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#Hier kommt der Klimaschutz ins Haus

Hier kommt der Klimaschutz ins Haus

Neuland erwächst gerade im oberschwäbischen Schlier. Die ersten Bauherrn errichten ihr Eigenheim im Baugebiet „Am Bergle“, das zu einem klimaneutralen Quartier mit 31 Einfamilienhäusern und sechs Mehrfamilienhäusern werden soll. „In zwei Jahren wird das Gebiet voll sein“, sagt Katja Liebmann, die Bürgermeisterin der 4000-Einwohner-Gemeinde im Süden Baden-Württembergs.

Hier weist sich ein Weg zu Gebäuden mit erneuerbaren Energien und fast ohne klimaschädliche Emissionen – wie es wohl für alle Gebäude zur Pflicht wird. Auf jedes Dach kommt eine Fotovoltaikanlage, die den Strom liefert. Die Wärme entstammt der Tiefe der Erde, womit ein kaltes Nahwärmenetz mit Erdsonden die Wärmepumpen in den Gebäuden versorgt. Alle Kaufverträge für meist 390 Euro je Quadratmeter sind schon unterschrieben, womit sich die Käufer gleichzeitig verpflichten, innerhalb von vier Jahren zu bauen und ans gemeinsame Netz anzuschließen.

Das klingt fast zu gut, um wahr zu sein – und ein wenig ist es wohl auch so. Denn wenn im Winter weniger Sonne scheint, speist sich der Strom auch aus der gängigen Energieversorgung Deutschlands mit CO2-Emissionen. Die Projektentwickler wollen dies mit Stromüberschüssen im Sommer ausgleichen, wenn dafür die vor Ort nicht mehr genutzte Sonnenenergie ins allgemeine Netz fließt. Übersteigt die Abgabe der CO2-freien Energie den benötigten CO2-Strom, halten sie dies für bilanziell sauber. Bürgermeisterin Liebmann spricht von rechnerisch klimaneu­tral.

Für die Klimaneutralität kommt es auf viel mehr an

Ganz autark und damit vollständig erneuerbar funktioniert es noch nicht ganz. Für die Klimabilanz kommt es zudem auch auf die Baumaterialien an, die bis zu 30 Prozent des Energiebedarfs eines Gebäudes ausmachen können. Im Quartier in Schlier liegt das in der Hand der neuen Grundstückbesitzer und hängt davon ab, ob sie viel Beton trocknen oder mehr Holz einbauen lassen.

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Schwerer haben es beim Klimaschutz alle bestehenden Gebäude: Dämmen und Dichten spart nicht genug Energie, um klimaneutral zu werden. Der Aufwand ist höher und teurer. Eine Fotovoltaikanlage bringt weniger, wenn das Dach nach Norden ausgerichtet ist. Gleichzeitig ist es für die Klimabilanz besser, Häuser zu sanieren statt abzureißen, weil das alte Material zu selten wiederverwendet wird.

In Bochum wagt sich Deutschlands größter Vermieter gerade an dieses Hemmnis für die Klimaneutralität der Gebäude heran und kommt damit gut voran. In einer früheren Krupp-Siedlung erforscht Vonovia, wie weit Wärme und Strom ohne CO2-Emission auskommen können. Mit 81 Wohnungen hat der börsennotierte Wohnungskonzern dafür die Energiezentrale der Zukunft ausgerufen. Das Vorgehen stimmt den Vorstandsvorsitzenden Rolf Buch optimistisch, dass sein Unternehmen die Wohnungen zu klimaneutralen Quartieren aufrüsten und das auch auf den weiteren Bestand übertragen kann – wie sich das die Regierung für die Klimaneutralität bis ins Jahr 2045 wünscht. „Wir kriegen das technisch hin, die Energie für ein bestehendes Wohnquartier CO2-neutral aufzurüsten, aber wirtschaftlich noch nicht ganz“, sagt er im Gespräch.

Gebäude sollen viele Emissionen sparen

Immobilien verursachen laut Umweltbundesamt rund ein Drittel des Endenergieverbrauchs und 30 Prozent der Kohlendioxidemissionen hierzulande. Viel Energie muss noch gespart werden bis zur Klimaneutralität im Jahr 2045 und auch bis zur Zwischenetappe 2030, wenn Deutschland die Treibhausgasemissionen um mindestens 65 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt haben will. Derzeit liegen die Gebäude-Emissionen um mehr als 40 Prozent unter dem Wert von 1990.

Auf dem Pfad zum Klimaschutz hat sich Vonovia lange angestrengt. Seit 2013 arbeitet der Konzern wie ein Modernisierungsunternehmen und erneuert Fassaden, Fenster, Dächer, Decken und Dämmung. Das reicht nicht. „Nur mit der energetischen Sanierung, die wir heute betreiben, da werden wir nicht CO2-neu­tral werden“, sagt Buch. Damit wird es nicht machbar, was der Gesetzgeber im Gebäudesektor vorsieht. Ihm half dann ein Fußballspiel des VfL Bochum, bei dem ihm der Chef eines Energiekonzerns von heimischen Baumaßnahmen berichtete: Wegen eines hohen Preis für eine Gasleitung habe dieser sich umgesehen und einen Stromspeicher mit Wasserstoff geplant. Das ließ Buch dann auch in der Energiezentrale erproben.

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