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#Hilfe, die Kurse fallen

„Hilfe, die Kurse fallen“

Das Börsenjahr 2022 macht es Anlegern nicht leicht. Seit Januar häufen sich die Kursverluste. Allen voran die zuvor so beliebten Tech-Aktien stehen unter Druck. Aber auch konjunktursensible Aktien haben es nicht leicht. Der Krieg in der Ukraine hat die ohnehin teurer gewordenen Rohstoffe noch teurer werden lassen. Die Sorgen um die Weltkonjunktur mehren sich. Und so stecken die Aktienindizes im Vergleich zum Jahresanfang tief im Minus, vom Dax über den Dow Jones bis hin zum MSCI World.

Sarah Huemer

Redakteurin im Ressort „Wert“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Daniel Mohr

Redakteur in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Wer nun denkt, in der Not bewährt sich wenigstens Gold als Krisenwährung, sieht sich getäuscht. Auch der Goldpreis liegt zehn Prozent unter seinem Hoch aus dem März. Bitcoin, bei manchen als das moderne Gold gesehen, bietet aktuell auch keinen Krisenschutz. Im Gegenteil. Die Kurse haben sich seit dem Herbst mehr als halbiert. Und die bevorstehende Zinswende hält den Anleihemarkt fest im Griff. Die Kurse sinken, die Anleihefonds liegen im Minus.

Was also tun? Alles verkaufen? Und auf dem Girokonto liegen lassen und warten, bis der Sturm vorüber ist? Oder doch die gefallenen Kurse jetzt schon als Einstiegschance nutzen? Oder dem ganzen Kapitalmarkt den Rücken kehren, weil sich dort am Ende für den kleinen Privatanleger doch nichts gewinnen lässt und lieber eine schöne Ferienimmobilie am Bodensee kaufen?

Geduld ist gefragt

Die Situation ist nicht leicht, und für viele Anleger ist sie ganz neu. Der Aktienboom der vergangenen Jahre hat eine ganz neue Generation an Anlegern hervorgebracht, die sich rege mit Aktien beschäftigen, ETF-Sparpläne begonnen haben und sich auf Instagram über Aktien austauschen.

„Eine Marktsituation wie jetzt gerade habe ich noch nie mitbekommen“, sagt Samuel Schrank. Der 23-Jährige hat in den vergangenen Jahren erstmals Aktien gekauft. Besonders in der Pandemie haben viele Menschen die Börsen für sich entdeckt. Nach einem Corona-Schreck im Frühjahr 2020 haben die Börsen eine gute Entwicklung genommen.

Noch im Januar verzeichnete der Dax ein Hoch von 16.290 Punkten. Nun sind weniger als 14.000 Punkte geblieben. Die Nervosität wächst. Nur vier der 40 Dax-Werte liegen seit Jahresbeginn im Plus. Die meisten sind hingegen kräftig im Minus, allen voran Tech-Werte wie der Essenslieferant Delivery Hero mit einem Abschlag von rund 70 Prozent, aber auch Titel wie die Deutsche Post mit einem Minus von 33 Prozent. Sie befinden sich in guter Gesellschaft von Verlierern wie Apple, Alphabet, Amazon oder Tesla.




Für viele Anleger ist es das erste Minus im eigenen Depot. Höchste Zeit also, die Reißleine zu ziehen, bevor noch mehr Geld futsch ist? Die Frage rührt am Wesenskern der Geldanlage. Ist es besser, langfristig an einer Strategie festzuhalten, oder lohnt sich ein regelmäßiges Anpassen und Umschichten?

Wir haben in der Grafik den Dax zurückgerechnet bis Anfang 1971. Damals lag er um 500 Punkte, 1988 zu seinem offiziellen Start dann auf 1000 Punkten, heute sind es die erwähnten rund 14.000 Punkte. Wer immer dabeiblieb, kommt auf 8 Prozent Rendite pro Jahr inklusive Dividenden und vor Steuern. Das ist eine Rendite weit oberhalb der Inflation im Laufe der Jahre.

Wer versucht, Rücksetzer des Marktes, die es zweifelsohne jede Menge gab, durch einen rechtzeitigen Aktienverkauf zu umgehen und danach wieder einzusteigen, der muss schon sehr viel Glück haben, um zum Erfolg zu kommen. Angst, gar Panik, macht häufig einen Strich durch die Rechnung. So verkaufen Anleger typischerweise nicht auf einem Dax-Hoch ihre Aktien.

Was ist der richtige Zeitpunkt?

Beispielhaft sind die Erfahrungen eines 42-jährigen Informatikers: Im März 2020, als Corona gerade die ersten Schockwellen durch die Märkte jagte, hatte er alle Aktien verkauft. Der Dax war Richtung 8000 Punkte gesackt. Das nehme ja alles kein gutes Ende, meinte er. Erst einige Tausend Dax-Punkte höher hatte er wieder genug Zutrauen, zum erneuten Markteinstieg, nur um nach dem Rücksetzer wieder in Angst um sein Geld zu geraten und über Ferienimmobilien nachzudenken.

Wer glaubt, die Zinswende, der Ukrainekrieg, die Lieferkettenprobleme und die teuren Rohstoffe zwingen Aktien- und Anleihemärkte noch weiter in die Knie, der kann verkaufen und später wieder einsteigen. Nur: Findet er je wieder den richtigen Zeitpunkt, um zurückzukehren? Und ist es dann wirklich günstiger als heute?

Markt-Timing ist eine kaum zu bewältigende Aufgabe. Denn es gibt keine Gewissheiten: Fallen in einer Zinswende immer die Aktienkurse? Nein. Wie tief zwingt der Liquiditätsentzug der Notenbanken die Märkte noch in die Knie? Unklar. Was macht die Weltkonjunktur 2023? Die Glaskugel ist gerade etwas verschwommen.

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