begründete, als deren Nachfolgestaat er Russland ansah; dass Wehrmacht und SS auf dem Territorium der heutigen Ukraine Massenverbrechen begingen, davon war nicht die Rede. Doch nicht nur in der Politik, auch in der Wissenschaft stand die Ukraine lange im Schatten Russlands: Ukrainische Geschichte ging auf – und unter – in einer russischen imperialen Geschichte. Aufklärung tut also not.

Der deutschsprachige Leser kann schon seit einiger Zeit auf zwei Darstellungen der ukrainischen Geschichte von Andreas Kappeler und Kerstin Jobst zurückgreifen, die beide in Wien unterrichten. Es ist dem russischen Angriffskriegs zuzuschreiben, dass nun eine weitere Geschichte der Ukraine übersetzt worden ist. Ihr Verfasser ist Serhii Plokhy, Professor in Harvard und der bekannteste ukrainische Historiker im angelsächsischen Raum. Das Werk, im Jahr 2015 erschienen, sollte nach der friedlichen Bürgerrevolution des Euromaidan (2013/14) und dem russischen Überfall auf die Krim eine Erzählung der Geschichte eines Landes geben, dessen Bürger mit beeindruckendem Mut für Rechtsstaat und Anschluss an Europa kämpften.

Plokhys Buch ist zum Standardwerk geworden, das kundig und mit Blick auf westliche Leser die Geschichte des heutigen Staatsgebiets der Ukraine von der Antike bis heute behandelt. Im Anschluss an die jüngste ukrainische und internationale Forschung legt der Autor großen Wert auf die Verschränkung ukrainischer mit polnischer, russischer, deutscher, österreichischer und jüdischer Geschichte. Er schreibt die ukrainische Geschichte als eine von großer regionaler Vielfalt, und er zeichnet den Einfluss der Imperien auf ein Gebiet nach, um das in der Neuzeit Polen-Litauen, Moskau und das Osmanische Reich rangen und das nach dem Verschwinden des polnischen Staates (zwischen 1772 und 1795) von Sankt Petersburg und von Wien aus regiert wurde, dann zwischen 1918 und 1939 von Moskau und Warschau aus und schließlich nach 1945 für einige Jahrzehnte ausschließlich von Moskau.

Einer der zentralen Orte der Schoa

Plokhy stellt zwei grundlegende Beobachtungen an: Die Ukraine liegt am Übergang zweier großer Naturräume, der Steppe und der osteuropäischen Agrar- und Waldgebiete, und sie befindet sich im Grenzraum der katholischen und orthodoxen Welt. Erst die Eroberung der Krim 1783 setzte jener Steppengesellschaft ein Ende, die rund drei Jahrhunderte lang den Süden der heutigen Ukraine geprägt hatte: Kosaken, Krimtataren und Nogajer.

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