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#Humane Papillomaviren: Warum auch Jungen gegen HPV geimpft werden sollten

In finnischen Gemeinden wurde erforscht, wie Impfungen sich auf verschiedene Typen Humaner Papillomaviren auswirken. Den größten Schutz vor gefährlichen Varianten gab es, wenn Jungen wie Mädchen geimpft wurden.

Es war eine revolutionäre Erkenntnis, für die der kürzlich verstorbene Heidelberger Onkologe Harald zur Hausen 2008 den Nobelpreis erhielt: Humane Papillomaviren (HPV) können Krebs auslösen, insbesondere Tumoren des Gebärmutterhalses, aber auch Genitalwarzen. Seit 2006 wurden Impfstoffe zugelassen, die vor Infektionen mit bestimmten HPV-Varianten schützen – um so am Ende die Zahl der gefährlichen Krebserkrankungen zu verringern.

Hinnerk Feldwisch-Drentrup

Redakteur im Ressort „Wissenschaft“.

Im Fachblatt „Cell Host & Microbe“ berichtet ein Forscherteam nun über Untersuchungen der HPV-Ausbreitung in 33 finnischen Gemeinden: In jeweils einem Drittel der Gemeinden wurden entweder Mädchen und Jungen, nur Mädchen oder weder noch Impfungen gegen die beiden als am gefährlichsten bekannten HPV-Varianten angeboten, die mit den Nummern 16 und 18 bezeichnet werden. Nach jeweils vier sowie acht Jahren erhob das Team, wie häufig diese wie auch andere Varianten bei Frauen in den Gemeinden verbreitet sind.

Verschiedene Varianten

Hierzu wurden bei gut 11.000 beziehungsweise 5600 Probanden Proben erhoben. In Gemeinden, in denen sowohl Jungen wie Mädchen die Impfung erhielten, war die Herdenimmunität am größten. „Acht Jahre nach der Impfung zeigten die Gemeinden mit Gender-neutralen Impfungen die am stärksten anhaltende Beseitigung aller besonders stark krebserzeugenden HPV-Typen, gegen die die Impfungen sich richten oder für die es einen kreuzweisen Schutz gibt“, schreibt das Team in der Studie.

Gleichzeitig untersuchte es zahlreiche andere HPV-Typen – und fand, dass in den Gemeinden mit hohem Impfschutz die als weniger gefährlich kategorisierten Varianten sich tendenziell stärker ausbreiteten, die ökologische Nische sozusagen nutzten. Es stelle sich ein neues Gleichgewicht der HPV-Typen ein, auf die der Impfstoff nicht abzielt, erklärt der an der Studie beteiligte Genetiker Ville Pimenoff. Er betont, dass dies nicht das Krebsrisiko erhöhe.

Dass sich andere HPV-Typen in geimpften Gemeinschaften durchsetzen, sei „nicht sehr überraschend“, erklärt die Virologin Ulrike Wieland von der Uniklinik Köln gegenüber dem deutschen Science Media Center zur aktuellen Studie – sie ist auch Leiterin des Nationalen Referenzzentrums für Papillom- und Polyomaviren. Die Studie sei komplex und aufwendig gestaltet, die Nachbearbeitungszeiten von vier und acht Jahren sinnvoll gewählt. Das aktuelle Verfahren zum Screening auf HPV brauche zunächst nicht überdacht zu werden. „Frauen unter 35, egal ob geimpft oder ungeimpft, sollten routinemäßig nicht auf HPV gescreent werden, da sie zu häufig ohne Krankheitswert positiv wären“, sagt Wieland.

Deutlicher Rückgang in Deutschland

Hierzulande empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung gegen HPV bei Mädchen wie Jungen ab einem Alter von neun Jahren – falls diese nicht bis zum Alter von 14 Jahren erfolgt, sollte sie nach der STIKO-Empfehlung bis zum Alter von 17 Jahren nachgeholt werden. Die Impfung von Jungen kann diese auch direkt schützen, da der Impfstoff auch bei ihnen Infektionen vorbeugt, die zu Tumoren an den Genitalien, am Kopf oder Hals führen können. Seit 2015 ist ein Impfstoff zugelassen, der nicht nur vor den gefährlichsten HPV-Typen schützt, sondern vor insgesamt neun Varianten.

In Deutschland werden ohnehin deutlich weniger HPV-Impfungen verabreicht als von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen, gleichzeitig waren die Zahlen zuletzt deutlich rückläufig. Während im Jahr 2020 laut einer Marktforschungserhebung namens IQVIA Pharmascope Vaccine rund 1,8 Millionen Einheiten durch öffentliche Apotheken abgegeben wurden, fiel diese Zahl im Jahr 2021 auf rund 1,6 Millionen, im Jahr 2022 auf 1,3 Millionen. Im Jahr 2023 wurde hiernach bis September rund eine Million Einheiten abgegeben.

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