#Die Spielregeln für Fredi Bobic
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„Die Spielregeln für Fredi Bobic“
Der Verein steht über allem – eine Erkenntnis, die auch Fredi Bobic als Lehre aus seinem Vorpreschen ziehen kann. Denn zwischen dem vergangenen Heimspiel gegen den VfB Stuttgart und der bevorstehenden Auswärtspartie an diesem Sonntag bei RB Leipzig (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga sowie bei Sky) ist viel passiert in Frankfurt rund um die Eintracht. Der Mittwoch war die Stunde des Aufsichtsrats. Wobei: Fünf Stunden hat es schon gedauert, bis ein Ergebnis feststand, das gemeinhin erwartet worden war.
Auch für Sportvorstand Bobic gibt es klare, feste Regeln, an die er sich zu halten hat. Die wichtigste: Er hat sich an den Vertrag zu halten, den er selbst im Sommer 2018 unterzeichnet hat. Ohne Ausstiegsklausel, ohne Kündigungsmöglichkeit. Das siebenköpfige Kontrollgremium der Eintracht Frankfurt Fußball AG hat dem 49 Jahre alten Manager dies unmissverständlich mitgeteilt.
Bobic sieht sein Projekt Eintracht als beendet an. Spätestens im Sommer will er weg aus der Stadt, in der er seit fünf Jahren im Hotel lebt. Wenn sich ein Klub findet, beispielsweise der finanzkräftige Hauptstadtverein Hertha BSC, kann Bobic tatsächlich loslassen. Die Eintracht will sich dessen Abgang gut bezahlen lassen. Aufsichtsratschef Philip Holzer als beauftragter Verhandlungsführer soll die Details mit interessierten Vereinen klären und eine für die Eintracht akzeptable Lösung finden. Eine Entschädigungssumme von fünf Millionen Euro kursiert seit Tagen, und in dieser Größenordnung dürften sich auch die Vorstellungen der Frankfurter Macher bewegen, bei der sie bereit wären, Bobic zum nächsten Projekt weiterziehen zu lassen.
Von Grund auf umgekrempelt
Fünf Jahre an einem Standort, das hat der 49 Jahre alte einstige Nationalstürmer in seiner Funktionärslaufbahn andernorts noch nicht geschafft. Frankfurt, das ist spätestens seit der Ära Heribert Bruchhagen der Bundesliga-Standort, an dem sich langfristig arbeiten lässt. Bruchhagen, bis zum Abstieg 2011 in Personalunion als Vorstandschef und Manager auch für die sportlichen Belange des Profifußballs zuständig, hat von 2003 bis 2016 gewirkt – eine halbe Ewigkeit im aufgeregten, oft überhitzten Business Bundesliga.
Bobic, anfänglich von großer Skepsis begleitet, hat seine Kritiker schnell überzeugen können. Der ehrgeizige, unbeirrt seinen Weg gehende Schwabe mit slowenisch-kroatischen Wurzeln hat die in seinem Verantwortungsbereich liegende Sportabteilung in der Eintracht Frankfurt Fußball AG von Grund auf umgekrempelt und auf links gedreht. Dutzende Mitarbeiter wurden neu eingestellt. Abteilungen, die früher nur aus wenigen Kräften bestanden, bis fast auf doppelte Mannschaftsstärke aufgestockt – wie beispielsweise der Komplex Sichtung und Scouting.
Der eine steigt auf, der andere will weg: Ben Manga (links) und Fredi Bobic
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Bild: Imago
Für diese ist Kaderplaner Ben Manga zuständig. Ein langjähriger Spezi und Weggefährte von Bobic. Eine sehr gute Wahl, nicht nur zum sportlichen Nutzen der Eintracht, sondern auch für Manga selbst: Er ist kürzlich, mit mehr Einfluss und mehr wirtschaftlicher Potenz, zum Direktor Profifußball aufgestiegen. Prozesse, die Bobic in Gang gesetzt hat und bei denen der Hauptausschuss des Aufsichtsrats, bestehend aus Chef Holzer, Stellvertreter und Präsident Peter Fischer sowie Stephen Orenstein, gleichfalls zustimmend involviert gewesen ist. Bobic ist es auch gewesen, der mit Thomas Westphal einen weiteren Vertrauten bei der Eintracht installiert hat. Gemeinsam mit Christoph Preuß, dem ehemaligen Eintracht-Profi, trägt Westphal den Titel Teammanager.
Zukünftig soll sogar noch ein dritter Mann hinzukommen. Trainer Hütter, der gemeinsam mit Manga maßgeblich die zukünftigen Personalplanungen forcieren wird, favorisiert, die zusätzlich neu geschaffene Stelle mit Gelson Fernandes zu besetzen. Auch Fernandes war für die Eintracht am Ball. Sein großes Plus: Der Schweizer, geboren auf den Kapverden, spricht sieben Sprachen. Fernandes, Teammanager Nummer drei, ein verkappter Sportdirektor, den es fortan nicht mehr gibt. Bruno Hübner, der seit 2011 diese Position innehat, verlässt mit Ablauf seines Vertrags im Sommer den Klub, der ihm ans Herz gewachsen ist.
Fehlt noch ein Sportvorstand. Ein Nachfolger für den wechselwilligen Projektmanager Bobic. Die Suche nach dem dritten Mann an der Seite der beiden anderen Vorstände Axel Hellmann und Oliver Frankenbach gestaltet sich derzeit schwierig. Erste Absagen, wie beispielsweise die des einstigen Eintracht-Kapitäns Christoph Spycher, inzwischen Sportchef bei den Young Boys Bern, hat sich die Eintracht schon eingehandelt. Ein Beinbruch ist dies nicht. Der administrative Sportbetrieb, maßgeblich von Bobic aufgestellt, läuft.
Vorstand Hellmann, ein Kind der Eintracht, sagte unlängst beim Sportbusiness Club des Fachmagazins „Sponsors“: „Wir brauchen eine Mannschaft, die für Kontinuität steht. Wir haben lange Heribert Bruchhagen als Vorstandsvorsitzenden gehabt, wir haben 20 Jahre denselben Präsidenten, und wir haben einen organischen Übergang auf Aufsichtsratspositionen. Ob ein Spieler, Trainer oder Vorstand kommen oder gehen will, wird die Struktur dieses Klubs nicht verändern.“ Gleichwohl plädiert der in Würzburg geborene, seit Jahrzehnten mit der Eintracht verwurzelte Hellmann für Konstanz. „Wie wollen Sie eine Fußballstrategie aufbauen, wenn sich das Führungspersonal alle zwei oder drei Jahre in seinen Grundlagen verändert?“
Wenn Bobic der Eintracht den Rücken kehrt, wird der Klub nicht ins Bodenlose fallen. Die Strukturen sind gegeben – und der wichtigste Mann bleibt ja an Bord: Trainer Adi Hütter, drei Jahre bei der Eintracht, hat weiterhin große Lust, bei diesem Verein zu sein. Sein Bekenntnis ist auch ein Plädoyer für nie angezweifelte Vertragstreue: „Ich bleibe.“
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