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#Hilflose Notenbank? Was die EZB gegen die hohe Inflation tun kann

„Hilflose Notenbank? Was die EZB gegen die hohe Inflation tun kann“

Stolze 9,1 Prozent Inflation im Euroraum, immerhin 7,9 Prozent in Deutschland nach nationaler Berechnungsweise, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag bestätigte. Nicht nur die Preise für Energie belasten den Geldbeutel vieler Verbraucher, auch Nahrungsmittel von Brot bis Fleisch werden teurer und teurer. Da bewegt viele Menschen schon die Frage: Wie kommen wir da wieder runter? Die Europäische Zen­tralbank (EZB) hat die Leitzinsen in zwei Schritten angehoben, um 0,5 Prozentpunkte im Juli und um 0,75 Prozentpunkte vor knapp einer Woche. Zudem hat sie weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Aber wird dieser Einsatz der Notenbank jetzt wirken?

Einer, der da skeptisch ist, ist der Ökonom Marcel Fratzscher. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin hat die These aufgestellt, die Instrumente der Notenbank seien nicht ausreichend oder nicht effektiv genug, um die Inflation auf absehbare Zeit in den Griff zu bekommen. Er nennt vor allem zwei Argumente: Erstens sei die Hauptursache der hohen Inflation eine Preissteigerung bei importierten Gütern, die außerhalb der Kontrolle der EZB lägen, vor allem Energie. Und zweitens wirkten Schritte der EZB immer erst mit Zeitverzögerung, ihre volle Wirksamkeit entfalteten Zinserhöhungen erst nach anderthalb Jahren. Die EZB solle lieber zugeben, dass sie das im Augenblick nicht schaffe, als zu hohe Erwartungen zu wecken.

Wie duschen in einem alten Hotel

Andere Ökonomen gehen sogar noch einen Schritt weiter. Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung, schreibt auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, für die nächsten Monate könne die EZB die Inflation ohnehin nicht beeinflussen. Und wenn sie jetzt die Zinsen in eine drohende Rezession hinein anhebe, bestehe sogar das Risiko, dass die Inflation unte­r­schieße und unterhalb des EZB-Ziels von 2 Prozent lande. Das Ergebnis wäre be­merkenswert: Dann könnte also wieder eine zu niedrige Inflation zur Sorge der Notenbank werden statt eine zu hohe. Zumindest etwas in diese Richtung argumentieren auch manche Fondsmanager: Die Inflation werde von selbst sinken, allein schon wegen der Rezession, liest man in Marktkommentaren.

Die Notenbank selbst hat sich zu den Erfolgsaussichten ihrer Zinserhöhungen für die Inflationsbekämpfung zuletzt vorsichtig geäußert – aber keineswegs den Eindruck erweckt, sie erwarte keine Wirkung.

EZB-Präsidentin Christine La­garde hatte in der Pressekonferenz nach dem Zinsentscheid gesagt, niemand solle erwarten, dass die Inflation nun in den nächsten drei Monaten auf 2 Prozent zurückfalle. Und EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel sprach am Dienstag in einer Diskussion mit den Ökonomen Paul Krugman und Larry Summers bei der jährlichen Research-Konferenz der Notenbank das Problem an, dass das, was die EZB jetzt mache, noch nicht auf die Inflation im Winter wirke. Summers meinte: Ja, das sei so wie in einem alten Hotel – in dem man beim Duschen an den Wasserhähnen drehe, aber die Temperatur leider mit Verzögerung reagiere.

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