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#Hin und weg

„Hin und weg“

Der erste Satz, den Marios Schwab ausspricht, nachdem sein Gesicht auf dem Zoom-Bildschirm erschienen ist, lautet: „Sie wundern sich sicher: Warum verlässt jemand London, um nach Athen zu ziehen?“ Der zweite: „Wir könnten auch Deutsch sprechen, aber Englisch ist für mich einfacher.“ Damit ist über diesen Modemacher schon mal ziemlich viel Biographisches geklärt. Und es stellen sich zugleich einige Fragen. Über Sinn und Wert einer Karriere zum Beispiel. Was eigentlich kommt, nachdem man es als einer von Hunderten Begabten geschafft und sich mit dem eigenen kreativen Schaffen einen Namen gemacht hat. Und welche Strahlkraft die typischen Modestädte – also Paris, Mailand, London und New York – in Zeiten digitaler Vernetzung überhaupt noch haben.

Schwab lebte den Traum junger Designer

Jennifer Wiebking

Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Schwab jedenfalls, heute 44 Jahre alt, lebte über Jahre hinweg den Traum vieler junger Kreativer. Er wurde in Athen geboren, als Sohn einer Griechin und eines Österreichers. Mit 15 zog die Familie nach Salzburg. Nach dem Abitur ging er nach Berlin, studierte Mode­design und schloss das Studium schließlich in London im Jahr 2003 an der renommierten Kunstuni Central Saint Martins ab. Er muss sich eigentlich am Ziel gesehen haben, als er in der Stadt nach gerade mal zwei weiteren Jahren ein Label gründen konnte, das seinen Namen trug und innerhalb von kurzer Zeit zu den bekannten der Stadt gehörte. Das war in den Nullerjahren.

Designer Marios Schwab


Designer Marios Schwab
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Bild: Zeus+Dione

Marios Schwabs Mode war, so wird im Rückblick klar, ihrer Zeit voraus mit seinen beinahe nach Art der alten Griechen fließenden Entwürfen. Schönheitsideale und unrealistische Körpervorstellungen kursierten zwar damals wie heute, aber von Body Positivity und entsprechender Mode, die sich den Menschen fügt, anstatt andersherum, redete 2005 niemand. Stattdessen trugen die meisten Frauen die gleiche Rocklänge, die irgendwo knapp über dem Knie endete, und die gleichen Jeans – Skinny. Schwabs Mode wich davon ab, war flexibler. Trotzdem – oder gerade deshalb – konnte er eine treue Klientel bedienen.

Auch die Zehnerjahre verbrachte Schwab als Modedesigner in London. Seine eigene Marke unterhielt er bis 2015, dann wurde es ruhiger. Irgendwann wechselte er an die Uni, lehrte Modedesign. Beriet nebenher andere große Modehäuser. Entwarf Bademode.

Zurück zu den Wurzeln

Jetzt, in den Zwanzigerjahren, hat der Modemacher mit London abgeschlossen, dieser Stadt, die, wenn er über sie in der Zeit zwischen Brexit und Corona spricht, ihre Energie verloren habe, aber natürlich immer noch der Ort sei, an dem Menschen von überallher zusammenkämen und die Chance hätten, etwas aus ihrer eigenen Geschichte zu machen. Schwab lebt jetzt in Athen und arbeitet als Kreativdirektor für ein aktuell noch nahezu unbekanntes Label namens Zeus+Dione, das griechische Handwerkstechniken für neue Entwürfe nutzt. Schwab sagt es so: „Vielleicht wollte ich zu meinen eigenen Wurzeln zurückfinden.“ Man kann aber auch fragen: Ist das ein Neuanfang? Oder Scheitern?

Man muss sich Athen nicht schönreden

Denn Athen, man muss es nicht schönreden, ist weit weg von all dem, wofür die Mode einmal stand, wie auch Marios Schwab sich an sie erinnert. Damals, aus seiner Zeit als junger Designer in London. Wenn die britische Hauptstadt überhaupt Menschen eine Möglichkeit gibt, ihre Individualität auszuleben und daraus vielleicht sogar ein Geschäftsmodell zu entwerfen, dann gilt das besonders für die dort tätigen Modemacher. Auch Schwab erhielt früh Unterstützung, vom British Fashion Council zum Beispiel. Er wurde in diesem Rahmen auch mal zum „Best New Designer“ gekürt.

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„Wir Designer“, so ergänzt er, „haben uns damals aber auch gegenseitig bewundert und sind zusammen gereist, um der Welt zu zeigen, was britische Mode sein kann und welchen Platz sie im Luxusmarkt hat.“ Die Akteure der Zeit vor und zu Beginn der Finanzkrise, es waren aus heutiger Sicht auffällig viele Männer, hießen Gareth Pugh, Christopher Kane, Richard Nicoll – und Marios Schwab. 2008 entwarf Schwab für den Kleiderriesen Topshop, der stilistisch die Zeit mit seiner Discounterware prägte, und unterzeichnete 2009 einen Vertrag als Chefdesigner von Halston in New York. „Die Schauen, die Kate-Moss-Leute, das sind prägende Erinnerungen“, sagt Schwab heute.

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