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#Hoffen auf den Festival-Sommer

Hoffen auf den Festival-Sommer

Ein Rekordjahr hätte es werden sollen, heißt es im Rückblick von „Pollstar“. Statt Erfolgsmeldungen über Millionen verkaufter Tickets findet sich im Bericht des Fachmagazins für die Konzertbranche nun aber eine üppige Auswahl abgesagter oder verschobener Tourneen. Seit gut neun Monaten ist aufgrund der Corona-Pandemie die gerade für weniger oder nur mittelmäßig erfolgreiche Musiker oft wichtigste Einnahmequelle versiegt. Noch härter trifft es die große Schar von Menschen, die gewöhnlich vor und hinter der Bühne arbeitet.

Benjamin Fischer

„Wir sind so ein bisschen der technische Zivi für die Künstlerinnen und Künstler“, beschreibt Erik Scheffert seine Tätigkeit. Als Backliner kümmert sich der 33-Jährige auf Tour um Pflege und Wartung der Instrumente. Nach dem Aufbau am Konzerttag verkabele er alles gemeinsam mit der Tontechnik. Während der Show sei man erster Ansprechpartner auf der Bühne, falls irgendetwas nicht stimme. Der gelernte Veranstaltungstechniker kommt seit Jahren viel herum. Da seine Stammkünstler wie etwa Casper 2020 keine Tour geplant hatten, wäre einiges an Neuem auf ihn zugekommen – unter anderem viele Konzerte mit den Australiern von Parcels, „und ich hätte sehr viel mit der Band Mia gemacht“, sagt Scheffert:

„Mein Jahr war voll und im Festival-Sommer wieder kein freies Wochenende in Sicht.“ Mit der Pandemie änderte sich alles. Die wenigen Auftritte mit Mia in Autokinos oder auf kleinen Open-Air-Veranstaltungen seien nett gewesen, um überhaupt etwas machen zu können, finanziell aber nicht der Rede wert gewesen und auch für die Veranstalter nicht wirtschaftlich. Nach zwei Monaten in der Altenpflege arbeitet er derzeit als Fahrer für ein Berliner Back-Kollektiv. Für die Touren im Jahr 2021 ist er wenig optimistisch.

Der Sommer ist ausgebucht, nur was wird stattfinden können?

Auch Stephan Thanscheidt, Geschäftsführer des Konzert- und Festival-Veranstalters FKP Scorpio, glaubt nicht wirklich an größere Konzerte in der ersten Jahreshälfte. Wie viele andere verlegt FKP derzeit erst einmal nur fürs erste Quartal geplante Shows. „Teilweise verschieben wir Konzerte jetzt zum dritten Mal“, berichtet Ralf Scheffler, Geschäftsführer der Frankfurter Batschkapp, wo normalerweise bis zu 1500 Personen Konzerte besuchen. Ab dem Sommer sei durch die vielen ursprünglich für 2020 geplanten Shows aktuell alles voll. Ähnliches hört man von anderen Spielstätten. Keiner weiß, ob die Konzerte stattfinden, aber einen Termin wollen viele Agenturen zur Sicherheit dann doch festmachen.

Die Batschkapp im September 2019: 2020 wurde das Außengelände für kleine Konzerte mit Hygienekonzept und entsprechend wenigen Gästen genutzt.


Die Batschkapp im September 2019: 2020 wurde das Außengelände für kleine Konzerte mit Hygienekonzept und entsprechend wenigen Gästen genutzt.
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Bild: Lucas Bäuml

„Die Veranstaltungswirtschaft hat im Vergleich zu allen anderen Wirtschaftszweigen das wohl härteste Sonderopfer dieser Krise erbracht, und das wird im kommenden Halbjahr sicher noch viel größer“, sagt Jens Michow, geschäftsführender Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV). Einer Studie aus dem Juni zufolge ist die kleinteilige Branche mit einem Jahresumsatz von fast 130 Milliarden Euro und mehr als einer Million Erwerbstätigen der sechstgrößte Wirtschaftszweig des Landes. Fast 90 Prozent des Umsatzes entfielen zuletzt auf Business Events. Gut 6,6 Milliarden Euro machten private Kulturveranstaltungen wie Konzerte aus. Jedoch seien schon allein Technik-Dienstleister in vielen Bereichen tätig.

„Für uns ist es essentiell, dass auch wir als deutsches, verbundenes Konzern-Unternehmen ebenfalls an den Winterhilfen und der Überbrückungshilfe III partizipieren können“, sagt FKP-Chef Thanscheidt. Es sei Wettbewerbsverzerrung, wenn Niederlassungen internationaler Konkurrenten dazu Zugang hätten, man selbst aber nicht. Viele Mitarbeiter des zu CTS Eventim gehörenden Unternehmens, das 2019 mehr als 200 Millionen Euro umgesetzt hat, sind seit Monaten in Kurzarbeit. Das gilt auch für Schefflers Angestellte. Der Frankfurter hat Gelder aus der Überbrückungshilfe I erhalten, eine Tranche aus der zweiten war Mitte Dezember aber noch nicht ausgezahlt.

Umständliche Hilfsanträge und Solidarität in Szene

Einen Teil der monatlichen Kosten von 40.000 Euro deckten die Hilfen, aber das reicht nicht: „Wenn wir in der Vergangenheit nicht gut gewirtschaftet hätten, wären wir wohl erledigt gewesen“, sagt Scheffler. Die November- und Dezemberhilfe, durch die 75 Prozent des Umsatzes aus den Vorjahresmonaten gezahlt werden sollen, sieht er sehr positiv. Doch müsse die eben erst mal fließen. Überhaupt seien die Antragsverfahren für Hilfen und Fördergelder sehr sperrig. „Wir sind das nicht gewohnt, da wir so eigentlich nicht arbeiten“, sagt Scheffler. Kulturstätten, die schon immer subventioniert würden, hätten es da leichter.

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