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#Heiraten als Touristenattraktion: Die Ja-Sager vom Frankfurter Römer

Im Standesamt im Frankfurter Römer wird im 20-Minuten-Takt getraut. Und dann gibt es den Fototermin vor stets Hunderten von Passanten und Touristen. Warum tun sich Paare das an?

Standesbeamtin Kim Lena Queckbörner hat viel zu tun. An diesem Tag traut sie Paare im 20-Minuten-Takt. Damit dieser enge Zeitplan auch eingehalten wird, nimmt Hochzeitspförtner Youness El Horchi die Paare und ihre Angehörigen in Empfang. Während eine Hochzeitsgesellschaft noch Gruppenfotos vor dem Eingang macht, wird hinter ihnen die nächste hereingeführt. Es ist ein fliegender Wechsel, ein Kommen und Gehen.

Nina Bub

Volontärin

Die Treppe, die hoch zum Trausaal führt, ist mit einem roten Teppich ausgelegt. Am Eingang steht ein Schild: Feuerwerkskörper verboten. „Wir hatten in einem Monat zweimal Feueralarm und mussten das gesamte Standesamt während der Zeremonien räumen, weil der Rauch von Bengalos in das Gebäude zog“, erzählt Hochzeitspförtner El Horchi.

Auf Pandemie folgt „Hochzeitsboom“

Seither lautet das Motto: Feuerwerkskörper verboten, Seifenblasen erlaubt. Das hat sich an diesem Tag die Mutter von Braut Ayça Hasnalbantlar nicht zweimal sagen lassen und kurzerhand eine Seifenblasenmaschine für die Trauung organisiert. Die Bläschen tanzen bunt schimmernd über den Römerberg, als ihre Tochter und ihr Schwiegersohn aus dem Standesamt kommen.

Herzensangelegenheit:
  Laura Schindler und Stephan Klein haben gemeinsam mit einer Nagelschere ein  Herz ausgeschnitten.


Herzensangelegenheit:
Laura Schindler und Stephan Klein haben gemeinsam mit einer Nagelschere ein Herz ausgeschnitten.

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Bild: Lucas Bäuml

Mark Henkel hat seiner Ayça auf genau der Schaukel den Heiratsantrag gemacht, auf der sie als Paar zusammengekommen sind. Es war ihr dritter Jahrestag. Beide stammen aus Frankfurt und haben sich auf dem Geburtstag der Schwester des Bräutigams kennengelernt. Familien und Freunde sind schon früh auf den Römerberg gekommen, um das Paar zu begleiten. Und das ist auch gut so, denn sie werden spontan früher aufgerufen, als geplant: Statt um halb eins werden sie schon um kurz nach zwölf von Hochzeitspförtner El Horchi in Empfang genommen, der vorletzte Termin des Tages war nicht gebucht.

El Horchi kümmert sich zunächst um die Formalitäten: Haben das Brautpaar und die Trauzeugen ihre Ausweise dabei? Wird ein Dolmetscher benötigt? Anschließend führt er das Paar und ihre Angehörigen in den Trausaal im ersten Stock des Rathauses, vorbei am be­rühmten Hochzeitsschrank, vor dem sich alle frisch Vermählten fotografieren lassen können.

Jubel mit Folgen:
  
 Bengalos haben mehrmals Feueralarm im Standesamt  ausgelöst. Inzwischen sind sie deshalb verboten.


Jubel mit Folgen:

Bengalos haben mehrmals Feueralarm im Standesamt ausgelöst. Inzwischen sind sie deshalb verboten.
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Bild: Lucas Bäuml

Im Trausaal ist es eng. Nur 28 Gäste finden hier Platz. Neben den 18 Stühlen sind noch zehn Stehplätze vorgesehen – nur selten blieben diese ungenutzt, sagt Kim Lena Queckbörner. Sie hat schon fast 400 Paare getraut. Dafür hat sie nach ihrem dualen Studium für den öffentlichen Dienst noch eine zweiwöchige Schulung zur Standesbeamtin absolviert, in der sie auch eine Probetrauung durchgeführt hat. „Meine erste Trauung vergesse ich nie“, erzählt sie. Zwei Jahre ist das inzwischen her. Nur das Brautpaar und ihr gemeinsames Kind seien dabei gewesen. Ein sehr intimer Moment.

In Hessen wurden im Jahr 2022 laut Statistischem Bundesamt 28.574 Ehen geschlossen – rund 3.000 davon im Römer. Wegen der Corona-Pandemie waren es 2020 und 2021 deutlich weniger. Die Standesämter waren teilweise geschlossen oder konnten Trauungen nur mit begrenzter Personenzahl anbieten. Viele Paare entschieden sich damals, ihre geplante Vermählung zu verschieben. Manche haben die Planungen erst wieder aufgenommen, als sich abzeichnete, dass es keine Corona-Beschränkungen mehr geben wird. So war es auch bei Ayça und Marc Henkel.

„Der schönste Weg ist der gemeinsame“

Draußen auf dem Römerberg warten auch schon die Familien von Laura Schindler und Stephan Klein mit einem großen Bettlaken auf das Hochzeitspaar. „Der schönste Weg ist der gemeinsame“ steht darauf, umrahmt von einem großen Herz. Das Herz muss das Paar jetzt mit Nagelscheren ausschneiden. Das will der Braut mit dem stumpfen Werkzeug nicht so schnell gelingen, ihr Mann hilft mit. Stolz trägt er seine frisch angetraute Ehefrau durch das ausgeschnittene Herz im Laken – jetzt kann die Feier beginnen. Das Spektakel zieht auch Schaulustige an. Ein Tourist bleibt stehen, zückt sein Smartphone und filmt die Aktion in erster Reihe. Wer im Römer heiratet, sollte nicht kamerascheu sein. Die oft schick gekleideten Gesellschaften sind eine kleine Touristenattraktion.

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