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#„Hinter den Lachern steckte die Unsicherheit der Männer“

„Hinter den Lachern steckte die Unsicherheit der Männer“

Frau Süssmuth, Sie waren dabei, als Bärbel Bas im Oktober zur Bundestagspräsidentin gewählt wurde. ­Wie­so brauchte es 23 Jahre, bis nach Ihnen nun wieder eine Frau dieses Amt innehat?

Livia Gerster

Redakteurin in der Politik der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Die meiste Zeit über haben eben Männer andere Männer vorgeschlagen, die stärkste Fraktion hat das Vorschlagsrecht. Schon die Zeit zwischen Anne­marie Renger, der ersten Präsidentin, und mir war sehr lang. Deshalb freue ich mich sehr, dass es nun wieder eine Frau ist, auch weil sie eine erdverbundene, lernende, sich selbst immer wieder qualifizierende Frau ist, die sich mit einem Hauptschulabschluss durchgebissen hat.

Sie waren in der Politik oft von ­Männern umgeben. Heute ist ­Wolfgang Kubicki der einzige Mann im Bundestagspräsidium zwischen lauter Frauen. Haben Sie einen Tipp für ihn?

Ich habe es sehr oft erleben müssen, die einzige Frau in einem Gremium zu sein. Jetzt gibt es mal eine Frauenmehrheit im Präsidium. Aber das Ziel ist ja nicht, dass die Frauen die Männer ablösen, sondern dass sie gemeinsam politische Entscheidungen treffen. Deshalb muss sich Wolfgang Kubicki nicht fürchten.

Der Blick ins Präsidium könnte ­darüber hinwegtäuschen, dass die Mehrheit der Abgeordneten weiterhin Männer sind. Hat sich in den ­letzten zwanzig Jahren gar nichts getan?

Bis weit in die Achtzigerjahre hinein gab es im Bundestag nicht einmal zehn Prozent Frauen. Aber wir sind eben auch heu­te noch lange nicht am Ziel. Die Grünen haben eine Frauenquote von fünfzig Prozent, und auch die SPD hat eine in­terne Regelung getroffen. Besonders we­nige Frauen gibt es in den Fraktionen der FDP und meiner Partei, was mich sehr schmerzt. Wir können uns doch nicht mit 23 Prozent zufriedengeben.

Das neue Bundestagspräsidium: Aydan Özoguz, Wolfgang Kubicki, Bärbel Bas, Petra Pau, Yvonne Magwas und Claudia Roth


Das neue Bundestagspräsidium: Aydan Özoguz, Wolfgang Kubicki, Bärbel Bas, Petra Pau, Yvonne Magwas und Claudia Roth
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Bild: AFP

In allen Parteien gibt es mehr ­männ­liche Mitglieder als weibliche. Wäre es da nicht ungerecht, wenn Frauen die Hälfte der Parteiämter und Mandate bekämen?

Nach den Parteimitgliedern zu gehen widerspricht unserer Verfassung. Das Parlament muss schließlich alle Bürger und Bürgerinnen repräsentieren.

Aber woran liegt es denn? Interessieren sich Frauen weniger für Politik?

Das ist das alte Vorurteil. Der Blick in die Geschichte zeigt: Das Interesse der Frauen war immer weitaus größer als ihre Möglichkeiten, sich zu beteiligen. Wenn sie sich jahrelang in einer Partei engagieren, aber nicht aufsteigen dürfen, ist das nicht nur schmerzhaft, sondern auch abschreckend für andere Frauen. Sabine Buder aus Brandenburg hätte gern für den CDU-Vorsitz kandidiert, aber ihr Kreisverband versagte ihr die Unterstützung. In Sachsen-Anhalt fand sich auf der Liste für die Landtagswahl gerade mal eine Frau auf den ersten vierzehn Plätzen. Frauen erleben immer wieder, dass Männer ihre Macht nicht teilen wollen. Da darf man sich nicht wundern, wenn sie es sein lassen.

Wieso scheitern Frauen wie Sabine Buder? Kommen selbstbewusste Frauen in der CDU schlecht an?

Weil sie nicht dem alten Frauenbild entsprechen. Viele namhafte Vertreter der CDU betonen große Anerkennung für ihre eigenen Mütter. Das waren die gu­ten Frauen; darüber vergessen wir die guten von heute. Die damals bescheidenen Frauen sind heute ein Stück selbstbewusster. Sie lassen sich Geringschätzung nicht mehr gefallen, sondern achten darauf, dass ihre Leistungen aner­kannt werden.

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