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#„Human Brain Project“: Europas Gehirn-Großprojekt ist beendet

Vor zehn Jahren ist das bis dahin größte und eines der ambitioniertesten biowissenschaftlichen Projekte der Europäischen Union gestartet worden. Das Ziel: das menschliche Gehirn verstehen und im Supercomputer simulieren. Mit den Forschungsgiganten USA und China im Nacken, die ebenfalls die Hirnforschung massiv unterstützten, wurden tausend Millionen – eine Milliarde – Euro in Aussicht gestellt. Das „EU-Flaggschiff“ sollte neben der Graphenforschung Europa in neue innovative Welten führen. Am Ende wurden von den mehr als fünfhundert Forschern an 155 Universitäten, Kliniken und Forschungszentren 600 Millionen Euro abgerufen; 3000 Veröffentlichungen stehen zu Buche. Wir haben die Medizinerin Katrin Amunts gefragt, die das Human Brain Project (HBP) nach einer turbulenten Anfangszeit seit 2016 leitete und parallel dazu Professorin in Düsseldorf und am Forschungszentrum Jülich sowie bis 2020 Mitglied des Deutschen Ethikrates war, was das Riesenprojekt an Fortschritten gebracht hat.

Joachim Müller-Jung

Redakteur im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

Frau Amunts, sind die großen, ja zuweilen exorbitanten Anfangserwartungen an das Hirnprojekt erfüllt worden?

Es ist insgesamt ein sehr erfolgreiches Projekt geworden, auch wenn man darauf schaut, was daraus noch entstehen wird. Das Ziel war ja, zu einem tieferen Verständnis des Gehirns beizutragen und an der Schnittstelle von Neurowissenschaften, Medizin und Computing eine neue Art von ICT-basierter Neurowissenschaft zu ermöglichen sprich: eine auf Computer und Simulation basierende digitale Hirnforschung. Das Projekt ist dafür ein wichtiger Katalysator geworden. Mit Ebrains haben wir eine neue Forschungsinfrastruktur geschaffen, die ganz große Mengen an Daten, an Modellen, an Simulationsansätzen und Analysetools bietet und bereits heute der Forschungsgemeinschaft zur freien Nutzung zur Verfügung stellt. Auch die Roadmap für die nächste Dekade der Hirnforschung ist ein wichtiges Ergebnis. Zusammen mit internationalen Forschern außerhalb des Projekts haben wir zuletzt eine Vision für die nächsten zehn Jahre der digitalen Hirnforschung entwickelt. In einem gemein­samen Positionspapier mit einhundert Autoren skizzieren wir unsere gemeinsamen wissenschaftlichen Ziele und Schwerpunkte.

Prof. Dr. med. Katrin Amunts Director, Institute for Neuroscience and Medicine, INM-1, Structural and Functional Organisation of the Brain Forschungszentrum Juelich GmbH


Prof. Dr. med. Katrin Amunts Director, Institute for Neuroscience and Medicine, INM-1, Structural and Functional Organisation of the Brain Forschungszentrum Juelich GmbH
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Bild: Mareen Fischinger

Angekündigt wurde beim Start eine Vision, nämlich die Funktion des Gehirns simulieren zu können. Das geht definitiv noch nicht. Hat man sich da übernommen – ein Vorwurf, mit dem die naturwissenschaftliche Hirnforschung immer wieder konfrontiert wird?

In der Öffentlichkeit war ein Verständnis entstanden, dass wir am Ende in der Lage sind, ein menschliches Hirnmodell bis ins kleinste Detail zu simulieren. Das war aus meiner Sicht eine sehr pointierte Vorstellung, die eigentlich von Anfang an nicht mit den Zielen des HBP harmonierte. Damals hat man die Rolle von Simulation einerseits überbetont und andererseits zu sehr vereinfacht. Was wir heute unter Simulation verstehen, ist differenzierter. In einer Simulation geht es immer darum, eine bestimmte Fragestellung zu adressieren. Sie ist ein mathematisches Werkzeug, kein Selbstzweck, sodass es nicht darum gehen sollte, ein einziges Gehirn bis ins allerkleinste Detail vollständig zu simulieren. Was wir entwickelt haben, sind verschiedene Simulationsansätze, die wir jetzt miteinander kombinieren können und die den Wissenschaftlern helfen, bestimmte Fragen zu beantworten, und teilweise sogar schon in die Klinik übernommen werden konnten. Wir simulieren dabei durchaus auch gesamte Gehirne, aber es ist immer eine Frage des Detailliertheitsgrades.

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