Wissenschaft

#Historischer Klimawandel verursachte Artensterben in Europa

Vor rund 34 Millionen Jahren fand in Europa ein biologischer Umbruch statt. Gut die Hälfte der heimischen Säugetiere verschwand und wurde durch Neuankömmlinge aus Asien ersetzt, darunter auch die Vorläufer der heutigen Schweine und Wiederkäuer-Arten. Maßgeblich dafür verantwortlich war jedoch nicht die Konkurrenz mit den neu eingewanderten Arten, sondern klimatische Faktoren, wie Forschende anhand von Huftier-Fossilien herausgefunden haben. Demnach führte vor allem ein rascher Klimawandel damals zum Aussterben der endemischen Tiere.

Während des „Großen Einschnitts“ (Grande Coupure) vor 33,9 Millionen Jahren, am erdgeschichtlichen Übergang vom Eozän zum Oligozän, starb etwa jede zweite endemische Säugetierart in Europa aus. Vorübergehend lebten kaum Säugetiere auf dem damaligen Inselkontinent, bevor sich neue Arten aus Asien hier ansiedelten und ausbreiteten. Als Ursache für diesen Umbruch vermuteten Wissenschaftler lange, dass die ursprünglich heimischen und die eingewanderten Arten miteinander im Wettbewerb um Nahrung und Lebensraum standen und die Neuankömmlinge die lokalen Arten verdrängten.

Foto der Fossilien-Lagerstätten im Südwesten Frankreichs
Die Lagerstätten im Südwesten Frankreichs enthalten zahlreiche Säugetier-Fossilien, unter anderem von Huftieren. © Romain Weppe

Eine Forschungsgruppe um Romain Weppe von der Universität Montpellier hat diese Annahme nun anhand von Huftieren überprüft. Dafür analysierten sie mehr als 2.000 Fossilien von 90 verschiedenen Arten und 39 Gattungen von Paarhufern, die im Südwesten von Frankreich gefunden wurden. Die versteinerten Überreste sind zwischen 25 und 42 Millionen Jahre alt und stammen damit aus der Zeit des Umbruchs. Weppe und seine Kollegen ermittelten die Verwandtschaftsbeziehungen der Arten und verglichen ihr zeitliches Auftreten in der Region sowie ihre Ernährungsgewohnheiten. Aufschluss darüber geben unter anderem die Zähne der Tiere.

Plötzlicher Klimawandel löst Artensterben aus

Wie die Analysen zeigten, starben während des „Großen Einschnitts“ innerhalb von nur einer Million Jahren rund 77 Prozent der ursprünglich in Westeuropa endemischen Huftierarten aus. Stattdessen siedelten sich eingewanderte Huftierarten aus Asien an und dominierten rasch die Region. Vor allem Wiederkäuer, Schweine und Flusspferde kamen über neu ausgebildete Landbrücken in den Alpen und auf dem Balkan nach Westeuropa, berichten die Forschenden. Diese Tiere stellten in ihrer Lebensweise jedoch zunächst keine direkte Konkurrenz für die heimischen Arten dar.

Die Hauptursache für den Artenumbruch war laut der Studie eine andere: Während das Klima im Europa des Eozäns ganzjährig tropisch und für die heimischen Huftiere von Vorteil war, entwickelten sich im anschließenden Oligozän plötzlich verschiedene Jahreszeiten mit einem wechselnden und insgesamt kälteren sowie trockeneren Klima. Auslöser dafür war die Wanderung der Kontinentalplatten, durch die sich neue Meere bildeten und sich die Meeresströmungen änderten. Durch diesen schnellen Klimawandel gediehen in Europa fortan andere Pflanzen und das Nahrungsangebot veränderte sich. In der Folge starben viele der endemischen Paarhufer aus, berichten Weppe und seine Kollegen. Erst durch ihr Verschwinden hatten zuvor ortsfremde Arten, die besser an das dann herrschende raue Klima und Nahrungsangebot angepasst waren, die Möglichkeit, sich in Europa anzusiedeln.

Passive Ablösung durch zuvor ortsfremde Arten

Demnach waren wahrscheinlich eher klimatische und Umweltfaktoren für den Artenumbruch verantwortlich als Konkurrenz mit den zugezogenen Arten. „Es handelte sich um eine weitgehend passive Ablösung statt eine aktive Verdrängung lokaler Arten“, erklärt Weppe. Die wenigen überlebenden endemischen Huftierarten konkurrierten dann allerdings tatsächlich mit den Neuankömmlingen, wenn diese ähnliche Ernährungsgewohnheiten hatten oder die heimischen Tiere jagten, wie die Analysen zeigten.

Quelle: Romain Weppe (Universität Montpellier) et al., Proceedings of the National Academy of Sciences, doi: 10.1073/pnas.2309945120

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Wissenschaft kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!